In der Konsequenz müssen technische Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden. Nach dem oben genannten Flash-Crash-Fall wurde etwa festgelegt, dass der US-Börsenhandel bei einem Einbruch von mehr als zehn Prozent innerhalb von fünf Minuten temporär ausgesetzt wird. Aber vor allem muss die Erklärbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Modelle durch die Finanzaufsicht weiterhin gewährleistet sein.
Die Funktionsweise der KI-Modelle zu verstehen ist dabei genauso wichtig, wie den Begriff der Systemrelevanz vor dem Hintergrund neuer technologischer Entwicklungen weiter zu fassen.
Unabdingbar ist jedoch, dass auch bei einem verstärkten Einsatz von Big Data und Künstlicher Intelligenz die Verantwortung weiterhin bei der Geschäftsleitung verbleibt. Eine Verschiebung der Verantwortung auf KI-gestützte Maschinen kann es nicht geben. Geschäftsorganisation und internes Kontrollsystem sind weiterhin bei der Unternehmensleitung zu verankern. Es bedarf auch an dieser Stelle einer weiteren Konkretisierung des aufsichtlich-regulatorischen Rahmens, wie die BaFin selbst ausführt.
Dabei ist es entscheidend, grenzüberschreitend einheitliche Regelungen zu gewährleisten. Denn eine „Regulierungsarbitrage“ lässt sich bei einem Algorithmus leichter umsetzen, als in einem klassisch regulierten Umfeld. Wenn sich einzelne Anbieter von Plattformen und Algorithmen der nationalen Finanzaufsicht und Regeldichte entziehen wollen, so können sie leicht nationale Grenzen überwinden. Hier ist eine grenzüberschreitende Abstimmung der Regulierung im internationalen Austausch der Finanzmarktaufsichtsbehörden nötig.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Finanzmarktaufsicht selbst verstärkt auf die Möglichkeiten von Big Data und KI zurückgreifen wird. Die UK Financial Conduct Authority (FCA) beispielsweise beschäftigt sich regelmäßig in sogenannten „TechSprints“ mit innovativen Ansätzen der Finanzmarktaufsicht. Ende 2017 arbeitete die FCA in einem ersten Durchgang daran, regulatorische Anforderungen an Berichtswesen und Offenlegung durch maschinelles Lernen und KI zu unterstützen.
Hierzu werden aktuell in einem „intelligenten Regulierungs-Handbuch“, einer Datenbank der regulatorischen Anforderungen, diese so formuliert, dass die Prinzipien von Maschinen verstanden und ausgeführt werden können. Damit lassen sich Finanzkennzahlen zweifelsfrei und schneller auswerten und der bislang sehr hohe Aufwand der Offenlegung durch Finanzinstitutionen sowie Finanzmarktaufsicht wird reduziert.
Es zeichnet sich also bereits ab, dass KI zentraler Gegenstand der zukünftigen Regulierung und Finanzmarktaufsicht werden wird. Für Marktstabilität und Verbraucherschutz ist das entscheidend.