Riedls Dax-Radar

Chancen auf Kurserholung verbessern sich

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Öl und Gold als Börsenstütze

Normalerweise ist ein Anstieg des Goldpreises ein Zeichen für eine Krisenverschärfung; und höhere Ölnotierungen sind eine Belastung für die Aktienmärkte, weil sie die Kostenrechnung vieler Unternehmen verteuern. Nun aber sieht es danach aus, als ob es umgekehrt läuft: Steigende Ölpreise und Goldpreise werden vielfach als Entspannungssignale interpretiert.

Vor allem beim Öl funktioniert das gut. Seitdem der Preis für ein Barrel Brent bei knapp unter 30 Dollar gedreht hat, wächst die Hoffnung auf ein kleines bisschen Inflation. In den hochgerechneten Zahlen ist das zwar noch kaum zu spüren, aber der Deflationsdruck der vergangenen Monate lässt nach.

Obwohl die Öllager gut gefüllt sind und das Angebot durch die Produktion des Irans auf absehbare Zeit ausgeweitet wird, steigen die Preise. Der Grund dafür ist vor allem markttechnischer Natur: Das Hochrechnen von Angebots- und Nachfrageszenarien ist mittlerweile so gang und gäbe auf den Rohstoffmärkten, dass sich die Investoren darauf längst eingestellt haben. Aus diesem Grund fiel auch der Preisrückgang im vergangenen Jahr heftiger aus, als es den Veränderungen der physischen Marktverhältnisse entsprach. Das aber heißt, dass die Märkte jetzt bereinigt sind, die Rückschlagrisiken sich vermindert haben und die Preiskurve reif ist für eine deutlichere Erholung.

Diese Ausschüttungen dürfen Dax-Aktionäre erwarten

Der Goldpreisanstieg passt dazu. Höhere Goldpreise sind natürlich zuallererst ein Zeichen von Krise – aber eben nicht nur. Sie signalisieren darüber hinaus auch in klassischer Weise mögliche Inflationstendenzen; und sie stehen als vielbeachtete Rohstoffkurve auch dafür, dass der gesamte Rohstoffmarkt vor seiner Wiederentdeckung steht. Selbst am Markt für Erz gab es zuletzt heftige Preiseruptionen, die so gar nicht zu der nach wie vor flauen Nachfrage dort passen wollen.

Für die Aktienmärkte sind diese Preissteigerungen ein Vorteil. Sie spielen nicht nur den machtloser gewordenen Notenbanken in die Hände; sie nehmen darüber hinaus Druck von den Schwellenländern. Das wiederum entschärft die aktuelle Krisenlage und kommt über den Export auch den klassischen Industrienationen zugute.

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von Saskia Littmann

Untergangsszenarien reichlich eingepreist

Nach dem EZB-Schock ist der Dax nun wieder da angekommen, wo er vor den Zinsentscheidungen war. Immerhin, bei einem Stand um 9700 rangiert er deutlich über dem Februar-Tief von 8700. So gesehen ist die Erholungstendenz nach wie vor in Ordnung. Könnte daraus vielleicht mehr werden, womöglich sogar eine Fortsetzung des alten Aufwärtstrends?

Zunächst einmal müsste der Dax bis zur 200-Tage-Linie kommen, die derzeit bei gut 10.400 verläuft und stetig nach unten driftet. Bei 23 von 30 Dax-Aktien verharren die Kurse immer noch unterhalb ihrer 200-Tage-Linie. Und wo sich die Notierungen darüber gerettet haben, da handelt es sich vor allem um Aktien, die wenig repräsentativ für die Gesamttendenz sind (Adidas, Lufthansa, Vonovia, Infineon, HeidelbergCement, Münchener Rück, SAP).

Dennoch, auch bei zentralen Aktien des Dax (Allianz, BASF, Daimler) zeigen sich Stabilisierungssignale. Selbst die Deutsche Bank kommt nach Meldungen über einen Verkauf ihrer Kreditversicherungen gut voran – obwohl sie in gleichem Atemzug vor neuen, sehr schwachen Geschäftszahlen warnt.

Auch das ist sind Zeichen dafür, dass die Märkte negative Erwartungen mittlerweile reichlich eingepreist haben und die Kurserholung im Dax sich erst einmal fortsetzen dürfte. 

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