Aktien-Check Deutsche Bank und Co. - was taugen Bankaktien?

Das Image von Banken ist nicht das Beste, trotzdem gehörten ihre Aktien zuletzt zu den viel gepriesenen Gewinnern der Börse. Wie viel dran ist am aktuellen Hype um die Papiere und wo wirklich Einstiegsmöglichkeiten bestehen.

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Die Erfolgs-Kurse der Bankaktien

Totgesagte leben länger. Ausgerechnet Bankaktien bewiesen zuletzt, dass an diesem Sprichwort durchaus etwas Wahres dran ist. Zuletzt gehörten die Papiere zu den Lieblingen der Investoren. In den letzten drei Monaten legten die Papiere der Deutschen Bank um mehr als zwölf Prozent zu. Bei der Commerzbank waren es sogar rund 37 Prozent. Auch bei amerikanischen Großbanken sieht es zur Zeit gut aus. Die Aktie der Bank of America legte im gleichen Zeitraum ebenfalls um rund 28 Prozent zu, bei JP Morgan Chase waren es immerhin mehr als acht Prozent.

Zur Erinnerung: Die Papiere der Commerzbank waren bereits auf dem guten Weg, ein Pennystock zu werden. Im Euro-Raum sind das  Aktien, die weniger als einen Euro wert sind. Auch Titel der Deutschen Bank hangelten sich lange von einem Tiefststand zum nächsten. Zu den Favoriten der Anleger gehörten die Finanztitel in den vergangenen Jahren auf jeden Fall nicht. Im Gegenteil – wer konnte, machte einen großen Bogen um die Papiere. Doch woher kommt die Wiedergeburt der Papiere?

Grundsätzlich profitiert die gesamte Branche vor allem von der aktuellen Entschärfung der Euro-Schuldenkrise. Spätestens seit Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Ende September verkündete, die Notenbank werde im Notfall unbegrenzt Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder kaufen, erholten sich die Kurse der Geldinstitute merklich. Einige Analysten sprechen schon vom Draghi-Effekt. „Bankenwerte waren durch die Schuldenkrise sehr stark belastet“, sagt Dieter Hein, Banken-Analyst bei Fairesearch. Zwar gehe es für die Titel schon eine Weile bergauf, dennoch seien die Papiere im Vergleich zu anderen Branchen immer noch ziemlich niedrig bewertet. Genau das macht sie zur Zeit für Anleger so attraktiv.

