Ausgabepreis festgelegt DWS-Aktie kostet 32,50 Euro – Deutsche-Bank-Kursrutsch überschattet Börsengang

Die Aktien der DWS kommen zu 32,50 Euro an die Börse. Aber der Kurssturz des Mutterkonzerns verdirbt die Freude über den Börsengang der Fondstochter.

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44,5 Millionen Anteilsscheine platziert. Quelle: Reuters

Frankfurt Eigentlich wollte die Deutsche Bank den Börsengang ihrer Fonds-Tochter DWS feiern. Am Anlass hat sich nichts geändert, seit Donnerstagabend ist klar, dass die Aktien zu 32,50 Euro auf den Markt kommen und am Freitagmorgen zum ersten Mal an der Frankfurter Börse notiert werden. Aber zum Feiern dürfte den Beteiligten trotzdem kaum zu Mute sein, weil der empfindliche Kursrutsch der Mutter den Erfolg der Tochter überschattet.

Am Donnerstag war der Kurs der Deutschen Bank auf 11,65 Euro gesackt – so tief wie seit der Vertrauenskrise im Herbst 2016 nicht mehr. Grund ist die Angst der Investoren vor schwächer als erwarteten Zahlen im ersten Quartal, aber auch neue Zweifel am Geschäftsmodell. Einige Analysten fürchten weitere Kursverluste. So rechnet der US-Finanzriese Citi mit einem Absturz auf 8,60 Euro das wäre noch deutlich niedriger als die Rekordtiefstände aus dem September 2016.

Angesichts dieser Rückschläge wird der gelungene Börsengang der DWS besonders gut tun. Immerhin kann Vorstandschef John Cryan damit zumindest eines seiner Versprechen erfüllen, auch wenn die Emission lange nicht so viel Geld in die Kassen spült, wie ursprünglich erhofft. Interne Berechnungen der Deutschen Bank hatten den Wert der DWS vor dem Börsengang auf bis zu acht Milliarden Euro taxiert.

Jetzt summiert sich die gesamte Marktkapitalisierung auf lediglich 6,5  Milliarden Euro. In den Büchern der Bank steht die Fondstochter mit rund 6,4 Milliarden Euro, so dass dem Geldhaus zumindest ein kleiner Buchgewinn von 100 Millionen Euro im ersten Quartal bleibt. Die Preisspanne für den Börsengang hatte bei 30 bis 36 Euro gelegen.

Die DWS litt unter den teilweise heftigen Kursschwankungen an den Aktienmärkten, ausgelöst durch die Angst vor einem globalen Handelskrieg und die Furcht vor schneller als erwartet steigenden Zinsen. Außerdem monierten einige Großinvestoren, dass die DWS im Vergleich zum europäischen Marktführer, der französischen Fondsgesellschaft Amundi, noch deutlichen Nachholbedarf habe.

Noch am Mittwoch hatten die begleitenden Banken aber gehofft, die Aktien zumindest für 33 Euro platzieren zu können, doch angesichts der Kursverwerfungen, die dann die Deutsche Bank erschütterten, wollten die Beteiligten offenbar auf Nummer sicher gehen. Die Deutsche Bank wird sich von insgesamt 22,25 Prozent ihrer Anteile trennen. Damit summieren sich die Einnahmen aus der Emission auf 1,4 Milliarden Euro. Ein Drittel der Platzierung hatte die Bank ohnehin bereits in trockenen Tüchern. Neben dem japanischen Lebensversicherer Nippon Life, der mit fünf Prozent einsteigen soll, will die französischen Investmentfirma Tikehau etwa drei bis vier Prozent erwerben.

Der Buchgewinn durch die DWS-Platzierung dürfte allerdings kaum reichen, um die nervösen Investoren zu beruhigen. In den vergangenen beiden Tagen sackte der Kurs der Deutschen Bank um rund zehn Prozent ab.

Unmittelbarer Auslöser war die Warnung von Finanzvorstand James von Moltke vor Belastungen im Investmentbanking im ersten Quartal. Die Aussagen schürten neue Zweifel am Geschäftsmodell und der Konzentration auf das Investmentbanking.

Vorstandschef John Cryan will die Bank zwar schlanker machen, hält grundsätzlich aber am Ziel fest, das Frankfurter Geldhaus als führende europäische Investmentbank zu etablieren. Allerdings brechen vor allem in der Paradedisziplin, dem Handel mit Anleihen, Devisen und Derivaten die Einnahmen weg. Seit 2011 haben sich die Erträge quasi halbiert auf 4,4 Milliarden Euro.

Eigentlich wollte Cryan im ersten Quartal beweisen, dass die Deutsche Bank wieder Geld verdienen kann, doch stattdessen muss er sich mit einer neuen Strategiedebatte auseinandersetzen. Denn selbst wenn sie wollte, könnte die Deutsche Bank ihr Investmentbanking nicht radikal schrumpfen, weil der Abbau der Positionen teuer ist.

Analysten veranschlagen dafür bis zu zwölf Milliarden Euro. Eine Summe, die sich das Geldhaus, das gerade das dritte Verlustjahr verkraften muss, sich wohl nicht leisten will und auch nicht leisten kann.

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