Brüder Mannesmann Wie der Werkzeughändler das Geld der Aktionäre vernichtet

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Insolvenz verschleppt?

Zwei Immobilien von Jürgen und Bernd Schafstein tauchen in einem Dokument der Wirtschaftsauskunft Bürgel zur Brüder Mannesmann TEC GmbH als Immobilienbesitz auf. Dies könnte darauf hindeuten, dass ihre Häuser in Remscheid über die TEC finanziert wurden oder die TEC dort mietet. Der Vorstand sagt, er könne diese Mutmaßungen nicht bestätigen.

Zudem könnte die AG Geschäfte mit der TEC verschränkt haben, ohne den Aktionären davon zu berichten: Herbert Spelz gab bis Anfang August im Karrierenetzwerk Xing an, sowohl als Exportleiter und Prokurist für die Brüder Mannesmann Werkzeug GmbH (Tochter der AG) zu arbeiten – und als Beirat der Vertriebsleitung Brüder Mannesmann TEC Aserbaidschan. Mittlerweile ist der TEC-Zusatz bei Xing gelöscht. Der Konzern bestätigt, dass Spelz in Vollzeit für die Werkzeuge GmbH arbeitet. Für die TEC sei er nie tätig gewesen.

von Annina Reimann, Melanie Bergermann, Heike Schwerdtfeger

Gewinn abgeführt, dann Pleite

Im vergangenen Jahr sorgte die S+S Armaturen für Schlagzeilen. Das Unternehmen aus einem Nachbarort von Remscheid wurde aufgelöst – für die Mitarbeiter völlig überraschend. Reinhard Mannesmann, der dort die Geschäfte führte, sei verschwunden, schrieb der „Kölner Stadtanzeiger“. Mitarbeiter beklagten, sie hätten über Monate nur unregelmäßig ihr Gehalt bekommen. Das Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Neben Mannesmann als Geschäftsführer war auch Jürgen Schafstein über seine Deutsche Armaturen GmbH als Gesellschafter dort beteiligt. Nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Konzernbeteiligung Deutsche Armaturen AG. Über einen Abführungsvertrag erhielt seine GmbH die Gewinne der S+S Armaturen – eines Unternehmens, das ähnliche Geschäfte macht wie die Brüder Mannesmann AG. 2011 betrug der Jahresüberschuss der Deutschen Armaturen GmbH fast neun Millionen Euro – im gleichen Jahr machte die Brüder Mannesmann AG, der Hauptarbeitgeber von Jürgen Schafstein, dagegen knapp eine Million Euro minus. Im Januar 2014 wurde die Deutsche Armaturen GmbH aus dem Handelsregister gelöscht und unter neuem Namen in Berlin angemeldet. Jürgen Schafstein war einige Monate zuvor ausgeschieden.

Auch Reinhard Mannesmann als Geschäftsführer war vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ausgeschieden. Insolvenzverwalter Carsten Koch konnte bis heute nicht mit ihm sprechen. Dafür habe er „mindestens einmal mit allen weiteren beteiligten Personen am Tisch gesessen“, sagt Koch. Dazu gehört auch Jürgen Schafstein.

Dem Insolvenzverwalter fehlen Unterlagen zu den Geschäftstätigkeiten der S+S Armaturen GmbH, die sich „mithilfe der Staatsanwaltschaft“ langsam vervollständigen, sagt Koch. Wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung wurde gegen Reinhard Mannesmann, Jürgen Schafstein und einen Prokuristen ein Strafverfahren eröffnet. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Organe der Brüder Mannesmann AG hätten bisher keine Mitteilung einer Staatsanwaltschaft erhalten, dass gegen sie wegen Insolvenzverschleppung ermittelt werde, teilt der Vorstand mit.

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