Milliardenklagen gegen Banken
Papiertüten mit dem aufgedrucktem Logo der Deutschen Bank Quelle: dpa
Logo der Royal Bank of Scotland (RBS) Quelle: dapd
A home for sale in Contra Costa County in the city of Antioch, California Quelle: dpa
A man walks past JP Morgan Chase's international headquarters on Park Avenue in New York Quelle: REUTERS
Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt die UBS teuer zu stehen. Die größte Schweizer Bank muss mit rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank jemals verdonnert wurde. Dutzende von Händlern und Mitarbeitern der Bank waren nach Erkenntnissen der Aufsichtsbehörden in die Manipulationen des Referenzzinses verwickelt. Sogar Schmiergeld wurde gezahlt, hieß es im Untersuchungsbericht der britischen Aufsichtsbehörde FSA. UBS habe in "schwerer Weise gegen Schweizerische Finanzmarktgesetze verstoßen", urteilte auch die Schweizer Bankenaufsicht FINMA. Das Kontrollsystem der Bank habe erhebliche Mängel aufgewiesen. Die Behörden fassten UBS erheblich härter an als die britische Großbank Barclays Bank, die ebenfalls wegen des Libor-Skandals eine hohe Strafe zahlen musste. Bankchef Sergio Ermotti, seit Herbst 2011 im Amt, bedauerte öffentlich dieses "unangemessene und unethische Verhalten zutiefst". UBS habe von sich aus bei den Behörden Meldung erstattet, nachdem sie das Fehlverhalten festgestellt habe. Es ist der zweite große Skandal für die Bank, nachdem der frühere UBS-Händler Kweku Adoboli vor mehr als einem Jahr gut 1,8 Milliarden Euro in den Sand setzte. Adoboli wurde inzwischen des Betrugs für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Affäre kostete den damaligen UBS-Chef Oswald Grübel den Posten. Die Schweizer Großbank musste auf Geheiß der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA eine Strafe von knapp 30 Millionen Pfund (36,7 Millionen Euro) zahlen, weil ihr die unautorisierten Handelstransaktionen von Adoboli nicht auffielen. Die FINMA will der Großbank künftig genauer auf die Finger schauen und schickt einen Aufpasser ins Haus. Quelle: dapd
JP Morgan mit Bear-Stearns-FluchIn der Finanzkrise rettete sich die Investmentbank Bear Stearns in die Arme des Branchenprimus JP Morgan. Jetzt könnte die Übernahme auf Geheiß der US-Regierung eine teures Nachspiel haben. Die US-Aufsichtsbehörde National Credit Union Administration (NCUA) verklagte JP Morgan im Dezember 2012 auf Schadenersatz in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar. Sie wirft Bear Stearns vor, mit Ramschhypotheken unterlegte Wertpapiere an vier Genossenschaftsbanken verkauft zu haben. Die vier Banken gingen nach hohen Verlusten mit den Papieren allesamt bankrott und mussten von der Aufsichtsbehörde abgewickelt werden. Die NCUA hatte JP Morgan bereits im Juni 2011 auf 1,4 Milliarden Dollar verklagt. Über die Zulassung der Klage wurde bislang noch nicht entschieden. Bisher konnte die NCUA von der Deutschen Bank, HSBC und der Citibank Schadenersatz in Höhe von 170 Millionen Dollar erstreiten. Verfahren gegen Barclays, Credit Suisse, Goldman Sachs, RBS, UBS und Wachovia sind noch offen. Im Oktober 2012 erhob der US-Generalstaatsanwalt Klage gegen JPMorgan Chase. Auch dabei ging es um hypothekenbesicherte Wertpapiere, deren Wert sich während der Finanzkrise nahezu in Luft auflöste. Anleger sollen durch die von Bear Stearns vermittelten Wertpapiere 22,5 Milliarden Dollar verloren haben. Am 19. November 2012 teilte JPMorgan mit, sich mit der US-Börsenaufsicht SEC auf einen Vergleich geeinigt zu haben: Gegen eine Strafzahlung von 297 Millionen Dollar (232 Millionen Euro) zieht die Behörde einen Schlussstrich unter das Verfahren. Quelle: REUTERS
Sal. Oppenheim: Milliardenrisiko für Deutsche BankVor dem Kölner Landgericht begann am 18. Dezember 2012 ein spektakulärer Schadenersatzprozess: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz fordert vom Bankhaus Sal. Oppenheim und dem Immobilienunternehmer Josef Esch Schadenersatz für ihr bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor, der einstigen Karstadt-Quelle AG, verlorenes Vermögen. Insgesamt beträgt der Streitwert 1,9 Milliarden Euro. Die Quelle-Erbin war einst eine der vermögendsten Frauen Deutschlands. Schickedanz wirft der Bank und ihrem ehemaligen Vermögensbetreuer Josef Esch und der einst schillernden Privatbank vor, sie falsch beraten und damit Vermögensbetreuungspflichten verletzt zu haben. Gleichzeitig sieht sich die Ex-Milliardärin aber mit Widerklagen der Bank und von Kreditbürgen in Höhe von rund 580 Millionen Euro konfrontiert. Das durch die Fehlspekulationen in Schieflage geratene Bankhaus gehört seit 2010 der Deutschen Bank. Im Februar oder März 2013 muss sich die einstige Führungsriege von Sal. Oppenheim zudem wegen besonders schwerer Untreue vor dem Kölner Landgericht verantworten. Angeklagt sind Christopher Freiherr von Oppenheim, Matthias Graf von Krockow und die Ex-Bank-Manager Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt sowie Josef Esch, der eng mit der Führung von Sal. Oppenheim zusammengearbeitet hatte. Ihnen wird vorgeworfen, der Bank mit Immobiliengeschäften einen zweistelligen Millionenschaden zugefügt zu haben. Die Beschuldigten bestreiten dies. Quelle: pressebild

