Unternehmen sind bei der Suche nach Fachkräften mehrfach gefordert: Knapp ist die Zahl der potentiellen Mitarbeiter, dazu stellen sie immer neue Ansprüche und lassen sich immer häufiger bitten. Die Konkurrenz schläft nicht und schnappt einem Unternehmen womöglich in letzter Minute den Top-Kandidaten mit einem noch attraktiveren Angebot weg. Bei alldem macht die Digitalisierung es notwendig, die Bewerbungsprozesse zugänglicher, bequemer und schneller zu gestalten – bis hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz, deren Implementierung Personalabteilungen vor neue Herausforderungen stellt.
Und jetzt auch noch dies: Bewerber werden einer Studie zufolge auch noch immer ungeduldiger.
Für die Studie hat der Personaldienstleister Robert Half im Dezember vergangenen Jahres 164 Finanzdirektoren von Unternehmen in Deutschland befragt. „Wir stellen fest, dass Unternehmen immer mehr Zeit benötigen, um sich für einen Bewerber zu entscheiden“, sagt Sladja Petkovic, der Geschäftsführer des Personaldienstleisters. Die Gründe dafür seien einerseits gestiegene Ansprüche der Bewerber, andererseits oft langwierige Prozesse. „Die Folge: Kandidaten springen ab“, so Petkovic.
Weshalb, glauben Sie, sind Bewerber aus dem Finanzbereich während des Einstellungsverfahrens ungeduldiger? (Frage an 164 Leiter von Finanzabteilungen in Unternehmen) | Zustimmung in Prozent |
Die Einstellung der Bewerber hat sich verändert | 55 |
Die Bewerber können aus mehreren Jobangeboten wählen | 52 |
Die Zahl der Bewerbungsrunden hat sich erhöht | 37 |
Der Einstellungsprozess hat sich verlängert | 17 |
Die befragten Finanzdirektoren sehen den Hauptgrund für die Ungeduld der Bewerber bei diesen selbst und nicht bei den Unternehmen. Demnach sind 55 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Einstellung der Bewerber verändert habe. 52 Prozent erklären, die Bewerber könnten häufiger aus mehreren Jobangeboten wählen. Hausgemacht aus Sicht der Unternehmen ist die erhöhte Zahl der Bewerbungsrunden als Ungeduldsfaktor – 37 Prozent gaben dies an. 17 Prozent räumen ein, der Bewerbungsprozess habe sich verlängert.
Die Gründe hin oder her: Wachsende Ungeduld bei Bewerbern erfordert Gegenmaßnahmen. Sinkt die Bereitschaft, auf Rückmeldung eines Unternehmens zu warten, bedeutet das im schlimmsten Fall weniger und weniger qualifizierte Neueinstellungen verbuchen zu können. Verschleppte Rekrutierungsprozesse halten Projekte im Unternehmen auf und senken die Qualität seiner Dienstleistungen.
Personalentscheider müssen in so einem Fall prüfen, wie sie den Rekrutierungsvorgang verbessern können. Das beginnt bei der Bewerberauswahl, betrifft den Einstellungsprozess, also Kontaktaufnahme, etwaige Tests, Assessment-Verfahren und Vorstellungsgespräche, und vor allem die Phase der Entscheidungsfindung.
So optimieren Sie den Rekrutierungsprozess
Bei der Stellenausschreibung sollten Sie von Beginn an hinterfragen, ob das Angebot an Bewerbern zu den Anforderungen in der Abteilung passt. Die Digitalisierung führt zu Veränderungen: Jobinhalte fallen weg oder Tätigkeiten verändern sich. Hierbei reicht es nicht, alte Ausschreibungen für neue Stellen wiederzuverwerten, sondern der Bedarf sollte individuell bestimmt werden.
Zudem ist es sinnvoll, zu messen, wie viel Zeit zwischen der initialen Stellenausschreibung bis zur Vertragsunterzeichnung der gewählten Kandidaten vergeht. Sind die Besetzungszeiträume zu lang, sollten Sie den Recruiting-Prozess verschlanken. Bewerber erwarten innerhalb weniger Wochen eine Entscheidung.
Die One-Klick-Bewerbung, bei der Kandidaten sich direkt bewerben können, vereinfacht den Prozess für Bewerber an vielen Punkten. Auch bietet es sich bei einigen Jobs an, anstelle umfangreicher Bewerbungsunterlagen zunächst nur den Lebenslauf anzufordern.
Bekommen Bewerber immer in einem angemessenen Zeitraum eine Reaktion auf ihr Anschreiben oder das Einstellungsgespräch? Zwischen dem Eingang der Bewerbung und der Einladung der Kandidaten sollte nicht mehr als eine Woche vergehen. Kommt es doch zu Verzögerungen, nehmen Bewerber diese eher in Kauf, wenn die Personalabteilung in engem und regelmäßigem Austausch mit ihnen steht.
Überprüfen Sie, ob die Anzahl der Gesprächsrunden reduziert werden kann. Ist der Zeitpunkt für die Auswahl gekommen, treffen Sie Ihre Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten schnellstmöglich.