Engelmanns Eigenhandel Geburtstagsgrüße an den Alten Fritz

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67 Jahre Frieden

Europäische Jubiliäumsmünzen der Serie

Doch es gibt auch gute Nachrichten, Nachrichten, die vielleicht eher das Herz des Friedrich der Rheinsberger Jahre erfreuen dürften. Deutschland, Frankreich, England, Österreich: Diese und all die anderen Länder Europas leben seit nunmehr 67 Jahren in Frieden miteinander. Selbst vom fernen Russland droht keine Gefahr mehr.

Blaublütige Herrscher - so es sie denn überhaupt noch gibt - sind einzig dazu da, sich in goldenen Kutschen spazieren fahren zu lassen, und mit Geschichten über ihr Liebesleben Aufsehen zu erregen. Die Völker Europas regieren sich derweil selbst - man nennt dieses Verfahren "Demokratie".

Und auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat sich Europa im Vergleich zu den Zeiten, in denen Euer Majestät und andere Herrscher Verantwortung trugen, prächtig entwickelt. Wir leben in einem materiellen Wohlstand, wie man ihn in der Geschichte noch nie zuvor beobachten konnte.

Doch dieser Wohlstand ist in Gefahr. Und da ich weiß, dass Sie, lieber Fritz, sich auch für wirtschaftliche Fragen stets sehr interessiert haben, möchte ich Ihnen kurz von den Herausforderungen berichten, vor denen Europa dieser Tage steht.

Aufschwung auf Pump

Dass Frieden unter den Völkern keine Selbstverständlichkeit ist - auch wenn er von vielen Menschen heutzutage als solche betrachtet wird - hatte führende Politiker aus den verschiedenen Ländern Europas vor einigen Jahren auf die Idee gebracht, die nationalen Währungen abzuschaffen und durch eine einheitliche, in ganz Europa gültige Währung zu ersetzen.

Ihr Kalkül: Staaten, die in einer Währungsunion miteinander verbunden sind, dürften wohl kaum gegeneinander Krieg führen. Eine gemeinsame Währung hätte darüber hinaus noch den Vorteil, den Handel zwischen den einzelnen Ländern der Union zu befördern und so den immensen Wohlstand Europas dauerhaft zu sichern.

Einige Jahre schien dieser Plan auch tatsächlich aufzugehen. Dank der gemeinsamen Währung prosperierten nun sogar Länder Europas, die zuvor wirtschaftlich stets mit Problemen zu kämpfen gehabt hatten. Doch leider handelte es sich um einen Aufschwung, der auf tönernen Füßen stand: einen Aufschwung auf Pump.

Im Gefolge der Währungsunion hatten sich die Zinssätze, zu denen sich die einzelnen Staaten Europas Geld am Kapitalmarkt leihen konnten, stark angeglichen. Phasenweise konnten so Länder wie Griechenland zu einem Zins Geld aufnehmen, der nur knapp über dem für deutsche oder französische Anleihen lag - und das, obwohl die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit jener Länder unterschiedlicher nicht hätte sein können.

Heilige Spar-Schwüre gebrochen

Auch wurden die heiligen Schwüre, die Staatsschulden sollten einen bestimmten, vertraglich festgelegten Grad nicht übersteigen, reihenweise gebrochen. Ausgerechnet Deutschland, das Land, in dem die Sparsamkeit doch stets als besondere Tugend betrachtet wurde, verstieß als eines der ersten Länder gegen den vertraglich vereinbarten Euro-Stabilitätspakt.

Und der Verstoß blieb auch noch folgenlos. Kein Wunder also, dass auch andere Länder der Währungsunion glaubten, sich fortan nicht mehr an jenen Stabilitätskriterien orientieren zu müssen, die man doch eigentlich zum Schutz der Währung vereinbart hatte. Doch ist es wohl nur allzu menschlich, den Himmel bereits auf Erden zu wollen, und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

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