Ähnlich sieht das Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank. "Finanztitel sind wegen der Finanz- und Schuldenkrise noch günstig. Und jede weitere Entspannung in der Euro-Krise wird ihre Kurse treiben, wie man in den vergangenen Monaten schon gesehen hat", sagte Stephan der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für den Strategen werden Banktitel die Gewinner des Jahres 2013. Und die Argumente sind nachvollziehbar. Denn während die Deutsche Bank bei immerhin rund 60 Prozent ihres Buchwerts notieren, sind es bei der Commerzbank nur 40 Prozent. Im Fall der spanischen Banken ist es sogar nur rund ein Drittel. Was Anleger allerdings bedenken sollten: "Das Kurs-Buchwertverhältnis ist ja nicht grundlos niedrig", sagt Michael Seufert, Analyst der Norddeutschen Landesbank (NordLB). Das Umfeld sei schließlich immer noch enorm schwierig, es sei unter anderem der Anlagenotstand, der Investoren zur Zeit in Bankaktien treibe.

Nichts für Sicherheits-Fanatiker

Für Sicherheits-Fanatiker sind die Papiere also nicht unbedingt geeignet. „Gerade bei Bankaktien hängt die Kursentwicklung entscheidend vom Verlauf der Euro-Schuldenkrise ab“, sagt Hein. Wer also davon ausgehe, dass die Schuldenkrise die Euro-Zone noch lange in Atem hält, sollte von Bankaktien unbedingt die Finger lassen. Anders sehe es dagegen für Anleger aus, die mit einer besseren wirtschaftlichen Lage in Europa rechneten – für sie könnten Bankaktien durchaus ein lohnendes Investment sein.

Politik als Kurstreiber

Banken-Aktien starten durch - Dax etwas schwächer

Mittlerweile sind es gerade im Bankensektor hauptsächlich politische Entscheidungen, die die Kurse befeuern oder fallen lassen. Ein Paradebeispiel für ein Politik-induziertes Kursfeuerwerk im Bankensektor erlebten Anleger am Montag. Nachdem der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht am Sonntag den Banken weltweit vier zusätzliche Jahre zum Aufbau eines Liquiditätspuffers eingeräumt hatte, schnellten die Börsenkurse der Institute vor allem in Europa in die Höhe. Zu Handelsbeginn gehörten Bank-Aktien europaweit zu den Favoriten der Investoren, Deutsche Bank und Commerzbank legten jeweils um mehr als drei Prozent zu.

Warum der Puffer die Kurse beflügelte

Die Liquiditätspuffer sollen schnelle Bankenpleiten verhindern. Damit den Instituten auch in Krisen das Geld nicht ausgeht, sollen sie einen Geld-Puffer für 30 Tage vorhalten. So bleiben Banken liquide, auch wenn die Kunden ihr Geld abziehen und die Kreditvergabe unter den Banken selber auch ins Stocken gerät. Da der Aufbau dieses Puffers gerade für Banken aus den südeuropäischen Krisenländern ein großer Kraftakt ist und viele Kapazitäten bindet, hat der Baseler Ausschuss die Frist verlängert. So soll vor allem der sich leise ankündigende Aufschwung nicht bedroht werden. Für die Banken bedeutet das nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr (freiwerdendes) Geld, was anderweitig angelegt werden kann.

Anleger sollten die Kehrseite der Medaille an dieser Stelle nicht aus den Augen verlieren. Denn natürlich können politische Entscheidungen nicht nur Kursfeuerwerke an den Börsen auslösen, sondern sie können gleichzeitig die Aktien der Branche auf Talfahrt schicken. Kaum ein Sektor ist zur Zeit so stark von Regulierungsmaßnahmen betroffen wie die Bankenbranche. Immer mehr Maßnahmen, die aus den Lehren der letzten Finanzkrise geboren wurden, werden wirksam oder zumindest vorbereitet.

Des einen Freud, des anderen Leid

Während Bankkunden die zusätzlichen Auflagen der Regulierer in der Regel begrüßen, da sie ihre Hausbank vor der Pleite schützen, drücken die Vorschriften bei den Banken selber auf die Profitabilität. Denn wenn Deutsche Bank und Co. ihre Geschäfte mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen, wie es die Regelungen zu Basel III vorsehen, dann sinken automatisch die Renditen für die Institute. Ein großer Gewinnschub ist daher mittelfristig im Bankensektor eher unwahrscheinlich. Ein eigens angetriebenes Kursfeuerwerk an den Börsen allerdings auch.

Zwischenfazit: Für Value-Investoren, die immer alles unter Kontrolle haben wollen, sind die Papiere nur bedingt geeignet. Für etwas risikofreudigere Anleger lohnt sich ein Blick auf die entsprechenden Einzeltitel.

