Alternative Investmentfonds Diese Hedgefonds-Strategie hat zuletzt vor Verlusten geschützt

Händler an der New Yorker Börse: Das erste Halbjahr 2022 war selbst für Anlageprofis nicht leicht. Quelle: dpa

Mit komplexen Strategien wollen Hedgefondsmanager Verluste vermeiden und auch in Seitwärts- oder Abwärtsmärkten Rendite erzielen. Das erste Halbjahr 2022 war für sie ein Test – und nicht alle haben ihn bestanden.

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Die ersten sechs Monate dieses Jahres waren für Anleger eine Herausforderung. Selbst Profis hatten mit den wackeligen Märkten zu kämpfen. Das zeigt eine aktuelle Studie von Lupus Alpha. Gemeinsam mit dem Datenanbieter Refinitiv untersucht das Frankfurter Fondshaus regelmäßig die Wertentwicklung sogenannter Liquid Alternatives. Damit bezeichnet man Hedgefonds-Strategien im Mantel regulierter Fonds, die auch für Privatanleger erhältlich sind. Das Ergebnis der jüngsten Untersuchung: Es lohnt sich nicht immer, die Strategien der Profis zu kopieren.

Im Schnitt gelang es Managern von Liquid Alternatives im ersten Halbjahr gut, die Verluste im Rahmen zu halten. Während der MSCI World um fast 20 Prozent abstürzte und selbst Euro-Staatsanleihen im Schnitt 12,3 Prozent Verlust verzeichneten, machten alternative Investmentfonds durchschnittlich nur 1,6 Prozent Minus. Damit taten sie, was von ihnen erwartet wird, nämlich: in einem Umfeld, in dem sowohl Aktien als auch Anleihen nachgeben, für Stabilität zu sorgen.

Bei genauem Hinschauen zeigten sich bei Hedgefonds-Strategien im Mantel regulierter Fonds aber große Unterschiede in der Wertentwicklung. Manager, die mit einem Fremdkapitalhebel auf steigende Aktienkurse setzten, machten bis zu 20 Prozent Minus. Wer auf sinkende Kurse gesetzt hatte (im Fachjargon: short gehen), beendete das erste Halbjahr dagegen mit bis zu 19 Prozent Plus.

Profiinvestoren, Stiftungen und Family Offices setzen auf alternative Investments. Auch Privatanleger können damit Depots wetterfest machen – wenn sie die richtigen Instrumente nutzen.
von Julia Groth

Wetten auf steigende oder fallende Kurse, womöglich mit Hebel, sind die beiden entgegengesetzten Pole der alternativen Anlagestrategien. Insofern ist die unterschiedliche Wertentwicklung nicht überraschend. Interessanter ist, wie Manager abschnitten, deren Erfolg weniger von der Marktrichtung abhängt. Hier zeigt sich: Mit einer marktneutralen Aktienstrategie waren im ersten Halbjahr 2022 im Schnitt drei Prozent Rendite möglich.

Stabilisatoren fürs Depot

Marktneutrale Fonds liegen auch über fünf Jahre mit 2,7 Prozent pro Jahr leicht im Plus – anders als Short-Fonds, die Gewinner des ersten Halbjahrs. Denn wer auf sinkende Kurse setzte, stellte sich in den vergangenen Jahren gegen den Markt und wurde mit Verlusten bestraft.

Im Rahmen einer marktneutralen Strategie setzen Hedgefondsmanager zum Beispiel darauf, dass sich eine Anlageklasse relativ zu einer anderen besser entwickelt. So können sie auch dann einen Gewinn einstreichen, wenn beide Anlageklassen fallen – so lange die eine weniger stark fällt als die andere. Die Zahlen von Lupus Alpha und Refinitiv zeigen, dass es sinnvoll sein kann, marktneutrale Strategien zur Absicherung des Portfolios einzusetzen. Sie bestätigen aber auch, dass entsprechende Fonds nicht die Top-Renditebringer sind, als die sie mitunter missverstanden werden.

Zu den Verlierern des ersten Halbjahrs gehören auch Manager, die Währungsstrategien einsetzen und auf unterschiedliche Weise von Wechselkursdifferenzen profitieren wollen. Sie verzeichneten im Schnitt 9,3 Prozent Verlust. Auf Fünfjahressicht liegen sie zwei Prozent unter Wasser. Das schlechte Ergebnis ist womöglich darauf zurückzuführen, dass Erwartungen zur Geldpolitik der Notenbanken in den vergangenen Monaten die Währungsmärkte bewegten. Allerdings zählen in der Lupus-Alpha-Studie auch Fonds, die den Großteil ihres Vermögens in Kryptowährungen investieren, zu den alternativen Währungsfonds. Solche Produkte dürften darunter leiden, dass der Kurs der wichtigsten Kryptowährung Bitcoin seit April deutlich nachgegeben hat.

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Das erste Halbjahr 2022 zeigte vor allem: Wer Gewinn erzielen will, muss Verluste vermeiden. Denn diese wettzumachen, dauert. Nur wenige Fonds, die zwischenzeitlich mehr als 7,5 Prozent Maximalverlust gemacht hatten, schafften es bis Ende Juni wieder in den grünen Bereich.

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