Occidental Petroleum
Während viele kleinere Öl- und Gasproduzenten riskant erscheinen, war Occidental mit einem Marktwert von 63 Milliarden Dollar für den Abschwung gut gerüstet. Das Unternehmen leidet natürlich unter sinkenden Ölpreisen, verfügt aber über eine der solidesten Bilanzen der ganzen Branche und generierte allein im vergangenen Jahr mehr als genug freien Cash-Flow, um die gesamte Nettoverschuldung abdecken zu können. Die Dividendenrendite beträgt 3,5 Prozent. Tim Rezvan von Sterne Agee meint, der Konzern werde die Dividende selbst während der Ölpreisbaisse weiter anheben können. Außerdem plant das Management den Rückkauf von etwa 9,8 Prozent der Aktien, die derzeit in der Nähe des Zweijahrestiefs notieren.
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EOG Resources
EOG, einer der erfolgreichsten Produzenten von Schieferöl, scheint nach einem Kurseinbruch von 20 Prozent seit Juni jetzt sehr günstig bewertet zu sein. Das Unternehmen hat seine Fördergebiete sehr sorgfältig ausgewählt und liegt laut Morningstar-Analyst Mark Hanson mit einem durchschnittlichen Break-even-Preis von weniger als 60 Dollar je Fass am unteren Ende der Branche. Die Bilanz stellt mit einem Fremdkapitalanteil von gerade einmal 19 Prozent Mitbewerber wie Continental Resources (über 50 Prozent) in den Schatten.
EOG hat „in Houston das vielleicht beste Managementteam der Branche“, so Jeff Bellman, Analyst bei TIAA-CREF, der EOG zu seinen Favoriten zählt. „EOG hat eines der wenigen Geschäftsmodelle, die mit dem Cash-Flow wachsen können, während manche Schieferölproduzenten jetzt leiden, weil sie zu viel investiert und zu hohe Schulden in der Bilanz stehen haben.“
Der Verfall des Ölpreises kommt beim Verbraucher an
Das liegt im wesentlichen am Preisrutsch für Rohöl. Der Ölpreis hat sich jahrelang weitgehend in einem Preisband zwischen 100 und 115 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent bewegt. Diesen Korridor hat der Preis Anfang September verlassen und ist im Oktober nochmals kräftig abgestürzt, auf nur noch 85 Dollar. Die subjektive Wahrnehmung der Autofahrer, dass Benzin und Diesel immer teurer werden, wird von den Daten seit 2012 nicht mehr gedeckt.
Auf der Angebotsseite ist reichlich Öl vorhanden. „Die Reaktion der Produzenten lässt auf sich warten“, sagt der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold. Saudi-Arabien, das innerhalb des Opec-Kartells sonst die Feinsteuerung des Marktes übernommen hat, will nicht allein seine Produktion kürzen. Dahinter steht ein Kampf um Marktanteile in Asien, wo für die Opec-Staaten die einzig wachsenden Absatzmärkte für ihr Öl liegen. Die Nachfrage nach Öl verläuft wegen der verhaltenen Weltkonjunktur zudem flau und kann den Preis nicht stützen.
Das ist mittelfristig denkbar, geht aber nicht so schnell. Manche Förderanlagen könnten unrentabel werden, wenn der Ölpreis noch weiter fällt und dauerhaft niedrig bleibt. Ob es dazu kommt, ist noch nicht absehbar. Zudem bekommen viele Förderländer - auch Russland - bei einem Ölpreis deutlich unter 100 Dollar ein Problem mit der Finanzierung ihres Staatshaushalts. Bislang allerdings liegt der durchschnittliche Ölpreis für 2014 immer noch bei 106 Dollar, nach 109 im Vorjahr. Das ist für die Ölländer noch kein schlechtes Jahr.
Nach dem Energiepreis-Monitor der European Climate Foundation sind die Preise für Energierohstoffe währungsbereinigt im September um 1,2 Prozent gefallen und gleichzeitig die Verbraucherpreise für Kraft- und Schmierstoffe um 0,4 Prozent gestiegen. Anders als in Frankreich und Italien. „Ein Teil des Anstiegs ist nur so zu erklären, dass fallende Rohstoffpreise nicht eins zu eins auf Verbraucherebene weitergegeben wurden“, heißt es in der Mitteilung der Stiftung. Die Branche bestreitet das: „Der harte Wettbewerb der Tankstellen in Deutschland sorgt dafür, dass der gesunkene Ölpreis über niedrigere Benzin- und Dieselpreise auch bei den Verbrauchern ankommt“, sagte ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Berlin.
Das kann niemand sagen. Schon bislang ist der Preisrückgang gebremst worden, weil der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat. Für einen Euro bekommt ein Ölimporteur nur noch 1,28 Dollar, das sind 10 Cent weniger als vor ein paar Monaten. Deshalb braucht er mehr Euro, um die gleiche Menge Dollar für den Ölkauf aufzubringen. Fällt der Euro noch weiter, ist das schlecht für den Autofahrer. Der Ölpreis selbst hat nach unten vielleicht weniger Luft als nach oben. Gibt die Opec bei ihrer nächsten Sitzung im November ein klares Signal, dann kann der Preis auch schnell wieder in den alten Preiskorridor oberhalb von 100 Dollar zurückkehren, meint Ölexperte Bukold.
Zwar ist die Dividendenrendite von EOG für einen Ölproduzenten mager, doch wurde die Dividende 2014 von der finanziell konservativen Firma zwei Mal angehoben. Geplant ist, Dividenden und Investitionen intern zu finanzieren statt über Schulden. Derzeit ist es für EOG sinnvoll, die Gewinne sofort wieder in die Produktion zu reinvestieren, da ihr Schieferölgeschäft selbst bei niedrigen Ölpreisen äußerst lukrativ ist.
Bei Öldienstleistern sind die Investoren vorsichtig. Ihre Kunden, die Ölförderer, bemühen sich derzeit um eine Senkung ihrer Investitionskosten und könnten daher in den kommenden Monaten ihre Budgets für Schieferöl- und Tiefseeförderung zurückfahren. „Insgesamt könnten die Investitionen um 15 bis 20 Prozent gekürzt werden“, meint Tim Parker von T. Rowe Price.
Nachdem es seit Juni steil abwärts ging, wird Schlumberger jetzt zu einem KGV von rund 16 auf Basis zukünftig erwarteter Gewinne gehandelt und damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 17.
Die Investoren sind von der Bilanz des Unternehmens und seinen Plänen für eine Kapitalrückführung überzeugt. Allein im vergangenen Quartal hat Schlumberger ein Prozent seiner Aktien zurückgekauft und die Dividende drei Jahre hindurch stetig angehoben. „Sobald sich die Märkte erholen, könnte das Unternehmen in der Lage sein, international bessere Margen und Preise durchzusetzen und seinen Marktanteil auszuweiten“, meint Dimitry Dayen, Analyst bei Clear Bridge Investments.
Sicher: Unter dem Strich ist das Risiko bei Öltiteln immer noch hoch. Wer jetzt als Investor einsteigt, könnte noch mal Rückschläge hinnehmen müssen. Auf Sicht von mehreren Jahren dürften die Spitzenwerte aber gutes Geld abwerfen.