Branchenprimus mit Imageproblemen

Wie deutsch ist die Deutsche Bank?
Anshu Jain Quelle: dapd
Jürgen Fitschen Quelle: dapd
Rainer Neske Quelle: unbekannt.
Stefan Krause Quelle: dapd
Stephan leithner Quelle: dpa
Stuart Lewis, Chief Risk Officer der Deutsche Bank Quelle: Presse
Henry Ritchotte Quelle: unbekannt.

Die Deutsche Bank machte zuletzt eher mit schlechten als mit guten Nachrichten von sich reden. Geldwäschevorwürfe beim Handel mit CO2-Zertifikaten mündeten in einer großen Razzia, selbst Co-Chef Jürgen Fitschen scheint verwickelt. Außerdem wirft ein ehemaliger Analyst der größten deutschen Bank Bilanzfälschung vor und das Institut hat den Prozess mit den Erben von Medienmogul Leo Kirch verloren - klingt nicht gerade nach einer Initialzündung für den Aktienkurs der Bank. Auf den ersten Blick hat all dies dem Papier allerdings auch nicht merklich geschadet. „Einiges haben die Märkte bereits antizipiert und in die Kurse eingepreist“, sagt Hein. Das gelte unter anderem auch für den verlorenen Kirch-Prozess, dessen Ausgang Investoren bereits erwartet hatten.

Auch zahlreiche Analysten erwarten für die Deutsche Bank-Aktie eine rosige Zukunft. Während das Papier aktuell bei rund 36 Euro notiert, halten einige die 40 Euro-Marke für ein realistisches Kursziel. Die Bank sei weiterhin attraktiv bewertet, schrieb beispielsweise Philipp Häßler, Analyst bei Equinet, in einer aktuellen Studie. Auch mit einer Kapitalerhöhung rechne er vorerst nicht. Risikofaktoren seien allerdings die laufenden Rechtsstreitigkeiten und Untersuchungen. Anleger, denen derartige Baustellen zu unsicher sind, sollten also eher einen Bogen um das Papier machen.

Für Analyst Hein ist ein weiterer Faktor entscheidend: das Investmentbanking. „Langfristig wird die Frage wichtig sein, wie Banken mit ihrer Investmentsparte umgehen“, sagt Hein. Denn viele Geldinstitute fahren in diesem ehemals hochprofitablen Bereich mittlerweile Verluste ein. Das liegt zum einen an den hohen Personalkosten, zum anderen an den zunehmenden Regulierungsvorschriften. Vor allem im Investmentbanking drücken die strengeren Eigenkapitalvorschriften nach Basel III auf die Renditen. Um dem entgegenzuwirken, schrumpfen die meisten Großbanken ihre Investmentabteilungen gerade zusammen, zahlreiche Banker müssen sich einen neuen Job suchen.

Hein rät daher, eher auf Aktien der Banken zu achten, die ihr Investmentbanking bereits deutlich reduziert haben und von diesem Bereich nicht mehr so stark abhängig sind. Auch die Deutsche Bank arbeitet zwar an einem internen Umbau, der vielzitierte Kulturwandel wird aber noch eine Weile dauern. Und solange mit Anshu Jain ein ehemaliger Leiter der Investmentsparte ganz oben in der Chefetage sitzt, dürfte ein endgültiger Abschied vom Investmentbanking noch lange auf sich warten lassen.

In anderen Bereichen, wie beispielsweise auch dem Privatkundengeschäft, ist die Deutsche Bank aber immer besser aufgestellt. Wer also ein wenig Risiko nicht scheut, für den kann die Aktie der größten deutschen Bank ein durchaus interessantes Investment sein. Das zeigen auch die Einschätzungen der als eher kritisch geltenden Analysten von US-Banken. Zuletzt hob die US-Investmentbank Morgan Stanley das Kursziel von 38 auf 39 Euro.

Trotzdem genug Probleme

Etwas anders sieht es bei der Commerzbank aus. Zwar spielt das Investmentbanking bei Deutschlands zweitgrößter Bank eine viel kleinere Rolle als bei der Deutschen Bank - trotzdem gibt es genug andere Baustellen. Nach der problematischen Übernahme der Dresdner Bank befindet sich der Konzern in einem ewigen Restrukturierungsprozess, die Aktie hält sich konstant leicht über der Ein-Euro-Marke. Zur Erinnerung: Zu ihren guten Zeiten war die Aktie bis zu 38 Euro wert. Allerdings werten einige Analysten den jüngsten Kursanstieg als ein Zeichen für einen möglichen Auftrieb. Wer allerdings einen Blick hinter die Kulissen wirft, stößt schnell auf zahlreiche hausgemachte Probleme.

