Luxus-Camping Wenn Camper Grillwürstchen gegen Gourmetküche tauschen

Einfaches Zelt, Schlafsack und die pure Natur? Die Zeiten sind vielerorts vorbei. Mit dem „Glamping“-Trend erobert auch ungewöhnliche Luxusausstattung die Campingplätze.

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Ein Luxuszelt mit Badewanne und Himmelbett wird auf der Reisemesse CMT in den Hallen der Messe Stuttgart ausgestellt. Quelle: dpa

Statt auf dem Boden liegen die Camper in Himmelbetten, haben eigene Toiletten und Küchen im Zelt, selbst das Frühstücksbrötchen bekommen sie geliefert. Was früher als Billigurlaub für Spontanreisende galt, ist heute eine hart umkämpfte Branche. „Glamping“ - glamouröses Camping - ist in Europa seit einigen Jahren im Trend. Nur die Deutschen finden erst allmählich Gefallen daran.

„Camping ist immer noch mit vielen Klischees verbunden: Mücken, versiffte Duschen und jede Menge Bier“, sagt Jeroen Callewaert von der Plattform Vacansoleil. Europaweit bietet das Portal rund 450 „Glampingplätze“ an, in Deutschland sind es jedoch lediglich 13.

Nur zögerlich investieren die Betreiber der Campingplätze in Golfplätze, 24-Stunden-Service oder Pool-Anlagen. „Viele Campingplätze haben noch keine „Glamping“-Standards. Ein Pool ist zum Beispiel in unserem Angebot Pflicht. „Glamping“ ist in Deutschland immer noch ein Nischenprodukt“, berichtet Callewaert.

Der neue Luxus auf dem Campingplatz
Sie sind die Königsklasse des Reisemobil-Baus, nicht nur in den Abmessungen, die teilweise denen eines ausgewachsenen Reisebusses ähneln. Die prestigeträchtigen Aushängeschilder der Branche bieten auch allen nur denkbaren Luxus, bis hin zu Garagen, in denen locker ein Kleinwagen – oder bei entsprechendem Geldbeutel auch ein hochpreisiger Sportwagen – Platz finden. Die Preise in dieser Klasse starten bei etwa 70.000 bis 80.000 Euro. Nach oben ist die Preisskala offen. Auch Millionen-Euro-Beträge werden für die Dickschiffe verlangt – und bezahlt. Quelle: Presse
Bei Bürstner war dem Grand Panorama keine allzu lange Verweildauer an der Spitze der Modellpalette gegönnt. Nach seinem Ausscheiden steht jetzt wieder der Elegance an der Spitze der Hierarchie der Kehler. Mit seinem Vorgänger hat er jedoch – ebenso wie der Aviano – beinahe nur noch den Namen gemeinsam ... Quelle: Presse
Zwischen 699 und 861 Zentimeter lang sind die vier Modelle des Elegance, basierend auf dem Fiat Ducato mit Tiefrahmen von Al-Ko. Quelle: Presse
Zwei Grundrisse bieten Einzelbetten im Heck, die beiden anderen offerieren Queensbetten. Die Preise starten bei 80.990 Euro. Quelle: Presse
Der Aviano, von Bürstner zwischen den Einsteiger-Integrierten Viseo und dem Elegance platziert, wird bei der Schwestermarke LMC im Münsterland gebaut. Quelle: Presse
Der Aviano bekommt neue, helle Möbel. Er tritt in der 3,5-Tonnen-Klasse an und ist ab 67.190 Euro zu haben. Quelle: Presse
Nach eigenen Angaben ist Carthago Marktführer bei den Integrierten in der Preisklasse ab 80.000 Euro. Aber auch die Einsteiger vernachlässigen die Aulendorfer nicht. Der C-Tourer Sport kommt auf der Basis des Fiat-Ducato- Flachrahmens mit etwas abgespeckter Ausstattung zum Kunden. Für 2016 kommt ein drittes Modell mit Queensbett im Heck dazu: Der C-Tourer Sport 144. Das Fahrzeug ist 699 Zentimeter lang und kostet 75.290 Euro.  Quelle: Presse

Normale Campingplätze erreichen beinahe jedes Jahr neue Bestwerte. Insgesamt verzeichneten die Betreiber nach Angaben des Bundesverbandes der Campingwirtschaft 2015 mehr als 29 Millionen Übernachtungen - das waren 4,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Acht Prozent aller Deutschen geben laut dem Statistischen Bundesamt an, im Sommer das Zelt dem Hotel-Pool zu bevorzugen - am liebsten in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.

Luxus und Hotelservice sind dennoch nur an wenigen Plätzen in Deutschland Standard. Die Campingbetreiber hätten besonders in den vergangenen fünf Jahren an der Qualität ihrer Plätze gearbeitet, sagt Viktoria Groß vom Deutschen Camping Club (DCC), der rund 110.000 Campingtouristen zu seinen Mitgliedern zählt. Nur an ausgewählten Campingplätzen gibt es WLAN, Flachbildschirme oder Gourmetköche, die am Lagerfeuer Mehr-Gänge-Menüs zubereiten.

Wo die Deutschen 2016 Urlaub im Ferienhäuschen machen
Ferienhäuser in Portugal Quelle: Mauro Rodriguez - Fotolia
Strandhäuser in den USA Quelle: claudia hake - Fotolia
Ferienhäuser in den Niederlanden Quelle: Frofoto - Fotolia
Kroatien Quelle: Bernd Guertler
Ferienhaus in Dänemark Quelle: dpa
Hallstatt Quelle: JFL Photography - Fotolia
Strandhaus Quelle: andrzej2012 - Fotolia

Gründe für das Umdenken seien lange Schlechtwetter-Perioden in Südeuropa oder Terrorgefahr an beliebten Reisezielen, sagt Groß. Vielen wollten deshalb nicht mehr lange um Voraus buchen, sondern lieber von heute auf morgen etwa mit ihren Wohnmobilen losziehen.

Trotzdem wollen etliche Camping-Urlauber nicht auf den Komfort der Hotels verzichten. Darauf setzen auch die Betreiber und Outdoor-Hersteller mit immer ausgefalleneren Angeboten: Fest installierte Holzhäuser in Fassform oder riesige Luxus-Wohnmobile mit eingebautem Whirlpool am Dach sind gefragt. „Campen und nebenan der eigene Golfplatz oder auch ein eigener Spa-Bereich - dabei hätte man vor ein paar Jahren noch den Kopf geschüttelt“, sagt Groß.

Wie wäre es mit „Glamping“ statt einer Hotelanlage?

Dafür seien die Deutschen auch bereit, einiges auszugeben. Ließ ein Urlauber laut einer Studie noch vor zehn Jahren durchschnittlich knapp 27 Euro am Tag auf dem Campingplatz, waren es 2010 schon knapp 46 Euro. Heute sind es bis zu 70 Euro, schätzt Groß. Bei Anbietern wie Vancansoleil ist es sogar das Doppelte. Im Schnitt gibt eine „Glamping“-Familie rund 1500 Euro für eine Woche in einem 80 Quadratmeter großen Safarizelt aus.

Zur wichtigsten Zielgruppe zählen die Familien - doch auch Skeptiker würden immer mehr Gefallen am „Glamping“ finden. „Durch das „Glamping“ kommen Menschen mit Camping in Berührung, die sonst damit nichts anfangen konnten“, erklärt Groß. „Die meisten wollen es einfach mal ausprobieren, langfristig aber sind die Deutschen noch weit entfernt, „Glamper“ zu sein. Dafür sind sie zu naturverbunden.“

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