34 Jahre hat der alte Rekord gehalten. Jetzt konnte der japanische Leitindex Nikkei 225 wieder ein neues Allzeithoch erklimmen, als er am 22. Februar 2024 erstmals über die Marke von 39.000 Punkten stieg. Die Folgen der einst geplatzten Spekulationsblase sind ausgebügelt. Die Börse Tokio liegt im Trend, viele Anleger blicken eifrig auf Anlagechancen in Japan. Dieser Gemengelage widmen sich Investor Christian W. Röhl und WirtschaftsWoche-Chefredakteur Horst von Buttlar in der neuesten Folge unseres Podcasts „Leben mit Aktien“.
Der schottische Vermögensverwalter Baillie Gifford muss Japan nicht erst neu entdecken. Er hat den Markt nie aufgegeben und blieb ihm auch über die enttäuschenden Jahrzehnte treu, mit der Folge, dass im verschlafenen Edinburgh das erfahrenste Team von Japan-Analysten außerhalb Tokios sitzt. Das hängt auch damit zusammen, dass Baillie Gifford zuständig für zwei auf Japan spezialisierte Investment Trusts ist. Investment Trusts sind in Großbritannien verbreitete börsennotierte Fonds, die aufgrund ihrer geschlossenen Kapitalstruktur und aufwendigen Rahmenbedingungen meist langlebiger sind als klassische Fonds. Baillie Giffords Scottish Mortgage Investment Trust existiert seit 1909.
Renditewunder dank Ausdauer und Frauenpower
Den auf Nebenwerte spezialisierten Investment Trust Baillie Gifford Shin Nippon gibt es seit 1985. Sein 1981 gegründeter großer Bruder, der Baillie Gifford Japan Trust, zeichnet die Geschichte von Japans Boom und den folgenden „verlorenen“ Jahrzehnten wunderbar nach. Und er zeigt gleichzeitig die Macht des aktiven Investierens.
Fünf Jahre nach Gründung hatte sich der Trust im Wert verfünffacht – ein Jahr später wurde ihm die stärkste Wertentwicklung über fünf Jahre unter allen Trusts bescheinigt. Während des Booms war Geld in Tokio schnell gemacht. Der Kater nach dem Aktienrausch war viel schwieriger zu navigieren. Baillie Gifford hat diese Phase aber mit Bravour gemeistert. Was für den japanischen Aktienmarkt insgesamt verlorene Jahrzehnte waren, war für Anleger des Japan Trust eine weiterhin einträgliche Phase:
Das liegt auch daran, dass sich eine Pionierin nicht beirren ließ und auf diszipliniertes Aktienresearch sowie die sorgfältige Auswahl wachstumsstarker Unternehmen setzte. Sarah Whitley kam 1980 als erster weiblicher Trainee zu Baillie Gifford und wurde bereits 1982 Teil des Japan-Teams. Zwischen 1991 bis zu ihrem Abschied in die Rente 2018 leitete sie den Japan Trust.
Dort hat sie bewiesen, dass auch in seitwärts dümpelnden Aktienmärkten gute Renditen erzielt werden können. Besonders, wenn der Markt so ineffizient und wenig verstanden ist wie der japanische. Auswahl gibt es genug: Japan hat mit grob 4000 börsennotierten Unternehmen ähnlich viele wie die USA. Baillie Giffords Fokus auf innovative Unternehmen hat sich die letzten Jahre jedoch weniger ausgezahlt. Die Performance der beiden Japan-Trusts schwächelte, da Wachstumswerte in Japan aus der Mode kamen. Ihrem langfristigen Erfolgsmodell bleiben die Schotten trotzdem treu.
Die Investmentvehikel Shin Nippon (ISIN GB00BFXYH242) und Japan Trust (ISIN GB0000485838) sind beide an der Londoner Börse handelbar. Mit dem richtigen Broker können auch deutsche Anleger investieren. Vorher sollte jedoch geklärt werden, ob ein Investment in die geschlossenen Fonds steuerliche Eigenheiten mit sich bringt.
Mehr zum japanischen Aktienmarkt , Nestlé und dem Geschäftserfolg von Fantasy-Unterhaltung hören Sie in der neuen Ausgabe unseres Podcasts „Leben mit Aktien“.
