Börsen-Fallstricke und Tipps "Energiekonzerne gehören nicht an die Börse"

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Fonds wie englische Parks

Was ist aktuell mit der Lage in Europa? Etwa die anstehende Präsidentenwahl in Griechenland wirbelt die Aktienmärkte durcheinander. Macht Ihnen das keine Sorgen?

Ich beobachte das politische Geschehen, aber auf meine Auswahl der Unternehmen hat das wenig Einfluss und Griechenland ist für die meisten Unternehmen ebenfalls nicht so wichtig. Wichtiger sind Reformen in Frankreich und Italien. Da ich allerdings weltweit anlege und der Fonds zu etwa 40 Prozent aus US-Aktien besteht, blicke ich nicht nur auf Europa.

Wie haben Ihre Anleger 2008 reagiert, als Ihr Fonds ME Special Values in dem Jahr 15 Prozent verloren hat?

Es gab genau einen Anruf von einem Anleger. Die Kurse haben sich relativ schnell wieder erholt, weil ich nicht feige war und kopflos die verlustreichen Titel verkauft habe. Alle rund 30 Unternehmen blieben im Fonds, weil ich sie für krisenresistent gehalten habe und das hat sich ausgezahlt. Ich investiere nicht in Banken, mir sind etwa Autozulieferer zu kompliziert, weil ich deren Abhängigkeiten nicht einschätzen kann. Medien- und Telekomunternehmen meide ich auch.

 

Fondstipp: ME Fonds Special Values

Sie vergleichen ihr Fondsdepot gerne mit einem englischen Park, der aus Bodendeckern, schnellwachsenden Blühpflanzen und stabilen Bäumen besteht, die jedem Sturm trotzen. Aber die Nestlé, Roche und Coca-Cola sind schon sehr teuer.

Ich zähle sie zu den Qualitätsunternehmen, die an der Börse noch immer attraktiv bewertet sind. Erst recht im Vergleich zu Anleihen. Die Renditen bleiben durch die ultralockere Notenbankpolitik in den Industriestaaten womöglich Jahrzehnte begrenzt. Zinspapiere werden kaum ausreichen, um künftig die Inflationsraten auszugleichen. Sparbuch, Bargeld sind die Positionen, die man unter dem Begriff „schleichende Enteignung“ zusammenfassen kann.

Mancher denkt sich aber, lieber schleichende Verluste als den schnellen an der Börse.

Schauen Sie sich die Kursverluste in diesem Jahr an, das war im Oktober und November teilweise dramatisch. Aber im Rückblick boten sich dadurch gute Einstiegskurse. Es werden wieder Einschläge kommen, wie in den vergangenen Tagen etwa durch Griechenland oder mögliche Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Aber wenn ich meine Unternehmen im Fonds sorgfältig analysiert habe, habe ich vor den Marktverlusten keine Angst. Wichtig ist für Aktionäre, dass sie unterscheiden, ob ein langfristiger Trend noch intakt bleibt nachdem es ordentlich gerumpelt hat oder ob es tatsächlich eine Trendumkehr ist, die die Kurse langfristig abbröckeln lässt.

Wonach suchen Sie am Aktienmarkt?

Vertrauensvolles Management, Wachstum, solide Bilanzen, starke Ertragskraft, wenig Schulden, hoher Cashflow, trotzdem ausreichende Forschung- und Entwicklungsausgaben. All das ermöglicht Unternehmen eine große Unabhängigkeit, damit sie sich angstfrei in jedem Geschäftsumfeld bewegen können.

Sie hatten K+S bis zum Sommer im Depot. Die Aktie ist von knapp 90 Euro auf heute 23 Euro abgestürzt. Das spricht nicht unbedingt für die Qualität?

K+S habe ich als Substanzwert lange im Depot gehabt. Leider findet die Qualität der Firma an der Börse nicht die Anerkennung. Die Rohstoffkrise sowie die politischen Wirren in Osteuropa ließen es dann doch nicht länger zu, dort investiert zu bleiben.

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