MENA-Fonds Renditechancen in der arabischen Welt

Anlagetipps: Arabische Staaten bieten Anlegern große Chancen Quelle: imago images

Kinoeröffnungen, Frauen-Führerschein und Milliardeninvestitionen: Am arabischen Golf ist Modernisierung ein Riesenthema. Wie Anleger in die noch immer schwer durchschaubare Region investieren können.

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Das Bild ist widersprüchlich: Die höchsten Gebäude der Welt, überschwänglicher Prunk und Luxus sowie Ölquellen auf der einen Seite, Bürgerkriege, verschleierte Frauen, religiöser Eifer und Lohnarbeiter-Elend auf der anderen Seite: Kaum eine andere Region auf dem Globus, die Anleger unter Renditeaspekten im Fokus behalten sollten, vereinigt so große Unterschiede wie das Gebiet der so genannte MENA-Staaten. Die Abkürzung steht für Middle East North Africa (Mittlerer Osten und Nordafrika). Wer an die islamisch geprägte Welt denkt, dem fallen zunächst die zahlreichen gewalttätigen Konflikte wie in Syrien ein, die viele Investoren abschrecken. Es gibt aber auch die superreichen Ölförderstaaten etwa am Persischen Golf, die dank zunehmender Öffnung für Auslandskapital Anlegern große Chancen bieten .

Auf den ersten Blick stehen für den westeuropäischen Beobachter fantastische Renditechancen kaum kalkulierbaren Risiken gegenüber. Daher sind MENA-Fonds, die sich auf die aussichtsreichsten Länder konzentrieren, und deren spezialisierte Fondsmanager die besten Investmentchancen ausfindig machen, für Anleger eine Überlegung wert.

Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) im Fokus

Während eine ganze Reihe von nordafrikanischen Ländern und Nationen des Nahen Ostens unter Aufständen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen und bewaffneten Unruhen zu leiden hatten und teils noch immer leiden, hängt der Erfolg der reichen arabischen Volkswirtschaften primär vom Ölpreis ab. Der dadurch entstandene Wohlstand und Reichtum dokumentiert sich in der beeindruckenden modernen Architektur, die in den rohstoffreichsten Staaten praktisch wie Pilze aus dem Boden schießt.

MENA-Fonds sind besser als ihr Image

Gleichzeitig sind hier auch Bestrebungen zur sozialen Liberalisierung der einst so traditionalistischen Gesellschaften voll im Gange. Experten der arabischen Welt betrachten die politischen Konflikte als Resultat der bereits durchgesetzten oder sich erst anbahnenden Reformen.

MENA-Fonds besser als ihr Image

Aktienfonds mit Schwerpunkt auf Saudi-Arabien und die Emirate am Persischen Golf haben sich in den Jahren seit der internationalen Finanzkrise als relativ renditestark und sogar als verhältnismäßig robust erwiesen. So hat der S&P Pan Arab Composite, der vielen MENA-Fonds als Vergleichsindex dient, seit dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2009 um etwa 50 Prozent zugelegt.

Aufgrund der genannten Risiken und der dadurch bedingten Verunsicherung laufen MENA-Fonds bei Rating-Agenturen und großen Investoren nach wie vor meist unter ferner liefen. Kaum ein Finanzprodukt mit entsprechendem Fokus erreichte bislang ein Volumen von mehr als 100 Millionen Euro.

Das könnte sich allerdings in absehbarer Zeit ändern – seit einigen Monaten sind die MENA-Aktienmärkte im Aufwind.

Gründe für günstigere Anlageperspektiven

Obwohl der Mittlere Osten in manchen Regionen wie Syrien als alles andere als ruhig bezeichnet werden kann, gibt es deutliche Hinweise darauf, dass sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen in den wichtigsten MENA-Staaten signifikant verbessern. Vor allem die soziale Liberalisierung, wie sie in Saudi-Arabien deutliche Züge annimmt, trägt erste Früchte. Und das ist auch am Kursverlauf der entsprechenden Fonds in den zurückliegenden sechs Monaten abzulesen.

Hintergrund dafür sind zahlreiche bereits umgesetzte beziehungsweise geplante Reformen, die auch infolge des Generationswechsels (Planung der Thronfolge) in Saudi-Arabien in Gang gesetzt worden sind. Im Zuge der Anstrengungen beim Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft in der Ära nach dem Öl geht es um Abbau von Subventionen, die Senkung von Staatsgehältern und die Einführung einer Mehrwertsteuer.

