Geldmanager-Ranking Die besten Vermögensverwalter mit ruhiger Hand

Geldprofis sollten Verluste im Griff haben. Wie die Sieger unseres exklusiven Rankings Risiken effizient managen und langfristig in wichtige Börsentrends investieren.

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Peter Rieth Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Kultinvestor Warren Buffett ist immer für einen Scherz gut – auch wenn es um lästige Negativzinsen geht: „Für mein Unternehmen wäre es besser, Cash in eine riesige Matratze zu stecken, als es den Banken zu geben.“ Allerdings habe er noch keine vertrauenswürdige Person gefunden, die auf den Barmilliarden schlafen würde.

Angesichts magerer Zinserträge fällt es Vermögensverwaltern zunehmend schwer, Verluste aus Aktiendeals mit Anleihekäufen abzufedern. Um auch für konservative Anleger ordentliche Renditen abzuliefern, benötigen Geldmanager Disziplin und Ausdauer.

Wie sie diese Tugenden in der Praxis umsetzen, haben die Analysegesellschaft MMD und die WirtschaftsWoche anhand von rund 1300 Kundenportfolios analysiert. Dabei wurden die Portfolios von 400 Vermögensverwaltern und Banken in drei Risikoklassen eingeteilt. Neben der Rendite hat MMD auch gemessen, welches Risiko die Geldmanager eingehen. Hohe Werte beim maximal möglichen Verlust und hohe Schwankungsintensität (Volatilität) brachten Minuspunkte.

Entwicklung des Depots von Peter Rieth

Sieger in der Kategorie „Offensiv“ war Markus Wedel mit SPSW Capital, in der Kategorie „Ausgewogen“ waren es Lars Rosenfeld und Joachim Döring mit der Freien Internationalen Sparkasse. Peter Rieth von der BHF-Bank ist Sieger der Kategorie „Defensiv“ , Hannes Peterreins und Jochen Cassel von Dr. Peterreins Portfolio Consulting gewannen die Langfristwertung (siehe Chartgalerien).

Platz 1 in der Kategorie Defensiv

Notfalls geht Peter Rieth auch in die Bütt, zuletzt bei der Faschingsfeier in seinem 220-Einwohner-Dorf bei Hanau. Der 48-Jährige konnte im Feuerwehrhaus seine humoristischen Rednerqualitäten beweisen. Für eine Mainzer Karnevalssitzung hätten die Lebensweisheiten aus dem Ehealltag vielleicht nicht gereicht, aber in der Heimat kam Rieth sehr gut an. Was er macht, das macht er zuverlässig. In Frankfurt gehört er deshalb zu den Besten unter den konservativen Geldmanagern. Die Großanleger der BHF- Bank vertrauen ihm einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an; für Privatanleger arbeitet Rieth gewissenhaft mit den 227 Millionen Euro, die diese von ihm im BHF Total Return-Fonds managen lassen.

Die besten Vermögensverwalter der Kategorie "Defensiv"

Darin sind Anleger gut aufgehoben, die schwankungsarme Anlagen suchen, mit denen sie aber mehr verdienen als mit Festgeld. In drei Jahren holte Rieth für sie ein Plus von 14,6 Prozent heraus, in zehn Jahren immerhin im Schnitt 3,1 Prozent pro Jahr. Und der Chart des Fonds bewegt sich nicht sehr schnell, aber ruhig und konstant aufwärts. Das gelingt Rieth, weil er verzichten kann. Seit Aschermittwoch meidet er Alkohol und in seinem Fonds seit jeher hohe Risiken. In Aktien stecken derzeit nur 21 Prozent des Anlegergeldes.

Obwohl der Fonds auf Jahressicht Verluste laut Prospekt vermeiden soll, beendete Rieth 2008 und 2011 mit 3,6 und 0,3 Prozent im Minus. Doch das hat er innerhalb weniger Wochen ausgebügelt. Für solche unangenehmen Verlust-Fälle haben sie bei der 1854 gegründeten BHF-Bank eine erprobte Kultur: Wenn der Geldmanager eine konsistente Strategie hat und diese erklären kann, pfuschen ihm die Anlageausschüsse und Bankmanager nicht ins Handwerk. Anders als in vielen Großbanken und Fondsgesellschaften wurde Rieth nicht gezwungen, die gefallenen Aktien oder Anleihen zu verkaufen. „Es gibt keine Hausmeinung, der wir folgen müssten“, so Rieth. Das zahlt sich auf lange Sicht aus; in den Rankings der WirtschaftsWoche hat die Traditionsbank seit 2001 immer wieder vordere Plätze belegt.

Der vorsichtige Optimist

Rieth fing nach einer Banklehre und einem BWL-Studium als Händler für Optionen bei der BHF-Bank an. Noch heute nutzt er das Know-how der frühen Jahre, um Aktienpositionen durch Optionsgeschäfte abzusichern, die im besten Fall deren Verluste ausgleichen und bei stagnierenden Märkten noch Prämien bringen. Die für den Job nötige Aktienexpertise holte er sich als Analyst für die Branchen Auto, Industrie und Bau. Im vergangenen Jahr hat ihm die Aktienauswahl geholfen, er hatte keine Banken, Rohstoffe oder Autoaktien im Bestand, stattdessen Konsumwerte, Pharmaaktien und Technologieunternehmen.

Was 2015 noch sehr gut geklappt hat, lief auch in den ersten Januarwochen noch, doch als sämtliche Aktienwerte unter Druck gerieten, gab es auch bei Rieths Aktien wenig Halt. „Einen klassischen Fehlstart“ hat der BHF-Fonds erwischt. Zeitweise lag er vier Prozent im Minus, derzeit sind es 1,8 Prozent. Rieth weiß, wie viel Arbeit es jetzt ist, dieses Minus auszuwetzen, ohne den ruhigen Kursverlauf des Fonds zu gefährden.

