Ranking Geldmanager Die besten Vermögensverwalter in unruhigen Zeiten

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Boom hat zur Häufung von Risiken geführt

Der lange Boom hat zur Häufung von Risiken an wenigen Stellen geführt – Klumpenrisiken, sagen sie: „Die Situation erinnert an 2008. Immer weniger Aktien treiben die Börsen; und diese Aktien sammeln sich auf den Büchern der ganz Großen der Branche“, sagt Rosenfeld. Denn gleichzeitig schritt die Konzentration der Finanzindustrie voran. „Wenn der Gigant Blackrock aus einer großen Positionen raus wollte, müsste schon der Versicherungsriese AIG die Pakete übernehmen, über den Markt wird es schwer – niemand hat so viel Kaufkraft“, sagt Döring.

Aktien finden sie auch nach dem Crash von Jahresanfang nicht günstig. „Nur weil andere Anlageklassen noch teurer sind, heißt das nicht, dass Aktien Potenzial haben“, so Döring. Vor allem Sondereffekte hätten die Kurse seit 2009 getrieben: Die Unternehmen kauften im großen Stil eigene Aktien an der Börse zurück, sie konnten das mit billigem Kredit hebeln, dazu stiegen die Gewinnmargen schneller als die Umsätze. „Das sind alles keine nachhaltigen Entwicklungen. Wir rechnen dieses Jahr mit einer echten Zitterbörse“, meint Döring, „kurzfristig kann es Erholungen geben, aber für konservative Langfrist-Anleger ist das keine Zeit, um groß Aktien zu kaufen.“

Ohne Aktien geht es nicht

Natürlich geht es trotz aller Gefahren nicht ganz ohne Aktien. Irgendwoher muss die Rendite kommen. Döring und Rosenfeld suchen deshalb nach Unternehmen in Sondersituationen, deren Kursverlauf kaum etwas mit der Richtung der großen Aktienindizes zu tun hat. Ein solcher Wert ist Wüstenrot. Wie alle Versicherer leiden die Schwaben am schwachen Lebensversicherungsgeschäft. Sie ziehen sich daraus zurück und bauen lukrative Bereiche dafür aus, etwa die Baufinanzierung. Die beflügelt auch den Verkauf von Bauherrenhaftpflicht- und Risikolebensversicherungen. Die Wüstenrot Holding ist Ankeraktionär (66,3 Prozent) und stellt als Stiftung anlegerfreundliche Dividenden sicher.

Auch Technotrans hat schwere Zeiten hinter sich. Das Urgestein vom ehemaligen Neuen Markt baut Komponenten für Druckmaschinen sowie CD- und DVD-Maschinen. Nicht gerade Wachstumsbranchen: Der Preisverfall bei Druckmaschinen und rückläufige CD-Verkäufe trafen den Maschinenbauer hart. „Doch neue Felder können den im Stammgeschäft ausgefallenen Gewinn inzwischen überkompensieren“, sagt Rosenfeld. Know-how mit Kühl- und Spülsystemen für Druckmaschinen kann Technotrans auf andere Branchen anwenden: Neue Kunden sind etwa Hersteller von Stanzmaschinen oder Batterien.

Weil die Kurse von Anleihen in der Regel weniger schwanken als die von Aktien, kommen sie trotz Niedrigzinsen nicht um diese Anlageklasse herum. Doch wer aus einem Bondportfolio noch ein bisschen mehr Rendite ziehen will als aus einem Sparbuch, muss kreativ werden. „Wir suchen nach Bonds möglicher Übernahmeziele“, sagt Rosenfeld, „denn die Bonität und das Rating verbessern sich durch den Firmenverkauf meist dramatisch.“ So griffen sie bei Anleihen von Kabel Deutschland zu, als ruchbar wurde, dass Vodafone das Unternehmen kaufen wollte, und bei Celesio, die vom Pharmariesen McKesson geschluckt wurde und deren Kurs binnen Tagen von 90 auf 106 Prozent sprang. Chancen gibt es also immer – man muss sie nur geduldig suchen und dann auch nutzen können. Und weil 2016 noch mehr Chancen kommen werden, halten sie das Pulver vorerst trocken.

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