Dividenden Jackpot für Aktionäre

90 Prozent der deutschen Unternehmen schütten im Frühjahr ihre Gewinne aus. Für Anleger sind Ausschüttungen genauso wichtig wie Kursgewinne. Warum es sich lohnt, Dividendenpapiere zu kaufen, wer die Dividendenstars von morgen sind.

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Quelle: dpa

Wenn die Telekom-Aktionäre in der Lanxess Arena in Köln am 24. Mai unter Tagesordnungspunkt zwei einer Dividende von 70 Cent zustimmen, dürfte sich ihre Freude darüber in Grenzen halten. Zwar zahlt der magentafarbene Dax-Konzern damit stolze 8,2 Prozent Dividendenrendite, die T-Aktie hat allerdings auch innerhalb eines Jahres fast ein Viertel an Wert verloren.

Ein Grund: Vorstandschef René Obermann schüttet für das vergangene Jahr mehr Geld aus, als die Deutsche Telekom 2011 als Gewinn eingenommen hat. Wie lang diese schon traditionelle Bedienung der Dividende aus der Substanz noch gut geht, weiß niemand. Genau genommen zahlt der Konzern eigentlich Kapital zurück. Vergangene Woche forderten Großinvestoren deshalb, Obermann sollte die Ausschüttung kürzen und das gesparte Geld lieber in Zukunftstechnik investieren.

Entwicklung des Dax mit und ohne Dividenden Quelle: Bloomberg

Verzerrtes Bild

Doch die hohe Ausschüttung hat einen schönen Nebeneffekt für Obermann: Es ist gut möglich, dass der Kurs der Aktie vor der Hauptversammlung anzieht. „Einige Anleger setzen darauf, dass eine Aktie im Vorfeld steigt, sie wollen die Dividende kassieren und die Aktie dann wieder abstoßen“, sagt DWS-Fondsmanager Thomas Schüssler, der den größten Dividendenfonds in Deutschland verwaltet. In der Regel schütten deutsche Aktiengesellschaften ihre Gewinne einmal im Jahr am ersten Börsenhandelstag nach der Versammlung aus. Der Tag heißt deshalb auch Ex-Tag, ex Dividende, also ohne Dividende. Früher trennten die Aktionäre vom Kuponbogen einen Abschnitt ab und lösten diesen ein.

An dem Stichtag notiert die Aktie mit einem Abschlag. Der ist in der Theorie so groß wie die gezahlte Dividende. Doch andere Faktoren verzerren das Bild. Der Kurs kommt letztlich wie immer durch Angebot und Nachfrage zustande. „Den Abschlag nehmen diese Dividendenjäger dann in Kauf“, meint Schüssler.

Wie viel Dividende die Konzerne zahlen
Dax-Werte Quelle: dapd
Adiddas Quelle: dapd
AllianzDer Versicherungsriese Allianz will an der Dividendenhöhe nicht rütteln und wie im Vorjahr 4,50 Euro je Aktie ausschütten. Angesichts der niedrigen Bewertungen der Finanzwerte an der Börse ist die Dividendenrendite relativ hoch: knapp 5,0 Prozent. Hauptversammlung ist am 9. Mai. 100 Prozent der Allianz-Aktien sind im Streubesitz. Auch hier hält die BlackRock Inc. mehr als fünf Prozent der Anteile. Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dapd
BASFDer Chemiekonzern hat vom Aufschwung profitiert und will die Dividende von 2,20 Euro im Jahr 2011 in dieser Dividendensaison auf 2,50 Euro je Aktie erhöhen -das ist mehr als erwartet. Die Dividendenrendite läge dann bei 3,81Prozent (gemessen am Kurs vom 5.3.2012). Über den Dividendenvorschlag stimmen die Aktionäre am 27. April ab. BASF ist das DAX-30-Unternehmen mit dem zweithöchsten Privatanlegeranteil in Deutschland. Rund ein Viertel der Aktien sind in Privathand. Größter Einzelaktionär ist – richtig - BlackRock Inc. mit 5,35 Prozent.Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dpa
Bayer Quelle: dpa
Beiersdorf Quelle: AP
BMW Quelle: dpa

Ein vielversprechendes Jahr

2012 lohnt sich die Jagd auf die Dividenden besonders: Nur im Rekordjahr 2008 schütteten die Dax-Konzerne mehr aus. In diesem Jahr sind es nach Berechnungen von Ernst & Young 27,5 Milliarden Euro, knapp ein Prozent weniger als 2008. „Das vergangene Jahr war für viele Unternehmen das beste in ihrer Geschichte“, sagt Thomas Harms, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Und an diesem Erfolg haben nun die Aktionäre teil: 19 Unternehmen erhöhen ihre Dividende, nur Lufthansa und die gebeutelten Versorger E.On und RWE haben reduziert. Die Commerzbank zahlt seit der Teilverstaatlichung 2009 keine Dividende mehr.

Für konservative Anleger sind Aktien ohne Dividende meist wenig attraktiv. Die Ausschüttung bekommen sie in bar. Wie sinnvoll das Management die Gewinne einsetzt, die im Unternehmen verbleiben, ist dagegen offen. Seine Investition über Jahre verzinst und stückweise zurückzubekommen reduziert das Risiko.

Im Schnitt liegt die Dividendenrendite der Dax-Titel bei 3,2 Prozent, nach Indexanteilen gewichtet bei 3,6 Prozent. Die Nebenwerte aus dem SDax rentieren im gewichteten Mittel mit 2,4 Prozent, Technologieaktien aus dem TecDax mit 2,0 und die mittelgroßen MDax-Titel mit 1,9 Prozent. Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, die aktuell 1,7 Prozent Rendite bringen, sind da keine wirkliche Alternative.

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