Lange verfolgten die Rohstoffkonzerne die Strategie, die sinkenden Gewinne in Folge schwindender Margen durch eine Erhöhung der Produktion zu kompensieren. Aber inzwischen treten sie bei der Expansion auf die Bremse. Neue Projekte werden auf Eis gelegt. Rio Tinto hat zwar die Eisenerzproduktion auf eine neue Rekordhöhe geschraubt, aber gleichzeitig nach milliardenschweren Abschreibungen auf Unternehmenswerte ein ebenso gewichtiges Sparprogramm gestartet. Der neue Vorstandschef Sam Walsh will neben den Betriebskosten auch die Ausgaben für die Erschließung neuer Vorkommen deutlich herunterfahren. Rio Tinto ist nach Vale der größte Eisenerzexporteur der Erde – und damit einer der wichtigsten Anbieter für den größten Abnehmer, China. Rio Tintos China-Chef Ian Bauert geht davon aus, dass die chinesische Wirtschaft selbst bei einer abgeschwächten Wachstumsrate zwischen sieben und acht Prozent große Mengen Eisenerz, Kohle, Bauxit und Kupfer benötigt.
Auch Wettbewerber Vale verstärkt derzeit die Kupfer- und Kobaltproduktion. Gerade erst gaben die Brasilianer anlässlich ihrer Geschäftszahlen für das erste Quartal 2013 bekannt, dass die Produktionsmengen des Konzerns bei diesen beiden Metallen neue Rekordhöhen erklommen hätten. Zugleich nahm die Eisenerzproduktion – offiziell wegen technischer und rechtlicher Probleme – leicht ab. Konkurrent BHP Billiton steigerte seine Eisenerzproduktion im ersten Vierteljahr zwar um sechs Prozent, blieb damit aber unter den Erwartungen der Analysten.
Die wichtigsten Eisenerz-Lieferanten
Iran
Den zehnten Platz der Top-10 Eisenerz-Nationen erreicht der Iran. Das Land Produzierte 2011 rund 30 Millionen Tonnen.
Kanada
Der nördliche Nachbar der USA landet auf Platz neun der größten Eisenerz-Produzenten. 37 Millionen Tonnen kamen aus den Gruben des Landes.
USA
Die USA produzierten 54 Millionen Tonnen Eisenerz. Die Fördermenge stieg in den vergangenen drei Jahren leicht an.
Südafrika
Südafrika produzierte 2011 55 Millionen Tonnen Eisenerz. In den Vorjahren pendelte das Volumen ebenfalls um diese Marke.
Ukraine
Mit 80 Millionen Tonnen landet die Ukraine auf dem sechsten Platz der Eisenerz-Nationen.
Russland
Auf dem fünften Platz der größten Eisenerz-Förderer landet Russland. Im Jahr 2011 holte das Land 100 Millionen Tonnen des Rohstoffs aus der Erde.
Indien
Indien erreicht bei der Eisenerz-Produktion den vierten Platz. 240 Millionen Tonnen förderte das Land im Jahr 2011. Während andere Länder Zuwächse verbuchten, stagnierte die indische Produktion in den vergangenen drei Jahren weitgehend.
Brasilien
Die größte Eisenerz-Lagerstätte der Welt liegt im Urwald Brasiliens. Das Land rangiert bei der Rohstoff-Produktion aber nur auf Platz drei mit 390 Millionen Tonnen.
Australien
Die Nummer zwei unter den Eisenerz-Exporteuren ist Australien. Der Kontinent produzierte 480 Millionen Tonnen.
China
Der größte Eisenerz-Produzent der Welt ist China. Im Jahr 2011 förderte das Reich der Mitte rund 1200 Millionen Tonnen des Grundstoffs für die Stahlproduktion. Zugleich ist China auch einer der größten Importeure von Eisenerz.
Quelle: US Geological Survey
Marktbeobachter wie Christoph Eibl, Chef des auf Rohstoffe spezialisierten schweizerischen Fondshauses Tiberius, hält ebenfalls Angebotsverknappungen für möglich. “Ich sehe gerade bei Metallen wie Aluminium, Blei, Nickel, Zink, Platin oder auch Palladium Marktpreise, die unter oder nahe bei den Produktionskosten liegen“, sagte er gerade erst gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Zudem sind die Lagerbestände bei Endverbrauchern niedrig.“ Den Energiebereich mit Öl und Gas sowie Agrarrohstoffe nimmt er explizit von dieser Einschätzung aus, dort gebe es eher eine Überversorgung.
Welche Grundgüter Deutschland importiert
Der wichtigste Rohstoff, den Deutschland importiert, ist Erdöl. Sein Anteil an den Grundgüter-Einfuhren beziffert sich auf 36,4 Prozent.
Der zweitwichtigste Rohstoff für Deutschland ist Erdgas mit einem Anteil von 21,6 Prozent.
Auf dem dritten Platz der wichtigsten Grundgüterimporte rangieren Nichteisen-Metalle mit einem Anteil von 14,9 Prozent. Dazu zählen etwa Kupfer, Aluminium, Zink, Bronze oder Messing.
Immerhin 13 Prozent der Rohstoff-Einfuhren entfallen auf Energierohstoffe abseits von Öl, Gas oder Kohle. Dazu zählen etwa Kernbrennstoffe wie Uran oder Brennmaterialien für Erneuerbare Energien.
Immerhin den fünften Platz der wichtigsten Einfuhren nach Deutschland nehmen Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin ein. Diese werden nicht nur als Schmuck, sondern auch in der Elektroindustrie, der Medizintechnik oder der Autozuliefer-Branche benötigt. Der Anteil von Gold & Co. erreicht 8,5 Prozent der Einfuhren.
Eisen- und Stahlimporte erreichen einen Anteil von 5,9 Prozent der Einfuhren.
Stahlveredler wie Chrom, Cobalt, Mangan oder Molybdän und Wolfram machen 5,2 Prozent der deutschen Rohstoffimporte aus.
Eine relativ geringe Bedeutung bei den Rohstoffimporten nimmt Kohle ein. Auf den Rohstoff entfallen 4,3 Prozent der Einfuhren.
Auf sogenannte Nichtmetalle entfallen 1,9 Prozent der Rohstoffimporte Deutschlands. Dazu zählen etwa Schwefel, Phosphor oder Edelgase sowie Sauerstoff und Stickstoff.
Deutschland importierte im Jahr 2010 Grundgüter im Wert von 109,3 Milliarden Euro. Diese teilen sich auf die einzelnen Rohstoffe wie folgendermaßen auf:
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)/Deutsche Rohstoffagentur (DERA)
Tatsächlich ist die Lage am Ölmarkt derzeit unklar. Der jüngste Preisverfall, der den Preis für ein Barrel der Sorte Brent unter die plakative Marke von 100 Dollar und damit den niedrigsten Stand seit Juni 2012 drückte, ist dem zuletzt abgeschwächten Konjunkturausblick – nicht zuletzt des Internationalen Währungsfonds (IWF) - geschuldet. Hinzu kommt, dass die US-Importe dank der Fracking-Förderung und hoher Lagerbestände abnehmen, die Produktion im Nahen Osten jedoch zulegt. Rohstoff-Experte Weinberg geht davon aus, dass im Ölmarkt nun die Preisuntergrenze getestet wird, ab der die OPEC-Staaten ihr Angebot reduzieren, um den Ölpreis zu stützen. Bei einem Brent-Preis von 100 Dollar sah die OPEC allerdings noch keinen Anlass für eine Intervention.