Supermaster-Wettbewerb „Studierende müssen zwei gegenläufige Dinge unter einen Hut kriegen“

Willi Rugen, Präsident des Bundesverbands deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb). Quelle: Presse

Um den Supermaster-Wettbewerb zu gewinnen, muss eine Abschlussarbeit relevant und innovativ sein, findet Willi Rugen. Im Interview erklärt er, wie Studierende das richtige Thema finden – und warum sie auf dem Arbeitsmarkt davon profitieren.

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Willi Rugen ist Bankmanager im Ruhestand, geschäftsführender Gesellschafter seiner Beteiligungsgesellschaft und Präsident des Bundesverbands deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb).

WirtschaftsWoche: Herr Rugen, Ihr Verband kürt gemeinsam mit der WirtschaftsWoche beim Supermaster-Wettbewerb die beste wirtschaftswissenschaftliche Masterarbeit. Was erwarten Sie von herausragenden Bewerbern?
Willi Rugen: Für alle Masterarbeiten gilt, dass sie eine Problemlösung aufzeigen sollten, die systematisch entwickelt wurde und auf einer wissenschaftlich fundierten Methode basiert. Als herausragend würde ich bewerten, wenn das Thema so relevant und die Arbeit so innovativ ist, dass sie zumindest potenziell einen Impact hat, also konkrete Auswirkungen in der Praxis oder sogar einen Einfluss auf die wissenschaftliche Debatte.

Was wären für Sie als Jurymitglied die relevantesten Themen?
Da kann und will ich mich gar nicht festlegen. Denn bei vielen Themen ist es so, dass sie auf den ersten Blick sehr spezifisch erscheinen. Erst mal muss man überhaupt verstehen, um was es geht. Dann wundert und fragt man sich, wie der Autor wohl darauf gekommen ist und ob sich die Lektüre überhaupt lohnt. Beim Lesen merkt man dann erst, wie wichtig das Thema ist. Das fasziniert mich.

Worüber haben Sie Ihre Abschlussarbeit geschrieben?
Es ging um Finanzzuweisungen an Gemeinden im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs. Eigentlich ganz spannend und auch heute noch ziemlich aktuell.

Spiegeln sich auch heute gesellschaftliche Trends in den Masterarbeiten?
Ja, zum Beispiel berühren viele Arbeiten die Felder Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das ist schon seit einigen Jahren so und das ist auch kein Wunder: Denken Sie nur an Fintechs, Legaltechs oder Blockchain-basierte Geschäftsmodelle. In diesen Bereichen gibt es noch viel zu erforschen, aber auch gute Aussichten auf eine spannende Karriere. Auch die Studie des jüngsten Supermaster-Gewinners Florian Molder basierte auf der intelligenten Nutzung von Daten und technischen Möglichkeiten, die es ohne die Digitalisierung gar nicht geben würde.

So viel Arbeit, so wenig Aufmerksamkeit: Die meisten Masterarbeiten verschwinden nach dem Abschluss auf ewig in der Versenkung. Schade eigentlich! Deshalb starten wir erneut den Wettbewerb zum „Supermaster“.

Sein Beispiel zeigt, dass auch in Abschlussarbeiten nützliche, praktische Erkenntnisse für Unternehmen stecken können. Ist das eher eine Ausnahme oder die Regel?
Es kommt drauf an, das ist der wichtigste Satz in der Wirtschaftswissenschaft. Eigentlich werden ja schon sehr viele empirische und praxisorientierte Arbeiten geschrieben, die entsprechend nützlich sein sollten. Und oft können damit konkrete Probleme gelöst werden, die sich in der betrieblichen Praxis gestellt haben. Mein Sohn ist zum Beispiel durch seinen Mentor auf ein Thema aufmerksam geworden und konnte seine Ergebnisse am Schluss vor dem Unternehmensvorstand präsentieren. Problematisch wird es für mich, wenn die Ergebnisse so eng mit dem Geschäftsmodell verbunden sind, dass sie vertraulich behandelt werden müssen. Zumindest an staatlichen Universitäten und öffentlichen Hochschulen sollte man doch davon ausgehen dürfen, dass alle Forschungsergebnisse für die Öffentlichkeit und vor allem für die wissenschaftliche Community zugänglich sind. Sonst wird es schwierig mit dem Fortschritt.

Wenn das Thema einmal feststeht, kommt die eigentliche Arbeit. Wo sehen Sie da die größten Schwierigkeiten für Studierende?
Ich glaube, die größte Herausforderung besteht darin, dass die Studierenden zwei gegenläufige Dinge unter einen Hut kriegen müssen. Zuerst muss man das Thema so fokussieren, dass es klar formuliert und in wenigen Monaten zu bearbeiten ist. Am Schluss will man aber trotzdem zu generalisierbaren Ergebnissen kommen, die über den analysierten Einzelfall oder über das Teilproblem hinaus Gültigkeit haben. Das ist anspruchsvoll.

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von Lena Bujak, Mareike Müller, Jan Guldner

Diesem Anspruch gerecht zu werden, bedeutet auch großen Aufwand. Zahlt sich eine gute Masterarbeit denn auch bei späteren Bewerbungen aus?
Natürlich gibt es Fälle, da passt das Thema der Masterarbeit genau zum Arbeitgeber oder sogar zu der ausgeschriebenen Stelle. Wenn man davon ausgehen kann, dass das Unternehmen unmittelbar davon profitiert, dann kann die Masterarbeit oder das damit entwickelte Fachwissen schon ausschlaggebend sein. Grundsätzlich achten Arbeitgeber aber mehr auf die Persönlichkeit. Es ist ja absehbar, dass die eingestellte Person später auch mit ganz anderen Problemstellungen konfrontiert wird. Als Bewerber sollte man möglichst breit aufgestellt sein, um den Wertschöpfungsprozess im Unternehmen auf allen Ebenen voranzubringen.

Und wenn man eine Karriere in der Forschung anstrebt?
Für eine wissenschaftliche Laufbahn ist die Masterarbeit natürlich essenziell. Man kann hier schon den Grundstein für die Dissertation oder andere Publikationen legen, an denen man später gemessen wird. Im Idealfall ergeben sich beim Verfassen der Masterarbeit auch schon persönliche Kontakte, die zu gemeinsamen Publikationen führen können. Oder Praxiskontakte, auf die man später wieder zurückgreifen kann, um Primärdaten zu generieren und Fallstudien weiterzuentwickeln.

So viel Arbeit, so wenig Aufmerksamkeit: Knapp 138.000 Studenten haben im vergangenen Jahr den Master an einer deutschen Hochschule gemacht – doch die meisten Masterarbeiten verschwinden nach dem Abschluss auf ewig in der Versenkung. Schade eigentlich. Denn tatsächlich schlummern in vielen Arbeiten wertvolle Ideen – und diese Ideen haben eine Bühne verdient. Deshalb suchen wir auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte den „Supermaster“. Jetzt bewerben!

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