Ratingagentur Moody's Nächste Klatsche für Wirecard: Rating komplett entzogen

Wirecard: Moody’s stuft Kreditwürdigkeit als hochrisikoreich ein Quelle: imago images

Nachdem die Ratingagentur Moody’s Wirecard erst am späten Freitagabend tief in den Ramsch abgestuft hatte, entzieht sie dem Dax-Konzern nun das Rating komplett.

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Die Ratingagentur Moody’s hat Wirecard die Kreditwürdigkeit entzogen. Das gilt sowohl für das sogenannte „Corporate Family Rating“ der Wirecard AG, als auch für das Rating für die Ausfallwahrscheinlichkeit und das Instrumentenrating für die vorrangige unbesicherte Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro von Wirecard. Die Anleihe wird im September 2024 fällig und notierte am Montag bei noch 27 Prozent ihres Rückzahlungswertes und einer Rendite von 26 Prozent pro Jahr.

Moody’s habe beschlossen, die Ratings zurückzuziehen, weil die Agentur der Ansicht sei, dass sie unzureichende Informationen habe, um eine Bewertung überhaupt aufrechterhalten zu können. Die Rücknahme der Ratings beruhe auf „unzureichenden, unabhängig überprüfbaren Finanzinformationen aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung, die nicht behoben wurden“, so Moody‘s.

Am Freitag hatten die Bonitätswächter erst den riesigen Schritt gemacht und Wirecard gleich um sechs Stufen im Rating fallen lassen und dabei aber gleich angekündigt, dass die Bewertung noch überprüft werde – hin auf eine weitere Herabstufung. Nun folgte die harsche Entscheidung.

„Default“ möglich

Die massive Abwertung spiegele die Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung wider und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Liquiditäts- und Finanzprofil des Unternehmens, hieß es im Bericht von Freitag. Der Wirtschaftsprüfer EY hatte bei Wirecard keine ausreichenden Beweise für Barguthaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro gefunden. Es gäbe Hinweise auf Betrug im Zusammenhang mit den Bilanzbestätigungen, so Moody’s vergangene Woche. Die erneute Verschiebung des Jahresabschlusse könnte einen „default“ auslösen, also die Rückzahlungsfähigkeit von Schulden infrage stellen.

Der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young segnete jahrelang Wirecards Jahresberichte ab und gerät nun selbst ins Kreuzfeuer. Es drohen Klagen – und es wäre nicht das erste Mal, dass sich EY vor Gericht verantworten müsste.
von Sascha Zastiral

Negativer Ratingdruck

Moody’s ging bereits am Wochenende mit Wirecard hart ins Gericht: „Im Gegensatz zu unseren früheren Erwartungen wurden erneut Vorwürfe wegen betrügerischer Rechnungslegungspraktiken und mangelnder Rechnungslegung erhoben“, hieß es im Bericht von Freitag. Die aktuelle Überprüfung der Compliance- und Risikomanagementrichtlinien hat seitens Moody’s jedenfalls keine wesentlichen Verbesserungen widergespiegelt. Im Gegenteil seien die aktuellen Ergebnisse im Vergleich zu früheren Anschuldigungen „noch wesentlicher“. Die verfügbaren Bargeldbestände seien für das Rating von Wirecard mitentscheidend. „Darüber hinaus sehen wir ein hohes Risiko, dass Wirecard mit einem raschen Rückgang seiner Kundenbasis und einer damit verbundenen Zahl konfrontiert ist“, teilte Moody’s vergangene Woche mit. Das Transaktionsvolumen könnte aufgrund von Vertrauensproblemen zurückgehen.

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