Geht es nach der absoluten Ausschüttungssumme, rangiert die Telekom oben. Sie verteilt wie im Vorjahr drei Milliarden Euro. Siemens, Daimler und BASF folgen dahinter. Die nach absoluten Zahlen höchste Dividende je Aktie entfällt auf den Rückversicherer Munich Re, der wie im Vorjahr 6,25 Euro pro Wertpapier zahlt. Bei der Allianz sind es 4,50 und bei der Deutschen Börse 3,30 Euro. Am Ende der Liste steht Infineon. Der Halbleiterhersteller zahlt nur 12 Cent. Diese Art von Vergleich muss natürlich den Kaufpreis einer einzelnen Aktie berücksichtigen.
Zusammenfassend sagte Harms: „2011 war für viele Dax-Konzerne das beste Jahr ihrer Unternehmensgeschichte. Die operativen Gewinne haben Rekordniveau erreicht. Da ist es völlig angebracht, die Aktionäre am Unternehmenserfolg zu beteiligen.“ Die Gewinne aus dem laufenden Geschäft der Dax-30 nahmen 2011 erstmals die 100-Milliarden-Hürde. Bei den drei Konzernen, die die Dividende im Vergleich zum Vorjahr gesenkt haben, lieferte die Geschäftsentwicklung den passenden Grund: E.On und RWE haben mit den Folgen der Energiewende zu kämpfen, die Lufthansa leidet unter hohen Ölpreisen und klagt über Steuern und Abgaben.
Commerzbank mit Staatsbremse
Ein Sonderfall ist erneut die Commerzbank. Das teilverstaatlichte und in der Krise mit Steuermilliarden gestützte Kredithaus zahlt wie in den Vorjahren überhaupt keine Dividende. Aufgrund der Staatsbeteiligung darf die Commerzbank ohnehin erst dann wieder Dividenden Zahlen, wenn sie die stillen Beteiligungen des Bundes bedient und Gewinne erwirtschaftet. Beides hat die zweitgrößte Privatbank Deutschland noch längst nicht erreicht. Das Geldhaus traf die Griechenland-Krise mit voller Wucht, die Abschreibungen auf Staatsanleihen vermiesten die Bilanz, die strengeren Eigenkapitalvorschriften brachten die Commerzbank an den Rande ihrer Finanzierungskraft.
Aber abgesehen von den vier genannten Ausreißern scheint für Dax-Investoren die Sonne – zumal sich Anlageklima für Aktien allmählich wieder aufhellt. Experte Harms bremst dennoch: „Das Niveau der Ausschüttungen ist inzwischen außerordentlich hoch - eine weitere Steigerung im kommenden Jahr halte ich für sehr unwahrscheinlich.“
Andererseits sprechen das anhaltend niedrige Zinsnivau und die für viele überraschend stabile Konjunktur sowie die niedrige Arbeitslosigkeit eher dafür, dass die Unternehmen ihre Gewinne weiter mehren können. Kommen noch ein Anstieg der Inflation und eine verstärkte Konsumlust hinzu, dürfte auch die in absoluten Zahlen gemessene Dividendensumme der Dax-Konzerne weiter steigen. Und falls nicht, sollten wenigstens anziehende Kurse das Vermögen der Anleger mehren. Schließlich sind Aktien ein probates Mittel, um sich vor Inflation zu schützen.