Anlageverhalten Deutsche denken beim Thema Aktien um

Die Deutschen sind Börsenmuffel. Eine neue Studie zeigt aber: allmählich machen die Niedrigzinsen die Anleger mürbe, vor allem Jüngere denken um – auch wenn viele Vorurteile gegenüber Aktien bestehen bleiben.

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Illustration Euro-Symbol und Aktienkurse Quelle: Fotolia

Vor einem Jahr sorgten die deutschen Anleger für eine Überraschung: Die beliebteste Anlageform war nicht mehr wie in den Jahren zuvor die Lebensversicherung, sondern das Sparbuch. Überraschend war daran allerdings weniger die Abkehr von den oft teuren aber leider niedrig verzinsen Lebensversicherungen, sondern vielmehr die Hinwendung zu einem Produkt, das noch weniger oder gar keine Rendite bietet. Einen Vorteil hat das Sparbuch: Die Ersparnisse sind einfach und jederzeit verfügbar. In Lebensversicherungen sind sie hingegen über viele Jahre gebunden.

Jetzt ist eine neue repräsentative Studie zum Anlegerverhalten der Deutschen erschienen, in der das Marktforschungsunternehmen YouGov für den Axa-Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management mehr als 2000 Online-Interviews in allen 16 Bundesländern geführt hat. Und siehe da: Allmählich setzt ein Umdenken bei den Anlegern ein. Auf die Frage, welche Geldanlage langfristig die besten Chancen zum Vermögensaufbau verspricht, erhalten Aktienfonds mit 20 Prozent der Stimmen den größten Zuspruch. Auf den Plätzen folgen Immobilienfonds (10 Prozent) und einzelne Aktien (7 Prozent). Erst auf den Plätzen vier und fünf folgen festverzinsliche und risikolose Anlagen mit Sparbuch (6 Prozent) und Tagesgeldkonto (5 Prozent).

Die Studie zeigt aber auch die Widersprüchlichkeit zwischen der persönlicher Einstellung und den Hürden in der Praxis, die das Anlageverhalten bestimmen. Bundesweit geben 40 Prozent zu, dass sie an der Börse investieren würden, wenn sie über das Wissen dazu verfügen würden. Auch glauben 58 Prozent der Deutschen, Börseninvestments würden mit unkontrollierbaren Risiken einhergehen. Knapp die Hälfte ist sogar der Meinung, dass Börsengeschäfte genauso riskant seien, wie ein Besuch im Spielcasino. „Mythen statt Fakten dominieren die Vorstellung von der Börse, weshalb sich die Deutschen viele Chancen verbauen“, konstatiert Patrick Dahmen, Axa-Vorstand für das Vorsorge-Ressort. Ein Umdenken setze zwar ein, nur bei der Umsetzung hapere es noch.

Einstellung der Deutschen zu verschiedenen Anlageformen

So glaubt fast die Hälfte der Befragten, dass ihre Chance bei 50-50 liegt, dass ein Aktieninvestment auch nach einer Anlagedauer von 20 Jahren weniger wert ist, als zum Kaufzeitpunkt. Dabei hat es nach Untersuchungen des Deutschen Aktieninstituts in den vergangenen 50 Jahren keinen 20-Jahres-Zeitraum mehr gegeben, in dem ein Dax-Portfolio Verluste gemacht hätte.

Zu den Ängsten passt, dass mehr als die Hälfte der Anleger an der Börse investieren würde, wenn das eingesetzte Kapital garantiert würde. Allerdings will jeder Dritte nichts für solch eine Garantie zahlen. Vielmehr bräuchte es für eine erfolgreiche Geldanlage „ein gutes Anlageprodukt (85 Prozent), Geduld (83 Prozent) und Glück (61 Prozent). Dabei vertrauen vor allem Ältere (über 55 Jahre) auf Glück, von den Jüngeren (18 bis 24 Jahre) sehen das nur halb so viele genauso – und sind damit in ihrer Einschätzung vernünftiger als die ältere Generation.

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