Modernisierung der Gesellschaft, unabhängiger vom Öl

Dass die Modernisierung der Gesellschaft etwa in Saudi-Arabien der internationalen Finanzwelt nicht verborgen geblieben ist, ist daran zu erkennen, dass das Land bereits in Kürze von den großen weltweiten Indizes nicht mehr im Frontier-Bereich zugeordnet werden soll. Experten erwarten die Aufnahme Saudi-Arabiens unter anderem in den MSCI Emerging Markets Index. Hierauf deuten auch die Zulassung ausländischer Investoren und die möglicherweise recht bald bevorstehende Börsennotierung der größten Ölgesellschaft der Welt, Saudi Aramco, hin. Der britische Indexanbieter FTSE Russell hat Saudi-Arabien bereits Ende März in seinen Emerging-Market-Index aufgenommen. Damit steigen die Chancen für das Königreich, weiteres Auslandskapital für Investitionen anzulocken.

Die wirtschaftlichen (Nachhol-)Potenziale des Landes und damit auch die Perspektiven von Anlegern beruhen in erster Linie auf der „Vision 2030“, dem ambitionierten Reformprojekt Kronprinz Mohammeds, durch das wirtschaftliche Bereiche außerhalb des Energiesektors gestärkt werden sollen. Das Milliarden schwere Privatisierungs- und Investitionsprogramm einhergehend mit sozialen Reformen bietet enorme Chancen für Investoren. 

Nicht zu unterschätzende Risiken

Dennoch muss in diesem Zusammenhang auch auf die Risiken hingewiesen werden, die vor allem aus traditionalistischen Tendenzen resultieren oder noch entstehen könnten. Es besteht durchaus die Gefahr, dass zukünftig religiös-konservative Kräfte die Oberhand erstreiten, einer weiteren Öffnung zur westlichen Welt im Wege stehen oder auch bereits durchgesetzte Errungenschaften wieder zurückschrauben. Ob und in welcher Weise dies in einem rechtlich wie politisch relativ abgeschotteten Saudi-Arabien zu befürchten ist, lässt sich selbst für einen noch so interessierten europäischen Beobachter schwerlich beurteilen.

Magna MENA Fonds setzt auf Reformen in Saudi-Arabien

Ein erfolgreiches Finanzprodukt mit entsprechendem Schwerpunkt ist der Magna MENA Fonds. Fondsmanager Stefan Böttcher, der einer auf eigenem Research basierenden Einzeltitelauswahl vertraut, verfolgt einen konsequenten Bottom-Up-Ansatz. Böttcher meint: „Aus vergangenen „Upgrade- Investments“ wissen wir, dass die Aufnahme eines Landes in den Emerging Markets Index, die Hochstufung aus dem Frontierindex, deutliche Überperformance bringt.“

Zur sozialen Liberalisierung erklärt der Fondsmanager: „Zudem stimmt uns der Reformwille des aktuellen Thronfolgers positiv. Das Programm „Saudi Vision 2030“ soll das Land von der Ölabhängigkeit lösen und es diversifizierter aufstellen. Selbst bei Frauenrechten gibt es deutlichen Fortschritt. In der Gesamtheit betrachtet bietet Saudi für dieses Jahr eine spannende Mischung für Investoren.“

So setzt der MENA Magna Fonds auf saudische Unternehmen, die in besonderem Maße vom sozialen Wandel profitieren, wie etwa eine der größten Versicherungsgesellschaften des Landes, Al Rajhi Insurance. Al Rajhi weist eine Marktkapitalisierung von 0,8 Milliarden US-Dollar aus und setzt bei seinem zukünftigen Wachstum auf dem Wegfall des Fahrverbots für saudische Frauen und eine stärkere Durchsetzung der Kfz-Versicherungspflicht.  

Bei seinen Investments engagiert sich der Magna Fonds auch in der Bildung, die in Saudi-Arabien und den Emiraten immer größere Bedeutung gewinnt. Ein Beispiel aus dem Portfolio ist Humansoft, der größte Anbieter von privater Hochschulausbildung in Kuwait. Humansoft verfügt über eine Marktkapitalisierung von 1,6 Milliarden US-Dollar und erwartet in den kommenden Jahren ein jährliches Wachstum der Studentenzahlen in Höhe von jeweils rund elf Prozent. 

Aufgrund des Aufstiegs Saudi-Arabiens bei den Indizes aber auch wegen der Öffnung und damit zunehmender Liberalisierung der Wirtschaftswelt der islamisch geprägten Ölförderstaaten, werden Fonds mit entsprechendem Schwerpunkt auch für europäische Anleger immer interessanter. Vor diesem Hintergrund könnten Investoren, die ihre Risikoaversion unter diesen Aspekten zu überprüfen bereit sind, MENA-Fonds durchaus als Beimischung ins Depot aufnehmen.

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