BoJ lehnt „Helikoptergeld“ ab Ohne Hubschrauber hebt der Yen ab

Haruhiko Kuroda, Chef der Bank of Japan und damit oberster Währungshüter des Landes, sagt der unkonventionellen Maßnahme ab. Die Aussage sorgt für Wirbel auf dem Devisenmarkt, birgt sie doch einiges an Signalwirkung.

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Die starke Währung macht der japanischen Wirtschaft zu schaffen. Quelle: Reuters

Die Absage der Bank von Japan an sogenanntes „Helikopter-Geld“ hat den Kurs der japanischen Währung in die Höhe getrieben. Ein Dollar verbilligte sich am Donnerstag binnen Minuten auf 105,87 von zuvor 106,79 Yen. Gleichzeitig bröckelten Pfund Sterling und Euro auf 1,3193 und 1,1007 Dollar ab. Auch am Aktienmarkt machten sich die Aussage des japanischen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda, er halte Helikopter-Geld nicht für notwendig, bemerkbar: Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils 0,3 Prozent, konnten sich im Laufe des Handels aber wieder erholen.

Als sogenanntes Helikoptergeld wird eine unkonventionelle Maßnahme in der Geldpolitik bezeichnet. Dabei schenkt der die jeweilige Notenbank den Bürgern Geld, um die Preisniveausteigerung, sprich die Inflation, anzutreiben. Bisher galt das Konzept nur als akademisches Gedankenspiel, ergeben sich doch sowohl technische als auch rechtliche Probleme. Doch angesichts der jahrelangen Deflation in Japan gab es zuletzt Spekulationen über die Methode. Sogar EZB-Präsident Mario Draghi wurde auf eine Pressekonferenz nach einer Ratssitzung zu dem Thema gefragt quittierte es aber mit einem süffisantem Lächeln. Bisher ist dieses Mittel, was wohl auch als Ultima Ratio gewertet werden könnte, noch von keiner Notenbank seriös angewendet worden.

„Der Begriff 'Helikopter-Geld' steht symbolisch für starke geldpolitische Lockerungsmaßnahmen“, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Mit Kurodas Äußerungen werde eine umfassende Finanzierung staatlicher Konjunkturprogramme durch die Notenbank unwahrscheinlicher. Ein anderer Börsianer wertete sie als Zeichen, dass die Geldspritzen der Bank von Japan wohl kleiner ausfallen werden als erhofft.

Der frisch wiedergewählte japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat sich die Bekämpfung der Wirtschaftsflaute auf die Fahnen geschrieben. Seine Beratungen mit dem früheren US-Notenbankchef „Helicopter-Ben“ Bernanke hatten Spekulationen auf eine weite Öffnung der Geldschleusen geschürt. Bernanke propagierte einst die Idee, eine Deflation notfalls auch durch das Abwerfen von Notenbankgeld aus dem Hubschrauber zu bekämpfen. "Helikopter-Geld" gilt unter Ökonomen seither als letzte Möglichkeit der Geldpolitik, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind.

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