Bauarbeiter und Ingenieure wuseln durch die Straßen von Dirijah, daneben besichtigt eine Gruppe von Grundschülern die historische Stadt. Dort werden gerade eine Festung aus dem 17. Jahrhundert, Moscheen und lehmfarbene Gebäude restauriert, die einst das Machtzentrum der Herrscherfamilie darstellten.
Die Unesco-Welterbestätte liegt vor der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, in einem konservativen und trockenen Teil des Landes. Dass Dirijah einmal zu den Top-Urlaubszielen im Königreich gehören könnte, ist zwar unwahrscheinlich. Doch angesichts der geplanten Öffnung für den Tourismus bemüht sich Saudi-Arabien um ein moderneres Image für neugierige Weltenbummler. Zugleich soll die Geschichte des Landes für künftige Generationen bewahrt werden.
Dirijah ist eine besonders wichtige Stätte für die herrschende Familie Al Saud. Denn hier wurde im 15. Jahrhundert die erste saudische Dynastie begründet. Die Architektur wird mit den Volksgruppen des Nadschds in Verbindung gebracht, der Binnenregion im Herzen der arabischen Halbinsel, in der sich heute Riad und umliegende Städte befinden.
Im 18. Jahrhundert wurde Dirijah erneut zur Machtzentrale der Al Saud. Im frühen 19. Jahrhundert fiel die Stadt aber unter die Kontrolle der Osmanen. Es dauerte mehr als ein Jahrhundert, bis die Al Saud Dirijah zurückgewannen und den heutigen saudi-arabischen Staat gründeten, der nach der Herrscherfamilie benannt wurde.
Heute sind wegen der Sanierungsarbeiten weite Teile von Dirijah für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Behörden wollen der Stadt zu ihrem alten Glanz zurück verhelfen - diesmal allerdings mit modernen Annehmlichkeiten wie Klima- und Sanitäranlagen. Das Gebiet um die Burg sieht bereits aus wie eine moderne Wüstenoase mit Palmen, Parks, Restaurants und Cafés. In den kühleren Monaten lockt das offene Grün junge Bürger und Familien an, die den verstopften Straßen von Riad entkommen wollen.
Dirijah sei ein sehr geschichtsträchtiger Ort, lobt der Brite Chris Brooks, der regelmäßig geschäftlich nach Riad reist. Zwischen zwei Terminen hat er sich diesmal für einen Besuch in dem Vorort entschieden, wo er Fotos macht, die er zuhause zeigen möchte. Seiner Familie würde er eine Reise nach Dirijah aber noch nicht empfehlen.
„Damit Familien hierher kommen wollen, ist noch Überzeugungsarbeit nötig“, sagt Brooks. „Für eine Öffnung muss man einladender und zugänglicher sein. Momentan dauert es lange, um ein Visum für Saudi-Arabien zu bekommen, aber wenn sich das ändert, werden bestimmt mehr Menschen hierher kommen. Hier gibt es so viel zu sehen.“