




Nur mal angenommen, Sie wollen heute Geld anlegen. In der Mittagspause gehen Sie zu Ihrer Bank und investieren 10.000 Euro. Welches Finanzprodukt beziehungsweise welcher Anlagemix dürfte es dann für Sie sein? Aktien, Fondsanteile, Optionsscheine, Goldminenaktien, Rohstoffe, Bundesschatzbriefe? Oder doch lieber Festgeld? Kaum Rendite, aber wenigstens geht das Geld nicht verloren? Menschen treffen Entscheidungen nach Gefühl - egal, ob sie sich ein neues Auto kaufen, Wurst statt Käse aufs Brot legen oder eben ihr Geld anlegen. "Ich bin sicher, dass die Aktie steigen wird!", "Branche XYZ ist ganz groß im Kommen" - wer nicht wirklich Insiderinformationen hat, verlässt sich auf Erfahrungen und Gefühle.
Finger weg von Finanzprodukten, wenn...
Renditen von über acht Prozent pro Jahr versprochen werden, gleichzeitig aber ein Drittel der eingeworbenen Summe für Kosten wie Werbung oder Vertrieb draufgeht
der Initiator bislang noch keine erfolgreichen Finanzprodukte aufgelegt hat
der Initiator nicht nachweisen kann, dass er die versprochenen Renditen im Kerngeschäft erwirtschaftet oder mit Vorgängerprodukten bereits erzielt hat
das Objekt, in das investiert werden soll, noch nicht feststeht oder das Anlegergeld als Kredit an andere Gesellschaften weitergereicht wird, der Anleger sich also nicht direkt an einer Immobilie oder einem Schiff beteiligt
Anleger Geld nachschießen müssen, falls das Unternehmen zum Sanierungsfall wird
Damit die Anlagestrategie nicht ausschließlich nach dem "Das hört sich aber nett an"-Prinzip erfolgt, müssen Vermögensberater die Risikobereitschaft jedes Anlegers berücksichtigen und davon ausgehend eine Anlagestrategie ermitteln. Wer nur einmal neugierig ist, kann sich auch online testen. So müssen potentielle Investoren beispielsweise bei Anleger-Coach entscheiden, ob sie für ihr Geld eine feste Verzinsung und einen möglichst hohen Zinssatz wollen oder ob sie sagen, dass sie weit größere Gewinne erzielen wollen und dafür auch bereit sind, Verluste zu riskieren.
So lautet beispielsweise eine Frage: "Die Börsenentwicklung kann niemand wirklich vorhersehen. Welches Risiko würden Sie eingehen, um eine höhere Verzinsung zu erreichen?" Die Antwortmöglichkeiten reichen von "Ich will keine Geldanlage, bei der die Gefahr eines Verlustes besteht" bis zu "Bei einer entsprechenden Rendite nehme ich auch den Totalverlust meiner Geldanlage in Kauf." Wer sich auf dieser oder einer anderen Seite durch alle Fragen durchklickt, wird einer Risikogruppe zugeordnet, für die jeweils verschiedene Produktempfehlungen gegeben werden.
Die beliebtesten Anlageprodukte
Im Auftrag der österreichischen Walser Bank hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov 1000 Anleger nach ihren bevorzugten Anlageformen gefragt. Stand: Oktober 2012.
Spekulative und hochriskante Anlagen wie Optionsscheine schaffen es mit sechs Prozent der Stimmen nur auf den siebten Platz.
Rund elf Prozent der Stimmen bekommen themenorientierte Anlagen wie Zertifikate für Indizes oder einzelne Börsenwerte.
Auf dem fünften Platz landen vermögenserhaltende Anlagen - bei niedrigen Zinsen ist kein Verlust auch ein Erfolg.
Vermögensverwaltende Anlagen wie an der Börse gehandelte Fonds (ETFs) bekommen immerhin 26 Prozent der Stimmen.
Immobilien gehören zu den klaren Favoriten der Anleger. 33 Prozent der Befragten bevorzugen Investments in Betongold.
Gleichauf mit Immobilieninvestments sind Anlagen in Aktien oder anderen Sachwerten wie Gold.
Sicherheit geht vor: Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bevorzugen Investments in sicherheitsorientierte Anlagen wie Tages- oder Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere.
Auch bei den großen Banken ist das Procedere ähnlich: "Die Ermittlung der zum Kunden passenden Anlagestrategie ist Bestandteil unseres Beratungsprozesses. Wir stellen dabei jedem Kunden die gleichen standardisierten Fragen zur Risikoneigung und Risikotragfähigkeit", sagt Anja Czysch, Spezialistin für Grundsatzfragen im Anlagegeschäft der Commerzbank. Doch bevor es um die Frage geht, welche Risiken jemand bereit ist, einzugehen, wird zunächst der finanzielle Hintergrund überprüft. Da geht es beispielsweise darum, welche Kapitalanlagen in der Vergangenheit bevorzugt wurden und warum. Anleger müssen sich im Klaren sein, wie lange sie das Vermögen anlegen können und wollen: ein Jahr oder doch lieber zehn? Außerdem ist es entscheidend, wie hoch das derzeitige Einkommen ist und ob künftig Einkommensänderungen zu erwarten sind.
Auch wie viel Prozent vom Vermögen investiert werden können, ist entscheidend. Schließlich nützt es niemandem etwas, wenn vom Einkommen kein Geld mehr für die Autoreparatur oder die kaputte Waschmaschine übrig ist, weil alles in Aktien steckt. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, wird es interessant, auf was der Anleger bei dem zukünftigen Investment besonders großen Wert legt: Sicherheit, Inflationsausgleich, Vermögenszuwachs, hohe Erträge oder dynamischer Wertzuwachs?