Marc Faber im Interview Welt auf dem Weg in den finanziellen Untergang

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Schlechte Zeiten für Wohlhabende

Welche Investments Börsenguru Marc Faber jetzt empfiehlt

Warum haben die politisch Verantwortlichen Ihrer Meinung nach so gravierende Fehler gemacht?

Die Politik hat sich einem neokeynesianischen Ansatz verschrieben. Dessen Anhänger argumentieren, dass der Staat im Fall einer Rezession einschreiten sollte, um die Nachfrage zu steigern. Dies mag in manchen Fällen richtig sein, aber ich bezweifle, dass der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes die heutige Spielart dieser Politik gutheißen würde – genauso wenig wie der jüngere, aber ebenfalls schon verstorbene US-Ökonom Milton Friedman, auf den sich Fed-Chef Bernanke zur Rechtfertigung seiner Maßnahmen gern bezieht. Die Neokeynesianer meinen, die Geldflut der Fed hätte viel Schlimmeres verhindert. Das mag stimmen, aber sie hat die Krise auch auf jeden Fall in die Länge gezogen.

Mit europäischen Versorgeraktien war zuletzt kein Geld zu verdienen Quelle: Thomson Reuters

Lassen Sie uns nach vorn blicken und überlegen, wie die derzeitigen Exzesse korrigiert werden könnten.

Irgendwann kommt der große Umbruch. In den Demokratien der westlichen Welt wird man die Besitzenden zum Sündenbock machen. Es kommt in der Geschichte immer wieder vor, dass eine Minderheit ins Kreuzfeuer gerät. Früher oder später wird es viel böses Blut geben, und dann kann es recht ungemütlich werden für die Wohlhabenden. Die große Mehrheit der besitzlosen Wähler wird sie über Vermögensteuern und wesentlich höhere Einkommensteuern zur Kasse bitten. Auch die geopolitische Lage könnte sich empfindlich verschlechtern, vor allem im Nahen Osten und in Asien. Das neu erwachte Interesse der Amerikaner an Asien hat die Chinesen in Alarmstimmung versetzt. China wird eine Einmischung der Amerikaner in dieser Region langfristig nicht tolerieren. Auch ein unvorhersehbares Ereignis, ein bisher nicht für möglich gehaltener Schwarzer Schwan, könnte alles durcheinanderwirbeln. Wenn der S&P 500 um 20 Prozent nachgibt, ist das noch keine Katastrophe, die Fed wird Geld drucken. Es kann aber auch sein, dass die Anleihemärkte zusammenbrechen, dass die Inflation stark beschleunigt oder dass die chinesische Wirtschaft implodiert. Und dann besteht immer auch die Gefahr eines destabilisierenden politischen Ereignisses oder einer Pandemie.

Wir hatten ganz vergessen, wie optimistisch Sie sein können.

Ich weiß nicht, wie die Welt in fünf Jahren aussieht, deshalb bin ich dem Rat von Ray Dalio gefolgt und habe diversifiziert.

Dalio ist der Chef des US-Hedgefonds Bridgewater Associates.

Ich habe 25 Prozent meines Vermögens in Aktien investiert. Leer verkauft habe ich derzeit nichts, auch wenn ich versucht bin, Leerverkäufe auf den S&P oder den Nebenwerteindex Russel 2000 abzuschließen. Ich besitze keine US-Aktien, aber einige asiatische Titel, darunter an der Börse handelbare Anteile an Immobilienfirmen, sogenannte Real Estate Investment Trusts (REITs), in Singapur. Auf die komme ich gleich zurück. Auf den Philippinen, in Indonesien und Thailand haben sich die Märkte seit dem Krisentief vervierfacht; daher sind sie nicht mehr attraktiv. Aber ich habe nach wie vor einige dividendenstarke Titel in meinem Portfolio.

Drei andere asiatische Märkte – Japan, Vietnam und China – haben sich im Vorjahr großteils miserabel entwickelt. Chinesische Aktien zählen nicht zu meinen Favoriten, aber wenn sich die Lage verschlechtert und China anfängt, wie verrückt Geld zu drucken, wird sich die Währung abschwächen, und die Aktienkurse werden steigen. Ich besitze einige Werte in Hongkong, aber sie begeistern mich nicht – Swire Pacific, Hang Seng Bank, Sun Hung Kai Properties und Fortune REIT, der Einkaufszentren besitzt. Einer meiner chinesischen Favoriten ist das Molkereiunternehmen China Mengniu Dairy.

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