Zschabers Börsenblick
Wall Street, Sitz der New Yorker Börse

Gute Aussichten für das zweite Börsenhalbjahr

Das erste Börsenhalbjahr 2019 war für Dow Jones und Co ein gutes – und unter bestimmten Voraussetzungen könnte auch die zweite Hälfte positiv überraschen. Vor allem China und Fed machen US-Anlegern Hoffnung.

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Das Schaurig-schöne an der Börse ist ja, dass sie manchmal etwas irrational ist. So hätte man angesichts der weltweiten geo- und wirtschaftspolitischen Krisen eigentlich davon ausgehen können, dass das erste Börsenhalbjahr 2019 tendenziell etwas holprig ausfallen würde.

Die Unwägbarkeiten des Jahres 2018, die sich in Form fallender Kurse gerade gegen Ende des Jahres auch am Aktienmarkt widerspiegelten, sind schließlich mit dem Tagesende des 31. Dezember nicht gänzlich vom Tisch gefegt worden. Noch immer sind globale Handelskonflikte ein Thema, noch immer brodelt es im Nahen Osten. Gerade letztgenannter Brandherd ist zwischenzeitlich gefühlt sogar noch heißer geworden. Und wegen genau dieses Umfelds wäre es nicht verwunderlich gewesen, wäre der Rückblick auf die Börse der vergangenen sechs Monate mit Schmerzen verbunden gewesen. War er aber nicht – im Gegenteil: Der Dow-Jones-Index hat von Januar bis Juni mit rund 14 Prozent so viel zugelegt wie in keinem ersten Halbjahr seit 1997, damals brachte er es gar auf über 20 Prozent.

Es mag einiges an der zunehmenden Widerstandsfähigkeit ihrer Teilnehmer liegen, dass nicht mehr jede Negativschlafzeile die Märkte ins Wanken bringt. Viele Turbulenzen sind auch längst in den Kursen enthalten. Und eines mag sogar die Personalie Trump in diesem Zusammenhang für sich haben: Man rechnet nun nicht mehr nur zu jeder Zeit mit schrägen Wortmeldungen über Twitter, man rechnet mittlerweile mit allem. Die Unberechenbarkeit ist „eingepreist“, wie die Börsianer so schön sagen.

Womöglich sehen die Börsianer Vieles aber auch einfach entspannter, da Trumps Unberechenbarkeit manchmal sogar positiv überraschen kann. So machte der US-Präsident im zwischenzeitlich förmlich eskalierenden Handelskrieg mit China zuletzt Zugeständnisse – was ganz nebenbei Hoffnung auf weiter steigende Kurse in den kommenden Monaten macht.

Wechselhaftes Börsenwetter ist kein Naturgesetz

Natürlich gibt es kein Naturgesetz, dass das zweite Halbjahr dieses Jahres der ersten Hälfte in punkto Performance folgen muss. Nur zur Erinnerung: Nachdem der Dow in der gesagten ersten Jahreshälfte 1997 gut 20 Prozent zugelegt hatte, stieg er in der zweiten Hälfte nur noch minimal, am Ende lag das Plus bei insgesamt 22 Prozent. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ebenfalls kein Naturgesetz besagt, auf sechs Monate Sonne müssten zwingend sechs Monate Regen folgen. Zum Glück bieten sich dem Börsianer statt irreführender Parallelen mit der Vergangenheit einige andere Indikatoren, die ihm die grobe Richtung am Markt zumindest andeuten können.

Hier dürften die globalen Notenbanken in den kommenden Monaten eine tragende Rolle spielen. Gerade die US-amerikanische Fed hat ja jüngst eine Lockerung der Geldpolitik ins Spiel gebracht. Trotz der an und für sich soliden Verfassung der US-Konjunktur stellten die Notenbanker vor dem Hintergrund gesunkener Inflationsprognosen für das kommende Jahr eine Zinssenkung in Aussicht. Und auch wenn diese ein weiteres Jahr später, also 2021, wieder rückgängig gemacht werden soll: Bis dahin kann noch einiges passieren. Die Börsianer werden also erst einmal die Zinssenkung zum Anlass ihrer Aktivitäten nehmen können – und mit der damit einhergehenden Schwäche des Dollar wären zumindest die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass es mit dem US-Aktienmarkt im zweiten Halbjahr nach oben gehen könnte.

Anleger sollten zwar auf dem Radar haben, dass es durchaus auch Herausforderungen für die Wirtschaft gibt. So sind Kennziffern wie das jüngst gefallene US-Verbrauchervertrauen für ein – wenn auch tendenziell positives –, grundsätzlich gemischtes Gesamtbild verantwortlich. Auf der anderen Seite stieg gerade erst der Einkaufsmanagerindex für das Nicht-verarbeitende Gewerbe und liegt deutlich im expansiven Bereich. Auch das Volumen nicht-militärischer Investitionsgüter konnte Ende Juni positiv überraschen und legte um 0,4 Prozent zu. Die Auftragsdaten zu diesen langlebigen Gütern reagieren in der Regel sensibel auf konjunkturelle Eintrübungen und eignen sich daher als guter Konjunkturindikator.

Positive Vorzeichen für die US-Börse

Viele Einflussfaktoren stimmen also positiv, doch Anleger dürften angesichts der Fed-Aussagen ohnehin zuversichtlich sein. Wer im vergangenen Jahrzehnt den Einfluss der Zinspolitik auf den Aktienmarkt verfolgt hat, dürfte wissen, dass im Falle niedriger Zinsen viele Nebengeräusche von den Marktteilnehmern gerne überhört werden.

Anleger auf der Suche nach Investmentchancen können dieses Umfeld durchaus nutzen, um sich im US-Markt zu engagieren. Mit einem ETF etwa auf den Dow Jones oder S&P 500 sorgen sie für eine Streuung über viele Branchen und profitieren zudem davon, wenn der breite US-Markt vor dem Hintergrund der Aussicht auf niedrige Zinsen seinen Aufschwung der vergangenen Monate fortsetzt.

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