Der Zinszyklus der globalen Notenbanken deutet wieder nach unten. Diese Trendwende hat Folgen für die Renditen der Staatsanleihen. Sie fallen weltweit. Bundesanleihen mit langen Laufzeiten weisen längst Renditen im negativen Bereich aus. Für Investoren steigt damit der globale Anlagenotstand weiter an. Der „Bloomberg Barclays Global Aggregate Negative Yielding Debt Market Value Index“, der alle Anleihearten mit negativer Rendite umfasst, ist fast schon wieder nahe seinem Höchststand von 2016.
Diese Entwicklung erhöht die Attraktivität von Anleihen mit einer auskömmlichen positiven Rendite. Da mit Hilfe von Staatsanleihen – bis auf die sehr langen Laufzeiten – kaum mehr positive Renditen erzielbar sind, fällt der Blick der Investoren zunehmend nun auf Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating.
Unter den 1.515 Unternehmensanleihen im iBoxx Euro Non-Financials Senior, dem Benchmarkindex für Corporate Bonds mit Investment-Grade-Rating, rentieren immerhin noch 93,1 Prozent im positiven Bereich. Zwar stammt die überwiegende Zahl der Anleihen aus dem niedrigsten im Index vertretenen Ratingbereich „BBB“, aber selbst im A-Segment lassen sich noch 464 Anleihen mit einer positiven Rendite finden.
Wer eine Zielrendite von wenigstens einem Prozent anstrebt, für den wird die Auswahl noch kleiner. Immerhin noch 26,5 Prozent aller im Index vertretenen Unternehmensanleihen übertreffen dieses Renditeziel. Dabei stammen jedoch mehr als Dreiviertel dieser Anleihen aus dem BBB-Bereich – also gerade eben noch im Investment-Bereich.
Man sollte sich aber von der aktuellen Höhe der Rendite nicht blenden lassen, sondern weitere Aspekte bei der Anlageentscheidung berücksichtigen. Die zahlreichen geopolitischen Risiken und ihre potenziell negativen Auswirkungen sowohl auf die Konjunktur als auch auf die Geschäftsaussichten von Unternehmen könnten sich mittelfristig ungünstig auf die Ratingeinstufung von Unternehmen auswirken. Insbesondere bei den Unternehmen, die sich im niedrigsten im Index vertretenen Ratingbereich „BBB“ befinden, besteht somit die Gefahr, dass diese Unternehmen im Zuge einer konjunkturellen Abkühlung aus genau diesem Bereich herausfallen.
Viele Investoren sind dann allein schon aus regulatorischen Gründen gezwungen, sich von diesen Anleihen zu trennen. In solchen Phasen dürfte auch die Liquidität nicht mehr üppig sein. Schließlich trifft dann ein hohes Angebot auf eine sehr überschaubare Nachfrage und die Preise solcher Anleihen dürften schnell und spürbar fallen. Ähnliches gilt natürlich auch für andere Anleihen mit höheren Renditen, zum Beispiel aus Schwellenländern.
Die niedrigen Renditen bei relativ sicheren Staatsanleihen zwingen früher oder später die Investoren, ein höheres Risiko bei ihren Investments einzugehen, um ihre Renditeziele auch nur annähernd zu erreichen. Diese Risiken waren in den vergangenen Jahren vertretbar, da die globale Konjunktur relativ stabil war und die Notenbanken gegebenenfalls die Anleihemärkte unterstützten konnten. Dieses Bild hat sich nun eingetrübt.
Die Konjunktur kühlt sich ab und zugleich sind die Handlungsmöglichkeiten der Notenbanken eingeschränkt. Damit steigt das Risiko, dass Investoren mit Unternehmens- oder ähnlichen Anleihen eingehen. An den Marktpreisen ist dies noch nicht ablesbar, da die Risikofunktion der Preise nicht mehr richtig funktioniert. Somit kann es natürlich bei einem entsprechenden Umfeld auch schnell zu einer systemischen Krise kommen, da dann das Angebots-Nachfrage-Verhältnis nicht mehr ausbalanciert werden kann. Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich für die Investoren also spürbar verschlechtert.
Letztlich ist das Investment in solche Anleihen bei den aktuellen Renditeniveaus auch mit der Hoffnung verbunden, dass die Notenbanken, falls notwendig, die Märkte mit Anleihekaufprogrammen stützen werden. Investoren sollten sich dieser Entwicklung bewusst sein. Auch wenn es bei den vorgebenden Renditezielen oft keine Alternative zu solchen Investments gibt.