Börse Frankfurt Dax-Anleger im Zahlengewitter

Die Quartalsberichtssaison strebt heute einem ersten kleinen Höhepunkt entgegen. Anleger und Analysten haben Zahlen und Prognosen zahlreicher Index-Schwergewichte zu verdauen. Enttäuschungen sind nicht ausgeschlossen.

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Düsseldorf Die vorgelegten Steuerpläne von US-Präsident Donald Trump dürften den deutschen Aktienmarkt nicht weiter nach oben treiben. Banken und Börsianern zufolge wird der Dax am Donnerstag schwächer starten. Am Mittwoch hatte er knapp im Plus bei 12.472,80 Punkten geschlossen.

Die Regierung in Washington will vor allem die Unternehmen massiv entlasten, die Firmensteuer wird auf 15 Prozent gesenkt. Auch sollen Abgaben auf im Ausland erwirtschaftete Erträge gesenkt werden. Die Steuerversprechen Trumps hatten die jüngste Rally an den Börsen angeheizt. Entscheidend ist nach Einschätzung von Experten nun, ob es gelingt, das Vorhaben durch den Kongress zu bekommen.

Außerdem warteten Börsianer gespannt auf die Pressekonferenz von Mario Draghi. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) werde voraussichtlich die Basis für geldpolitische Aktionen bei der Sitzung im Juni legen, sagte Commerzbank-Anlagestratege David Schnautz.

Dies und die erneute Flut von Firmenbilanzen drängen die Konjunkturdaten in den Hintergrund. Auf dem Terminplan stehen der GfK-Index für die Kauflaune der deutschen Verbraucher, der europäische Geschäftsklima-Index und die Auftragseingänge für langlebige US-Güter.

Der Dow-Jones-Index schloss am Mittwoch 0,1 Prozent im Minus bei 20.975 Punkten. Der S&P-500 notierte unverändert bei 2387 Zählern. Der Nasdaq-Index verharrte bei 6025 Stellen. In Tokio gab der Leitindex Nikkei am Donnerstag 0,1 Prozent auf 19.261 Punkte nach.

Die anhaltende Erholung im Öl- und Gasgeschäft sowie ein starkes Basischemiegeschäft haben BASF zum Jahresstart Schwung gegeben. Der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen kletterte im ersten Quartal um 29 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, wie der Ludwigshafener Chemiekonzern am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 2,31 Milliarden etwas weniger erwartet.

Der Umsatz stieg von Januar bis März um 19 Prozent auf 16,9 Milliarden. Vorstandschef Kurt Bock bekräftigte die Jahresziele: BASF erwartet ein deutliches Umsatzplus. Der bereinigte Betriebsgewinn soll leicht zulegen, worunter der Vorstand einen Anstieg um bis zu zehn Prozent versteht. Bock konkretisierte nun, dass der Zuwachs im oberen Rahmen von bis zu zehn Prozent liegen wird.

Die Deutsche Bank kommt im Tagesgeschäft wieder in Schwung. Das Vorsteuerergebnis kletterte im ersten Quartal um 52 Prozent auf 878 Millionen Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 868 Millionen Euro gerechnet. Unter dem Strich standen 575 Millionen Euro Gewinn zu Buche, ebenfalls mehr als erwartet.

Vor allem der wichtige Anleihehandel florierte zu Jahresbeginn, wie sich schon bei den Rivalen gezeigt hatte. Vorstandschef John Cryan hatte bereits zum Abschluss der rund acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung Anfang April angekündigt, im Kerngeschäft Investmentbanking wieder anzugreifen. Nun betonte er: "Ich bin zufrieden mit unserem Start ins Jahr 2017. Das Kundengeschäft läuft sehr erfreulich, wir verzeichnen in allen Bereichen der Bank Zuflüsse, und die Aktivität an den Märkten erholt sich."

Der Flugzeugbauer Airbus hat im ersten Quartal vom Verkauf seiner Rüstungselektroniksparte profitiert. Der Gewinn kletterte binnen Jahresfrist um die Hälfte auf 608 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz legte indes nur um sieben Prozent auf 13 Milliarden Euro zu. Der Auftragseingang halbierte sich anhähernd auf 3,8 Milliarden Euro. Konzernchef Tom Enders äußerte sich dennoch gelassen.

"Wie erwartet fiel der Auftragseingang im ersten Quartal gering aus. Doch unser gut gefülltes Auftragsbuch mit mehr als 6.700 Bestellungen für Zivilflugzeuge unterstützt den weiteren Produktionshochlauf", erklärte er. Die Verzögerungen beim Militärtransporter A400M bereiten dem Konzern weiter Kopfzerbrechen, wenn auch die Gespräche mit den Kundenstaaten wie geplant aufgenommen worden seien.

Bei der Deutschen Börse kletterte der Gewinn im ersten Quartal um 40 Prozent auf 286 Millionen Euro, der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 623 Millionen Euro. Das Unternehmen will enttäuschte Aktionäre zudem mit einem Aktienrückkauf von 200 Millionen Euro bei der Stange halten.

Der Netzwerkausrüster Nokia hat im ersten Quartal dank Kostensenkungen mehr verdient als von Experten erwartet. Der Betriebsgewinn (Ebit) fiel zum Vorjahr um ein Prozent auf 341 Millionen Euro. Analysten hatten mit 334 Millionen Euro gerechnet. Im Jahresverlauf erwartet Nokia weiter einen schwächeren Markt für Netzwerke.

