
Chinesische Investoren sind der geplanten Übernahme des deutschen Roboterbauers Kuka AG einen großen Schritt näher gekommen. Der deutsche Technologiekonzern und Kuka-Großaktionär Voith wird nach eigenen Angaben seine Kuka-Anteile an den chinesischen Investor Midea verkaufen.
Damit hat sich eine Hoffnung der IG Metall zerschlagen: Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek hatte kürzlich betont, er hoffe, dass Voith und der zweite deutsche Großaktionär, die Friedhelm-Loh-Gruppe aus dem hessischen Haiger mit zehn Prozent, ihre Anteile behalten. Dies wäre "ein wichtiges Signal für die Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft und gegen kurzfristiges Gewinnstreben", sagte Leppek, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef bei Kuka ist.
Nachhaltige Unternehmen sind erfolgreicher
Letzteres passe gut in die Zeit, sagt Didier Cossin, Professor für Finance and Governance an der Schweizer Business School IMD. Die Mehrheit der Unternehmen denke nur noch bis zu den nächsten Jahreszahlen, so seine Beobachtung. Allgemein sei die Wirtschaft sehr kurzfristig orientiert. Gibt der Umsatz während eines Monats ein bisschen nach, wetzten Aktionäre, Konkurrenten und Analysten schon die Messer, die Unternehmensführung müsse sich rechtfertigen. Für ihn verhältnismäßig unverständlich: "Sie verkaufen doch auch ihr Haus nicht, weil dessen Wert wegen irgendwelcher Marktschwankungen in den letzten zwei Wochen gefallen ist."
Außerdem seien nachhaltig wirtschaftende Unternehmen in der Regel profitabler als die, die nur auf den schnellen Gewinn aus seien. Und das nicht nur lang- sondern sogar kurzfristig.
Nachhaltige Unternehmen in der Textilbranche
Jedes Jahr untersuchen die Marktforscher von Facit Research zusammen mit der Werbeagentur Serviceplan und der WirtschaftsWoche, wie die Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit bei den Verbrauchern abschneiden. Dazu haben die Experten dieses Mal 9800 Personen online zu 105 Marken befragt. Die Ergebnisse werden im Sustainability Image Score (SIS) angegeben.
SIS 2016 | Unternehmen |
45,2 | Primark |
SIS 2016 | Unternehmen |
49,9 | Kik |
SIS 2016 | Unternehmen |
57,0 | H&M |
SIS 2016 | Unternehmen |
59,3 | Takko |
SIS 2016 | Unternehmen |
64,1 | Deichmann |
SIS 2016 | Unternehmen |
65,2 | P&C |
SIS 2016 | Unternehmen |
65,4 | C&A |
SIS 2016 | Unternehmen |
69,0 | Adler |
SIS 2016 | Unternehmen |
70,0 | Otto |
Das zeigen auch die Ergebnisse der Unternehmen, die regelmäßig die internationalen Nachhaltigkeits-Rankings anführen, wie Henkel, BMW, SAP, Siemens oder Umicore. Letztere sind eine große Nummer in Sachen saubere Technologien. Einen Großteil ihres Umsatzes machen die Spezialisten aus Brüssel mit Katalysatoren für Autos und Lkw, sie stellen Komponenten für Photovoltaikmodule her und haben den weltweit ersten Recyclingprozess für moderne Batterien etabliert. All diese Unternehmen finden sich unter den 100 nachhaltigsten Konzernen der Welt, einem Ranking der kanadischen Analysefirma Coporate Knights oder dem Dow Jones Sustainability Index. Und keines davon schreibt rote Zahlen - auch nicht kurz- oder langfristig, wie Coporate Knights bestätigt.
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?
Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Nachhaltigkeit? Genügt es, die Fabrikabfälle nicht heimlich im Wald abzuladen oder die Abwässer nicht in den nächsten Fluss zu kippen? Oder muss eine Solaranlage aufs Dach der Produktionshalle? Der örtliche Kindergarten finanziell unterstützt werden?
Das verstehen die Deutschen unter Nachhaltigkeit
Die Initiative Deutschlandsiegel fragte zwischen dem 30. April und 21. Mai 2016 1000 Bundesbürger aus Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München zwischen 15 und 75 Jahren, was sie mit dem Begriff "Nachhaltigkeit" verbinden.
...der Befragten denken bei "Nachhaltigkeit" an "faire Arbeitsbedingungen".
...verbinden "Nachhaltigkeit" mit dem Kauf regionaler Produkte.
...hatten andere/weitere Assoziationen zu dem Thema.
...sind der Meinung, "Nachhaltigkeit" habe etwas mit Müllvermeidung und Recycling zu tun.