Strategie 2016 überzeugt nicht

Wie gut ist die Nummer zwei der deutschen Bankenwelt?
Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa
 Ein Containerschiff wird im Hamburger Hafen be- und entladen Quelle: dpa
Eine Auszubildende schraubt an einem Motor Quelle: dpa
Das Logo der Dresdner Bank vor dem Gebäude der Commerzbank Quelle: dpa
Anshu Jain, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Quelle: dpa
Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG zu Beginn der Hauptversammlung des Unternehmens Quelle: dpa
Der Kurswert der Commerzbank-Aktie am 9. Januar 2009 Quelle: AP

Zum einen sind die Analysten von der Anfang November präsentierten Strategie 2016 nicht überzeugt. Neben einem massiven Stellenabbau sollen unter anderem die Öffnungszeiten der Filialen kundenfreundlicher werden. Das Vorhaben, die Kosten stabil zu halten und gleichzeitig rund zwei Milliarden Euro in das Kerngeschäft zu investieren, erscheine sehr ambitioniert, schreibt beispielsweise Christian Hamann, Analyst der Hamburger Sparkasse. Von Aufbruchsstimmung könne da keine Rede sein.

Gleichzeitig schlummert eines der größten Probleme der Commerzbank immer noch in den Bilanzen des Instituts. Denn stärker als andere Banken ist der Frankfurter Konzern immer noch in südeuropäische Staatsanleihen investiert. Das macht die Aktie zu einem Art Pulverfass. Sobald schlechte Nachrichten für Italien oder Spanien über die Nachrichtenticker laufen, ist ein Einbruch der Aktie nicht unwahrscheinlich. Alle Bankaktien reagieren sensibel auf Nachrichten zur Schuldenkrise, die Commerzbank-Aktie hat sich aber zuletzt als das größte Sensibelchen erwiesen. Auch wenn also die jüngsten Kurssprünge vermuten lassen, dass die Aktie ihre Talsohle hinter sich gelassen hat - das Papier ist und bleibt nur für spekulative Anleger geeignet.

Anders sieht es bei den Aktien der Direktbank-Tochter comdirect aus. "Allein aufgrund der attraktiven Dividendenrendite ist die comdirect ein interessanter Wert", sagt NordLB-Analyst Seufert. Das Papier liefere eine solide Performance, ähnlich wie die Aktien der ebenfalls im MDax gelisteten Aareal Bank. Gerade im deutschen Bankensektor lohnt sich also für Anleger ein Blick auf die zweite Börsenreihe.

Favoriten im Ausland

„Sowohl Commerzbank als auch Deutsche Bank gehören nicht unbedingt zu den Favoriten-Papieren innerhalb der Branche“, sagt Fairesearch-Analyst Hein. Doch wo sind dann die aktuell so hoch gehandelten Finanztitel? Beispielsweise in der Schweiz. Aktien der UBS gehören im Moment zu den Lieblingen der Analysten, die Mehrheit hat die Papiere auf "kaufen" gesetzt. Hein schätzt die UBS besonders im Bereich Private Banking, dem so wichtigen Geschäft mit vermögenden Kunden, als besonders stark ein. Außerdem habe sie im Gegensatz zur Deutschen Bank ihre Abhängigkeit vom Investmentbanking bereits deutlich reduziert.

Insgesamt zeigt sich die Aktie der Schweizer sehr robust. Auch die hohen Strafzahlungen, die die UBS im Skandal um den Interbankenzinssatz Libor hinnehmen musste, haben der Aktie nicht langfristig geschadet. Dennoch ist auch hier nicht alles Gold was glänzt, einige Analysten halten die UBS-Aktien bereits für überbewertet. "Die Änderungen im Investmentbanking müssen erst einmal verarbeitet werden", sagt Seufert. Die Aktie kassiere aktuell nur Vorschusslorbeeren. Er hat das Papier daher auf "verkaufen" gestuft.

