Dennoch sollte natürlich jeder verantwortungsvolle Geldanleger einen Überblick über seine gesamte finanzielle Situation behalten. Ich plädiere für folgenden Ansatz: Zweimal im Jahr trage ich alle Daten zusammen und werte sie aus. Ich habe mir angewöhnt, anders als früher, mich in keinem Fall künstlich - zum Wohl des eigenen Egos - „reich“ zu rechnen.
Wie gehe ich vor? Das selbst genutzte Eigenheim, mein „Dach über dem Kopf“, wird bei mir immer mit null Euro angesetzt. Ich möchte nie zur Miete wohnen. Also ist das Kapital kein verfügbares Geldvermögen für mich. Eine Beleihung meiner selbstgenutzten Wohnung für andere Investitionszwecke ist undenkbar. „Never bet the farm“, sagen die Amerikaner dazu. Egal was passiert, bei der eigenen Immobilie ist mit Spekulationen oder anderen „Finanzmätzchen“ Schluss. Erst wenn ich eines Tages mich verkleinere, meine Immobilie gegen eine billigere sozusagen tausche, dann entsteht in meiner Aufstellung ein neuer Geld-Gegenwert in Höhe der Preisdifferenz aus dem erzielten Verkaufs- und Kaufpreis.
Vermietete Immobilien bewerte ich sofort nach dem Erwerb mit einem 30-prozentigen Abschlag. Dabei gehe ich davon aus, zu diesem Preis im Falle eines zwingenden Notverkaufs, auch tatsächlich schnell einen Käufer zu finden.
Kunstgegenstände erhalten bei mir, ganz gleich mit welcher noch so guten Bonität, einen Abschlag in Höhe von 50 Prozent. Damit berücksichtige ich die Händlermargen beim Ankauf sowie die Gebühren und Unsicherheiten des Kunstmarktes in der Auktionsszene.
Aktien und Gold werden bei mir immer zum Einstandskurs angesetzt. Im Fall einer argen Börsenkrise übernehme ich zum Stichtag der Vermögensaufstellung den tieferen Börsenkurs. Und dieser tiefe Wert bleibt dann auch in meiner Liste – bis zum Verkauf. Das heißt, während ich die Aktie halte, schreibe ich mir keine Buchgewinne auf. Der Gewinn „auf dem Papier“ lässt mich kalt. Ich will ihn gar nicht wissen. Wir kennen es ja alle aus eigener Erfahrung: Schon über Nacht reicht ein unerwartetes Ereignis aus, und die ganzen schönen Gewinne sind dahin. Erst nach einem realisierten Verkauf übernehme ich die erzielte Geldgröße.
Was mir sehr geholfen hat? Wenn ich Aktien über lange Zeit halte, dann denke ich nur in „Stück“, also der Anzahl meiner Aktien und nicht im Wert des Engagements. Was mich interessiert ist, dass ich möglichst viele von den guten Aktien besitze, ganz gleich, ob die Kurse nun hoch oder tief sind. Vor allem nach einem Crash möchte ich mehr Aktien besitzen, als vorher.
Ich empfinde mich als „Paket-Besitzer“ - Hauptsache die Anzahl meiner Aktien in der jeweiligen Position wird im Lauf der Zeit grösser. Im Fazit bin ich mit dieser Arbeitsweise in turbulenten Marktphasen weitaus besser gefahren, als mit den viel gelobten Monatsaufstellungen samt den famosen Vermögenszuwächsen oder Vermögensverlust-Ausweisen.