Das Depot von Hannes Peterreins und Jochen Cassel

„Um in Aktien zu investieren, brauche ich jetzt besonders großes Vertrauen“, sagt Rieth. Panik misst er daran, wie viele Kunden anrufen und ihm sagen, er solle vorsichtig sein. „Meist benötigt der Markt nach einem heftigen Crash erst eine Verkaufspanik, bevor es wieder aufwärtsgehen kann“, glaubt der Hesse. Erst wenn die Family Offices nervös würden, die Verwalterbüros superreicher Familien, gehe der Crash dem Ende zu; dann dauere es meist nur noch wenige Tage, bis der Markt drehe. Mitte Februar könnte man nah dran gewesen sein, glaubt Rieth. Er nutzte die gefallenen Kurse, um einige Aktien zu kaufen. Aufgestockt hat er etwa bei Bayer, der Werbeagentur Publicis, dem Anbieter von Schließsystemen, Assa-Abloy, und beim Kreditkartenanbie-ter Visa. Zu seinen Favoriten gehören der von Tesla-Chef Elon Musk gegründete Bezahldienst PayPal, der Verlag Wolters Kluwer, Pharmakonzern Sanofi und Priceline, die Mutter des Buchungsportals Booking.com.

Peterreins und Cassel Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

Platz 1 in der Langfristwertung

Dem FC Bayern an der Säbener Straße in München-Harlaching ist bekanntlich kein finanzieller Aufwand zu groß. Notfalls greift man auf das legendäre Festgeldkonto zurück, um mit zweistelligen Millionenbeträgen die gewünschten Spieler zu erwerben. Eine Querstraße weiter, beim Vermögensverwalter Hannes Peterreins, 49, wird ebenfalls mit Millionen hantiert, allerdings geht es weitaus bescheidener zu als beim „FC Hollywood“. In einer schlichten Doppelhaushälfte verwalten Peterreins und sein Portfoliomanager Jochen Cassel ein gutes Dutzend Depots vermögender Privatanleger. Ein Zwei-Mann-Team ist schon ungewöhnlich genug in der Branche. Dass sie vieles noch in Handarbeit erledigen, macht sie gänzlich zum Ausnahmefall.

Die performancestärksten Geldmanager über fünf Jahre

An diesem Montag im Februar, als der Dax um 3,5 Prozent einbricht, arbeitet Cassel in einem guten Dutzend Excel-Tabellen – jede für eines ihrer Depots. Im derzeit größten liegt ein zweistelliger Millionenbetrag. Weil dort durch die Kursverluste seit Jahresanfang die Sollquote für den Aktienanteil unterschritten wurde, muss Cassel handeln. Nach kurzer Rücksprache mit Peterreins kauft er für mehrere Hunderttausend Euro Indexfonds auf Aktien nach: den US-Nebenwerteindex Russell 2000, den Euro Stoxx 600 und den japanischen Topix.

"Viele Geldmanager sind zu formelgläubig"

Der gelernte Banker Cassel betreut die Wertpapierdepots operativ, die strategische Linie gibt Peterreins vor. Von den derzeit populären, mathematischen Modellen, die auf Algorithmen basieren, hält der promovierte Mathematiker Peterreins nichts: „Viele Geldmanager sind zu formelgläubig; sie ignorieren, dass ihre Modelle nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren.“ Die Wirklichkeit an der Börse sei für jeden noch so speziellen Algorithmus zu komplex, sagt der Münchner. „Sie hält sich leider nicht immer an diese Bedingungen.“

Für die Aktienmärkte in Europa und den USA ist Peterreins optimistisch. Negative Argumente, wie Chinas Wachstumsschwäche, hält er für überbewertet. Gemessen an den „lediglich zehn Prozent“, die Dax-Unternehmen nach China exportierten, sei der massive Kurseinbruch nicht zu rechtfertigen. Gold als Krisenwährung lehnt er ab.

Ein steigender Goldpreis sei ein Indikator für wachsende Panik im Markt – mehr aber auch nicht. Gold kaufe er nur opportunistisch, das heißt: um schnell Gewinn zu machen, zuletzt 2009. Derzeit hält er keines, weil er einen neuerlichen Aktiencrash für sehr unwahrscheinlich hält. In akuten Krisenzeiten nach den Weltkriegen habe Gold als Zahlungsmittel keine Rolle gespielt.

Zigaretten schon eher. Auch ohne Krise hält Peterreins Tabakaktien für attraktiv – trotz Schockwerbung und Rauchverboten. „Passionierte Raucher wird das nicht abschrecken“, glaubt er. Über den Stoxx Europe 600 hält er indirekt British American Tobacco. Auch Unternehmen, die ihr Geld mit Prüfen und Zertifizieren verdienen, gefallen ihm. „Unternehmen und Behörden müssen immer mehr Sicherheits- und Umweltstandards beachten“, sagt Peterreins.

Davon profitieren das US-Unternehmen Intertek, die französische Bureau Veritas und die Schweizer SGS. Und Pharmaaktien mag er, weil die Vergreisung der Weltbevölkerung den Medikamentenherstellern Milliardengewinne in die Kasse spülen wird. Die Sponsoren des FC Bayern, Audi oder Allianz, gehören nicht zu seinen Favoriten. Autobauer sind ihm zu zyklisch, Versicherungen „zu abhängig von den Zinsmärkten“.

Und da sind sich alle vier Sieger des Rankings einig: Auf denen wird für Anleger auf absehbare Zeit nicht viel zu holen sein. Die Zinsen bleiben unten.

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