MBA Business Schools in der Sinnkrise

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Platz 3: Insead, Frankreich

Das Aspen-Institut, ein angesehener amerikanischer Thinktank, hat Daten über mehr als 120 Business Schools weltweit gesammelt. Immer mehr Schulen machen demzufolge Kurse mit gesellschaftlichen Inhalten zur Pflicht – immerhin schon etwa zwei Drittel. Das Angebot an Umweltthemen hat in den vergangenen drei Jahren um 20 Prozent zugenommen. Insgesamt mehr als ein Viertel bietet sogar einen Schwerpunkt in den Bereichen Soziales oder Umweltmanagement an.

Die Schulen müssten den Studenten „Verantwortung und Ethik“ beibringen, fordert Robert J. Dolan, Dekan der Ross School of Business im US-Bundesstaat Michigan. Was passiert, wenn solche Qualitäten nicht vorhanden sind, konnte man in den vergangenen Monaten eindrucksvoll beobachten – prominente Beispiele für Manager-Versagen gibt es zuhauf.

Gescheiterte Spitzenkräfte mit Eliteabschluß

Richard Fuld etwa, Ex-Chef der insolventen Investmentbank Lehman Brothers, machte seinen MBA einst an der Stern School of Business in New York. John Thain, ehemals Vorstandsvorsitzender von Merrill Lynch, konnte die Investmentbank nur durch Fusion mit der Bank of America vor dem Untergang retten. Dann musste er seinen Hut nehmen. Immerhin der MBA der renommierten Harvard Business School (HBS) wird ihm bleiben. Und der Chef der Citigroup, Vikram Pandit, führte die einst größte Bank der Welt in Milliardenverluste. Er besitzt einen Doktortitel und MBA der Columbia Business School. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. 

Die Elite-Schulen sind Symbole — für ein System, in dem eine elitäre, teure Ausbildung über Netzwerke und Status beruflichen Erfolg versprach, quasi automatisch. Viele Universitäten werden nun einen neuen Weg einschlagen: mehr Praxis, mehr Bildung, mehr Diskussion. 

Dieser Wandel stellt einen Standard der MBA-Ausbildung infrage — die Fallstudie. Komplex und raffiniert aufgebaut, aber dennoch zu statisch, zu weit weg von der Wirklichkeit, lautet die Kritik. Der Trend geht in eine andere Richtung: Studenten sollen eigene Erfahrungen sammeln, am besten schon vor dem Studium oder in Praktika, die wirklich fordern. Die besten Fälle sollen dann diejenigen sein, die die Studenten selbst mitbringen. Mit echten Herausforderungen und Konflikten — auch Scheitern ist erlaubt. All das können Fallstudien nicht bieten.

Henry Mintzberg zieht schon seit Langem gegen die klassische Manager-Ausbildung zu Felde. Der Autor des Buches „Managers, not MBAs“, der in Kanada an der McGill-Universität lehrt, untersuchte vor einigen Jahren die Werdegänge von 19 Vorständen, allesamt HBS-Absolventen. Das erschütternde Ergebnis: Zehn von ihnen mussten wegen Misserfolgs gehen oder führten ihre Unternehmen sogar direkt in die Pleite. Nur fünf machten anständige Arbeit. Nicht einen Pieps habe das damals ausgelöst, sagt Mintzberg heute.

Klar, 19 Manager mögen nicht repräsentativ sein – für eine so berühmte Institution wie Harvard sind es jedoch 19 zu viel. Mintzbergs Credo ist seitdem dasselbe geblieben: „Management ist Praxis. Kein Manager, geschweige denn eine Führungspersönlichkeit, wurde jemals im Hörsaal geschaffen.“ Programme, die das behaupten, verleiteten die Studenten bloß zur Überheblichkeit.

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