Big Mac war gestern iPhone-Index stellt Devisenwelt auf den Kopf

Der Devisenmarkt hat eine neue Orientierungshilfe: den iPhone-Index. Auf Basis von iPhone-Preisen können Anleger erkennen, ob eine Währung über- oder unterbewertet ist. Die Ergebnisse überraschen.

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Was kann der iPhone-Preis über die Kaufkraft einer Währung aussagen? Offenbar so einiges, glauben Nomura-Analysten. Quelle: dpa

Wer bislang wissen wollte, welche Währungen auf dem Devisenmarkt über- oder unterbewertet sind, musste sich nur die Preisentwicklung eines saftigen Burgers anschauen: des Big-Mac von McDonalds. In über 140 Ländern vertreibt die Fastfood-Kette den mit Rindfleisch, Schmelzkäse und Gewürzgurken garnierten Burger. Damit eignet sich die Speise bestens als Basis für einen Index. Dabei werden die Preise für einen Big Mac in unterschiedlichen Ländern in der inländischen Währung erhoben durch die Umrechnung zum aktuellen Wechselkurs in US-Dollar vergleichbar gemacht.

Soweit so gut. Den Big-Mac-Index gibt es schon seit 1986. Doch ausgerechnet im Jahr seines 30-jährigen Bestehens bekommt der Burger-Index nun Konkurrenz. Und zwar vom iPhone-Index. Urheber des neuen Index ist die japanische Finanzfirma Nomura Holdings. Der Index vergleicht mit Hilfe der iPhone-Preise den Wert von 23 globalen Devisen – und kommt zu einem ganz anderen Schluss als der Big-Mac-Index. Während dieser den Greenback auf den vierten Rang der am meisten überbewerteten globalen Devisen sieht, kommt der iPhone-Index zum gegenteiligen Schluss und legt nahe, dass der US-Dollar die am meisten unterbewertete globale Währung ist.

Nomura-Vertreter sind von der Aussagekraft des neuen Index überzeugt: Bilal Hafeez, globaler Chef für Devisen-Analysen bei Nomura in London, sieht den Index deshalb im Vorteil, weil er das „definierende Produkt des digitalen Zeitalters” verwendet. „[Das] iPhone ist Technologie am oberen Ende. Das wird die größere Triebfeder in der Zukunft sein”, so der Nomura-Analyst. In Ländern wie Russland, in denen das iPhone auf Dollar-Basis mehr kostet, ist davon auszugehen, dass der Greenback relativ unterbewertet ist im Vergleich zur lokalen Währung - und umgekehrt.

Typische Preise für das hochwertige Mobiltelefon reichen von 649 Dollar in den USA über 705 Dollar in Großbritannien und 1213 Dollar in Brasilien, heißt es von Nomura. Hafeez zufolge kann es sich niemals um perfekte Vergleiche handeln, weil die Preise auch lokale Steuern und andere Kosten beinhalten können. Apple hat nach eigenen Angaben weltweit 231 Millionen iPhones verkauft in dem Geschäftsjahr, das im September 2015 zu Ende gegangen ist.

Auch ein verändertes konjunkturelles Umfeld könnte die Aussagekraft des iPhone-Index untermauern. Die Arbeitslosenzahlen, Einzelhandelsumsätze und Hausbaubeginne schlugen im Juni allesamt die Erwartungen. Das hat auch auf dem Futures-Markt zu einem Umdenken geführt und könnte den Dollar antreiben. Hafeez geht davon aus, dass der Dollar bis Jahresende auf 1,05 Dollar je Euro aufwerten wird – verglichen mit zuletzt 1,0990 Dollar.

Der Big-Mac-Index ist nicht der einzige Indikator, den den Dollar als überbewertet sieht. Seit Jahren hatten Händler neben ihm auch einen OECD-Maßstab und Barometer, die Verbraucher- und Erzeugerpreisen als Grundlage nutzen.

Esoterische Kaufkraft-Indizes sind nichts Neues. Kit Juckes von Societe Generale hat nach eigenen Angaben sein eigenes iPad-Barometer aufgestellt sowie Indizes, die auf den Kosten für Martinis und Kaffeeprodukte basieren. Sie seien eine „unbeschwerte Art und Weise, um auf den fairen Wert einer Devise zu schauen, um andere Maßstäbe zu unterstützen - wie fundamentale Kurse am Devisenmarkt”, sagt Juckes, der von London aus als Stratege arbeitet.

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