Die Optikerkette Fielmann hat zu Jahresbeginn mehr verdient. Der Vorsteuergewinn legte in den ersten drei Monaten um zwölf Prozent auf 60,6 Millionen Euro zu, wie das börsennotierte Familienunternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz kletterte um acht Prozent auf knapp 342 Millionen Euro. Der Anstieg ist vor allem dem späten Oster-Termin in diesem Jahr geschuldet. Dadurch hatte der März zwei Verkaufstage mehr als 2016. Mit seinen Zahlen bewegte sich Fielmann im Rahmen der Erwartungen. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 337 Millionen Euro und einem Vorsteuergewinn von 59,8 Millionen Euro gerechnet.

Für das laufende Jahr kündigte Fielmann eine weitere Expansion an. Das Unternehmen aus Hamburg wolle zusätzliche Geschäfte eröffnen, bestehende vergrößern und in bessere Lagen umziehen. In Italien habe Fielmann in den ersten Monaten Niederlassungen in Vincenza, Verona und Trento eröffnet. Weitere sollten folgen. Beim Ausblick blieb Unternehmenschef Günther Fielmann wie immer unkonkret: "Wir sind zuversichtlich, unsere Marktposition auszubauen, erwarten einen positiven Geschäftsverlauf." Fielmann profitiert seit Jahren davon, dass immer mehr Menschen wegen der zunehmenden Bildschirmarbeit und der Nutzung von Smartphones eine Brille benötigen.

Die Lufthansa erwirtschaftet im saisonal schwachen Winterquartal erstmals seit Jahren schwarze Zahlen. Im ersten Quartal sei ein Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) von 25 Millionen Euro erzielt worden, nach einem Verlust von 53 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Lufthansa am Donnerstag mitteilte. Grund sind gute Geschäfte in den Sparten Technik und bei der Fracht-Tochter. Der Konzernumsatz stieg um elf Prozent auf 7,69 Milliarden Euro.

Von Reuters befragte Analysten hatten bei Erlösen von 7,49 Milliarden Euro mit einem Betriebsverlust von 26,6 Millionen Euro gerechnet. Airlines fahren im reiseschwachen Jahresauftaktquartal meist rote Zahlen ein - Geld wird in der Regel erst in der Hochsaison im Sommer verdient. An der Prognose für das Gesamtjahr hält Konzernchef Carsten Spohr fest: Das bereinigte Ebit dürfte 2017 leicht unter dem Wert des Vorjahres von 1,75 Milliarden Euro liegen.

Der Gabelstapler-Hersteller Kion ist mit einem Umsatzsprung ins neue Geschäftsjahr gestartet. Die Erlöse kletterten im ersten Quartal um 48,4 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro, wozu maßgeblich der 2016 übernommene Anlagen- und Maschinenbauer Dematic beitrug. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg um 55 Prozent auf 152,9 Millionen Euro.

Der Spezialversandhändler Takkt hat dank florierender Geschäfte in Europa zum Jahresauftakt zugelegt. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 5,5 Prozent auf 288,8 Millionen Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) verringerte sich indes erwartungsgemäß nach einem Einmalertrag im Vorjahr auf 44,9 (Vorjahr: 47,2) Millionen Euro.

Der Schweizer Roche-Konzern sieht sich nach dem ersten Quartal auf Kurs zu seinen Jahreszielen. 2017 werde währungsbereinigt ein Umsatzanstieg um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag anvisiert, bekräftigte der Arzneimittelhersteller aus Basel am Donnerstag. Von Januar bis März stiegen die Verkaufserlöse Wechselkurseinflüsse ausgeschlossen um vier Prozent auf 12,9 Milliarden Franken (11,9 Milliarden Euro).

Roche übertraf damit die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt 12,7 Milliarden Franken prognostiziert hatten. Motor des Wachstums war die starke Nachfrage nach den neuartigen Krebsmedikamenten und der Lungenarznei Esbriet.

Auch am Gewinnziel hält das Unternehmen fest: Der um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn je Genussschein und Inhaberaktie soll in etwa wie die Verkaufserlöse anziehen. Die Aktionäre dürfen erneut mit mehr Dividende rechnen. Gewinnzahlen veröffentlicht Roche nur zum Halbjahr und am Jahresende.

Samsung hat im ersten Quartal so viel verdient wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Der südkoreanische Elektronik- und Smartphone-Gigant steigert den Betriebsgewinn um 48 Prozent auf umgerechnet rund 8,2 Milliarden Euro und bestätigt damit vorläufige Zahlen von Anfang April. Der Umsatz legte um zwei Prozent zu auf rund 41 Milliarden Euro.

Der Netzwerkausstatter Adva Optical hat in den ersten drei Monaten bei Umsatz und Gewinn das obere Ende der Prognosespanne erreicht. Der Umsatz stieg um 16,3 Prozent auf 141,8 Millionen Euro. Die operative Marge erreichte 4,7 Prozent. Der Vorstand rechnet im zweiten Quartal mit weiteren Zuwächsen.

SEB hat im ersten Quartal die Gewinnzone erreicht. Das schwedische Geldhaus gab einen operativen Gewinn von 5,5 Milliarden Kronen (etwa 580 Millionen Euro) bekannt nach einem Verlust von 1,46 Milliarden Kronen im Vorjahr. Experten hatten fünf Milliarden Kronen erwartet. Hintergrund sei eine gute Entwicklung im Handelsgeschäft, erklärte SEB.

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