
Der Astronaut ist out. In den Siebzigerjahren war er für fast jedes Kind noch das große Vorbild – heute zählt der Mann auf dem Mond beim Nachwuchs nicht mal mehr zu den zehn begehrtesten Berufen.
Zu diesem Ergebnis kam das Münchner Marktforschungsinstitut Iconkids & Youth vor gut einem Jahr. Knapp 700 Sechs- bis Zwölfjährige gaben damals Auskunft darüber, womit sie später ihr Geld verdienen wollten.
Zwar träumt jeder Sechste von einer Karriere als Profifußballer. Doch unter die Top Ten kamen auch Berufe, die man dort nicht unbedingt erwarten würde: Ingenieure landeten auf Platz fünf, Forscher auf Platz sechs, Lehrer auf dem achten und Ärzte auf dem neunten Platz.
Die beliebtesten Abschlüsse
Auch wenn die Bachelor-Abschlüsse in Deutschland eingeführt wurden, um der Wirtschaft besser spezialisierte Arbeitskräfte zuzuführen - als High Potentials gelten die Bachelor-Studenten nicht. Zumindest nicht bei den Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Erstaunlicherweise sind auch die Uniabgänger mit Doktortitel nicht Arbeitgebers Darling. Ähnlich wie die Bachelor-Studenten rangieren Promovierte eher unter ferner liefen, wenn es um die Suche nach High Potentials geht.
Der Master-Abschluss ist besonders in Österreich beliebt. In der Schweiz gelten auch Fachhochschulabsolventen mit Master-Qualifikation als begehrte High Potentials.
In Deutschland ist das Diplom immer noch der am meisten angesehene Abschluss - Bologna-Reform hin oder her. 99 Prozent der befragten deutschen Chefs suchen Uniabsolventen mit Diplom.
Die Umfrage zeigt: Kindheitsträume werden immer früher von realistischen Planungen für die spätere Karriere abgelöst – die Arbeitnehmer von morgen machen sich bereits heute ernste Gedanken über ihre Zukunft.
Wo aber gibt es die Jobs von morgen? Welche Fachrichtungen und Qualifikationen werden in den nächsten Jahren vor allem gefragt sein? Und welche Branchen haben besonders großen Bedarf an neuen Mitarbeitern?
Um diese Fragen zu beantworten, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos exklusiv für die WirtschaftsWoche in den vergangenen Wochen Tausende von Datensätzen analysiert. Das Ergebnis: die 100 begehrtesten akademischen Berufe der Zukunft.
Angeführt wird die Liste von Lehrern, Ärzten und Ingenieuren. Wer es in diesen Fächern durchs Studium schafft, dürfte bei der Jobsuche in den kommenden Jahren keine großen Probleme haben.
Die großen Karriere-Irrtümer
Viele ambitionierte Menschen verlassen sich auf logisch erscheinende Theorien, die nur auf Erfahrungen Einzelner basieren. Natürlich gibt es auch nützliches Erfahrungswissen, aber ohne psychologische Reflexion und systematische Aufbereitung bleibt es Einzelwissen.
Beim Mentoren-Prinzip fördern erfolgreiche Top-Manager ihre jüngeren, unerfahrenen Kollegen. Der Mentor will dem Mentee nach bestem Wissen und Gewissen sagen, „wo es lang geht“. Ist der Mentor gut, schrumpft das Wissensgefälle nach kurzer Zeit – und damit auch die Wichtigkeit des Mentors. Dieser wird dann oft wütend und eifersüchtig und ist versucht, die Karriere seines Schützlings zu hemmen.
Es ist eine verbreitete, aber falsche Annahme, dass Chefs offene und konstruktive Kritik benötigen, um besser zu werden. Denn diese wirkt sich oft desaströs auf die Karriere des Kritisierenden aus. Zumindest unbewusst will sich kein Chef Kritik anhören, schon gar nicht in seiner Position.
Es ist die Haltung des Gebens, die zum Erfolg und damit zur Karriere führt. Auch als unerfahrener Mitarbeiter kann man seinem Mentor etwas „geben“. Anstatt eine Beziehung zu seinem Mentor anzustreben, in der man nur selbst profitieren will, macht man seinem Vorbild Komplimente, zeigt seine Bewunderung und bittet um Rat und Hilfe.
Man muss nicht unbedingt mehr im Unternehmen arbeiten, wenn man höherwertige Positionen im Unternehmen erreicht. Top-Manager müssen vor allem die Verbindung zwischen der eigenen beruflichen und privaten Person intensivieren und als Persönlichkeit auf das Unternehmen wirken und dieses repräsentieren.
Karrieren hängen nicht von einzelnen Situationen ab, sondern entwickeln sich über einen langen Zeitraum. Bei Entscheidungen unter Zeitdruck ist es unerlässlich, innezuhalten. Je länger sie pausieren, ohne nachzudenken, umso unwahrscheinlicher ist eine Fehlentscheidung.
Talent ist zu vernachlässigen, wenn alle anderen Dimensionen für eine Karriere – wie das Streben nach höchstem Können und eine stabile Psyche – stimmen.
Die individuelle Karriere folgt keiner Normalverteilung. Für sie gibt es keine berechenbare Wahrscheinlichkeit. Die realen Einflussgrößen sind Widerstände und Krisen, die zu bestehen sind und an denen man wachsen kann.
Wer das System Karriere nicht durchschaut, hält die Erfolge seiner Karriere für Zufall. Es ist jedoch nicht Glück, sondern der autonomer Wille der Ambition – also harte Arbeit unter der Regie seiner Ziele.
Erst Ende November warnte etwa die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erneut vor dem drohenden Lehrermangel: Mehr als 33 000 Pädagogen gingen bald jährlich in Rente – und noch stünden nicht genügend junge, voll ausgebildete Nachfolger bereit, diese Lücke zu schließen.
Ganz ähnlich sieht es bei den Ärzten aus: Deren Berufsverbände erinnern regelmäßig an den Engpass bei Medizinern. Bis zum Jahr 2020 müssten allein im ambulanten Bereich mehr als 50 000 Ärzte ersetzt werden, darunter knapp 24 000 Hausärzte.Nachfrage steigt
Diese Malaise ist vor allem altersbedingt: Im Jahr 2009 lag das Durchschnittsalter der Ärzte bei 51,9 Jahren. Jeder zweite der 150 000 niedergelassenen Ärzte ist über 55. Der Mangel sei „kein irgendwann zu erwartendes Phänomen, sondern droht akut“, sagte Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Und auch für IT-Spezialisten, Juristen, Physiker, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gilt: Die Nachfrage wächst stärker als das Angebot.
Übertriebene Euphorie? Keineswegs. Während Deutschland langsam, aber sicher aus dem Winterschlaf erwacht, häufen sich die guten Nachrichten auf dem Arbeitsmarkt.
Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen im Dezember 2010 im Vergleich zum Vormonat noch mal leicht an, weil viele Unternehmen wegen des strengen Winters die Arbeit ruhen ließen. Doch mit etwas mehr als drei Millionen Erwerbslosen zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im letzten Monat des Jahres 2010 rund 260 000 Arbeitslose weniger als ein Jahr zuvor. Und in der vergangenen Woche vermeldete das Statistische Bundesamt, dass im Jahr 2010 etwa 40,4 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland einen Job hatten – damit erreichte die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2010 einen neuen Rekordstand.
Es seien, so das Fazit von BA-Chef Frank-Jürgen Weise, „nur noch wenige Spuren der Krise spürbar“.