Aktien, Anleihen, Gold

Komplizierte Börsenlage mit ein bisschen Hoffnung

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Nur weil die EZB Staatsanleihen kauft, tun das nicht auch Investoren

Die Nervosität der Anleger wurde dann noch durch den Anstieg der Inflation im Euroraum verstärkt, die bis dahin noch teilweise vorherrschenden Deflationserwartungen lösten sich auf. Ein Anziehen der Inflationsrate mit einer Rückkehr aus dem negativen Bereich war zwar eigentlich erwartet worden, hat dann aber doch zu einen Veränderung des Verhaltens der Investoren geführt. Allein die Tatsache, dass die EZB Anleihen der Euroländer kauft, reicht nicht mehr aus, dass die entsprechenden Investoren auch bei jedem Preisniveau bereit sind, diese Anleihen zu kaufen.

Vielmehr scheinen nun – früher als erwartet - auch wieder fundamentale Faktoren eine Rolle zu spielen. Zwar sind die Anleihemärkte aus fundamentaler Sicht immer noch sehr teuer, aber bis zu einem gewissen Grad haben wieder rationale Überlegungen ihren Weg in den Entscheidungsprozess gefunden. Dies ist sicherlich als eine sehr gute Entwicklung zu bewerten, da ansonsten die Absturzgefahr an den Anleihemärkten noch viel größer geworden wäre.

Fragen zum EZB-Anleihekaufprogramm

Die eigentlich wichtige Frage ist aber wie es weitergeht? Um diese Frage zu beantworten, benötigt man die obige Analyse. Nur dann, wenn man die Gründe kennt (oder zu kennen glaubt), kann man auf Basis dieser Analyse versuchen, eine Prognose abzuleiten.

Das Ende der Euphorie an der Börse

Wie mehrfach betont, hat sich an der fundamentalen Lage eigentlich nicht viel verändert. Die Weltkonjunktur ist auf niedrigem Niveau stabil, die Inflation steigt an, bleibt aber für die Notenbanken zu niedrig. Somit sollten die Notenbanken auch grundsätzlich an ihrem expansiven Kurs festhalten. Eine moderate Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank innerhalb der nächsten Monate sollte an diesem Bild nichts ändern.

Damit steht einer wieder freundlicheren Entwicklung an den Finanzmärkten eigentlich grundsätzlich nichts entgegen. Selbst die alten Höchststände an den Aktienmärkten können abermals erreicht werden. Denn die Gründe für einen Kursanstieg, wie die niedrigen Notenbankzinsen, eine stabile Entwicklung der Unternehmensgewinne sowie relativ hohe Dividendenrenditen sind weiterhin unverändert vorhanden.

Eine Euphorie wie in den vergangenen Monaten wird man wohl vorerst nicht mehr sehen. Es sollte jetzt jedem klar geworden sein, dass man auf diesen Niveaus die Aktien nicht mehr günstig kauft und sich jederzeit Rückschläge ereignen können. An den Anleihemärkten, insbesondere im Euroraum, sollte sich langsam wieder die Aktivität der EZB bemerkbar machen. Allerdings werden auch hier die Investoren viel vorsichtiger agieren, wenn die Preise zu stark steigen. Zudem kann hier die sehr geringe Liquidität zu einer grundsätzlich höheren Volatilität führen.

Insgesamt sollten die Märkte zunächst noch etwas unruhig sein, bis sich die Investoren in dem neuen Umfeld wieder sicherer fühlen und sich die Korrelationen wieder als belastbar erweisen. Dann kann man auch wieder mit steigenden Kursen rechnen. Trotzdem dürften wir uns dem Ende der Hausse nähern, denn die meisten großen Korrekturen wurden durch eine Straffung der Notenbankpolitik ausgelöst. Dieses Mal könnte der Auslöser die zunehmende Unwirksamkeit der Notenbankpolitik sein beziehungsweise ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik im Laufe des nächsten Jahres. Bis Ende des Jahres kann man aber zunächst noch einmal Kursgewinne erwarten.

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