...der Umfrageteilnehmer verbanden Umweltschutz mit "Nachhaltigkeit".
...assoziierten "Nachhaltigkeit" mit der Schonung von Ressourcen.
...denken bei "Nachhaltigkeit" vor allem ans Stromsparen.
Per Definition geht es bei nachhaltiger Unternehmensführung immer um das Ziel, Ökonomie, Ökologie sowie gesellschaftliche und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen. Nach Cossins Meinung hängt davon die Zukunftstauglichkeit jedes Unternehmens ab. Sein Team hat besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen mit kurzfristig planenden Betrieben verglichen und vier Merkmale herausfiltern können, die nachhaltige Betriebe mit einem sozialen Gewissen ausmacht:
- besagte höhere Produktivität beziehungsweise Profitabilität
- eine Führungsmentalität, die konservative Werten und Innovationsfreude vereint
- ein fünf mal höheres Budget für Forschung und Entwicklung
- eine ganz andere Sprache
"Man kann die nachhaltigen Unternehmen schon an ihrer Sprache erkennen", bestätigt Cossin. Insgesamt haben er und sein Team 1,5 Millionen Worte ausgewählter Unternehmen miteinander verglichen, darunter Firmen wie Lehmann Brothers, Goldman Sachs oder JP Morgen, aber auch Tata, Microsoft oder GM. Dabei habe es große statistische Differenzen gegeben: Nachhaltige und langfristig orientierte Unternehmen benutzen in ihren Mitteilungen an Mitarbeiter und Aktionäre sowie auf ihren Webseiten Worte wie "Dekade", "Zukunft", "Reife", "Jahre".
In der Kommunikation der kurzfristig agierenden Betrieben dominieren dagegen Begriffe wie "täglich", "schnell", "wöchentlich" oder "dringend". Darüber hinaus habe sich auch ein Zusammenhang zwischen der in der Unternehmenskommunikation verwendeten Sprache und dem ergeben, was die Mitarbeiter sagen, so Cossin.
Nachhaltige Unternehmen in der Automobilbranche
Jedes Jahr untersuchen die Marktforscher von Facit Research zusammen mit der Werbeagentur Serviceplan und der WirtschaftsWoche, wie die Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit bei den Verbrauchern abschneiden. Dazu haben die Experten dieses Mal 9800 Personen online zu 105 Marken befragt. Die Ergebnisse werden im Sustainability Image Score (SIS) angegeben.
SIS 2016 | Unternehmen |
59,7 | Volkswagen |
SIS 2016 | Unternehmen |
62,2 | Opel |
SIS 2016 | Unternehmen |
65,9 | Ford |
SIS 2016 | Unternehmen |
67,3 | Renault |
SIS 2016 | Unternehmen |
69,3 | Audi |
SIS 2016 | Unternehmen |
69,6 | Nissan |
SIS 2016 | Unternehmen |
70,2 | Mercedes Benz |
SIS 2016 | Unternehmen |
72,1 | Toyota |
SIS 2016 | Unternehmen |
74,5 | BMW |
"Unternehmer A benutzt häufig Begriffe wie Longterm, Jahre, Dekade und seine Mitarbeiter sprechen viel von Karriere, Vielfalt und Weiterbildung. Unternehmer B kommuniziert dagegen Begriffe wie heute, Shortterm, Monate und seine Mitarbeiter sprechen viel von Entlassungen, Bewertungen, Ersetzt werden." Die Ergebnisse dieser Forschung haben Cossin und Ong Boon Hwee, CEO des in Singapur ansässigen Stewardship Asia Centre, in einem Buch veröffentlicht.
Grundsätzlich, so Cossin, könne jedes Unternehmen nachhaltig arbeiten. Die Branche spiele dabei keine Rolle, es komme vielmehr auf die Persönlichkeit des CEOs und auf die Unternehmensform an. "Starke Führungspersönlichkeiten mit starken Werten führen in der Regel auch nachhaltige, profitable Unternehmen." Es müssen natürlich die richtigen Werte sein, so Cossin. "Henry Ford hatte auch sehr starke Werte, er war vor allem aber ein bekennender Antisemit."
Diesen Hang, soziale Verantwortung zu übernehmen und sich auch über das eigene Unternehmen hinaus zu engagieren, könne man jedoch trainieren - oder zumindest das eigene Verhalten in die Richtung gehend beeinflussen, so Cossin. Auch wenn es natürlich nicht so einfach sei, wie eine Weiterbildung im Controlling. "Wir geben hier keine Erfolgsrezepte - auch sozial engagierte und nachhaltige Unternehmen können scheitern und tun dies auch. Alles was wir hier sagen, ist: Sollten wir nicht ein bisschen mehr auf unsere Umwelt achtgeben?"