Umfeld nicht aus den Augen lassen

Fujitsu streicht 400 Jobs
Fujitsu Der japanische Elektronikkonzern Fujitsu will einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland 400 bis 500 Arbeitsplätze abbauen. Eine endgültige Entscheidung solle nach Verhandlungen mit den Beschäftigten fallen, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei". Insgesamt beschäftigt der Konzern hierzulande 12.000 Menschen. Die Stellenstreichungen beträfen hauptsächlich Entwicklung und Informationstechnik. Bereits am Dienstag hatte der Konzern bekanntgegeben, in Großbritannien 1800 Jobs zu streichen. Das entspricht 18 Prozent der Belegschaft dort. Insidern zufolge könnte sich Fujitsu künftig auf IT-Dienstleistungen konzentrieren. Mit dem weltgrößten Computer-Hersteller Lenovo verhandelt das Unternehmen offenbar über einen Verkauf des PC-Geschäfts von Fujitsu. Quelle: REUTERS
Lufthansa Technik Quelle: dpa
DAK Gesundheit Quelle: dpa
EnBWDer Energieversorger baut weiter Stellen ab: Die Energie Baden-Württemberg werde sich aus dem Strom- und Gasvertrieb an Großkunden der Industrie zurückziehen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Davon seien 400 Beschäftigte betroffen, denen ein Aufhebungsvertrag oder ein alternativer Arbeitsplatz im Konzern angeboten werde. Auch im Privatkundengeschäft, der Energieerzeugung und der Verwaltung steht demnach Stellenabbau bevor, der noch nicht beziffert wurde. In den vergangenen zwei Jahren waren bereits rund 1650 Stellen weggefallen. Quelle: dpa
Intel Quelle: REUTERS
Nokia Quelle: dpa
Der IT-Konzern IBM plant in Deutschland offenbar einen massiven Stellenabbau Quelle: dpa

Auch französische Papiere wie die der BNP Paribas gelten im Bankensektor als attraktiv. Das Unternehmen gilt vor allem als intern sehr gut aufgestellt. Im Vergleich zu anderen Banken erwirtschaften die Franzosen stabile Erträge und bieten eine hohe Dividendensicherheit. Allerdings lauern hier Probleme aus dem Umfeld. "Die Auswirkungen der Finanztransaktionssteuer von Präsident Hollande für Frankreichs Banken sind noch nicht richtig abzusehen", sagt Seufert. Anleger müssten also immer die Gesamtwetterlage im Blick haben, die externen Faktoren seien hier eher kritisch zu bewerten.

Umfeld beobachten

Ähnliches gilt auch für die italienische Unicredit. Auch hier ist das Umfeld als schwierig einzustufen, eine Regierungskrise scheint nahezu jederzeit möglich. Als sicherer gelten dagegen Aktien von US-Banken. Gerade die Bank of America gilt in der Branche derzeit als Vorbild. Sollte die US-Wirtschaft sich nach dem erfolgreichen Umschiffen der Fiskalklippe wie erhofft weiter erholen, dürfte es auch für die Papiere der dortigen Banken weiter aufwärts gehen.

Insgesamt zeigt sich aber, dass es ein pauschales Ja zu Bankaktien nicht geben kann. Trotz des aktuellen Aufschwungs sollten Anleger das anhaltend schwierige Umfeld der Branche nicht aus den Augen lassen. Auch Häuser, die intern gut aufgestellt sind, können unter einem schwierigen Marktumfeld leiden. Andere, wie beispielsweise die großen deutschen Institute, haben oft mit internen Baustellen zu kämpfen. Ein vorschnelles Investment in Bankaktien, nur um auf der aktuellen Welle mit zu schwimmen, ist daher wenig ratsam. Anleger sollten sich genau mit den Instituten auseinandersetzen, bevor sie einsteigen.

Wer es gern ein wenig sicherer hat, für den können Investments in Branchen-Indizes eine lohnenswerte Alternative sein. Der EuroStoxx Banken hat in den letzten sechs Monaten immerhin ein Plus von 40 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Beim ebenfalls erfolgreichen DAX waren es "nur" 22 Prozent. Da der aktuelle Aufschwung für die Papiere eher als Branchenphänomen denn als unternehmensspezifisches Problem gilt, bieten Index-Investments die wohl sicherste Möglichkeit für Anleger, von der Entwicklung zu profitieren.

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