Immobilien Droht die nächste Blase in Spanien?

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Mehr Kontrolle, weniger Wahnsinn

Allerdings erfolgt das Wachstum auf dem Hypothekenmarkt nicht mehr so unkontrolliert: Es werden keine Häuser oder Wohnungen mehr zu 100 Prozent finanziert und immer mehr Verträge werden mit Festzinsen abgeschlossen – nicht nur bei Bankia.

Zwar ist die Kreditausfallrate im spanischen Bankenmarkt mit fast 9 Prozent immer noch hoch im EU-Vergleich. Aber nach Angaben des spanischen Branchenverbandes AEB bleibt das Kreditvolumen pro Hypothek mit rund 116.182 Euro weitgehend stabil, mindestens 30 Prozent des Kaufpreises würden inzwischen mit Eigenkapital finanziert.

Das gute allgemeine Wirtschaftsklima in Spanien verändert auch die Lage für die lange Zeit wenig attraktiven gewerblichen Immobilien. Büromieten gehen wieder nach oben. Sie haben im ersten Halbjahr 2017 um 7,5 Prozent zugelegt, 0,6 Prozentpunkt mehr als im Vorjahreszeitraum. Die größten Steigerungen verzeichnen sich in Katalonien, Huelva, Alicante, Gran Canaria und Palma sowie in Madrid.

Spanier haben aus der letzten Immobilienkrise gelernt

Auch wenn alles wieder so aussieht wie vor 15 Jahren als die Blase begann, „es hat sich etwas verändert“, sagt Camino Alonso, Partnerin des Architekturstudio und Baubüros Ábaton in Madrid. Nach ihrer Meinung sind nicht nur die Banken strenger geworden bei der Kreditvergabe: „Der Käufer verlangt inzwischen viel mehr für sein Geld. Wir müssen viel mehr Qualität liefern.“  Die kleine Firma ist damit ein perfekter Spiegel dafür, was gerade in Spanien passiert auf dem Immobilienmarkt: Während der Beruf Architekt vor 10 Jahren noch ein sicherer Weg in die Arbeitslosigkeit war, hat Abaton in 2017 bereits doppelt so viele Architekten auf der Gehaltsrolle als im Vorjahr.

Das Unternehmen, 1998 zu Beginn des Booms gegründet, versucht inzwischen mehr als nur Luxus-Reihenhäuser anzubieten, womit viele Unternehmen während des Immobilienbooms reich geworden sind.

Abaton-Haus APH80. Quelle: Juan Baraja

Das Büro setzt vor allem auf Design und Energieeffizienz, wofür Abaton bereits mehrfach international ausgezeichnet wurde. Unter anderem für das mobile 2-Personen-Haus mit dem futuristischen Namen - APH80. Holz, Zement und andere hochwertige Materialien bieten die perfekte Isolierung in dem „Wohnmobil“ ohne Räder. Preis je nach Größe: Zwischen 23.000 und 45.000 Euro. Aber das umweltfreundliche APH80 ist eher ein typisches Produkt für Nordeuropa: „Wir rüsten derzeit auch viele bestehende Häuser dementsprechend um, aber dabei handelt es sich um Luxus-Immobilien. In Spanien gibt es noch keinen breiten Trend für energieeffiziente Häuser. Die meisten Bauherren sind nicht bereit, die zusätzlichen Kosten zu bezahlen,“ sagt Alonso.

Und sie haben nicht das Langzeitdenken, dass sie langfristig Strom sparen und die Anfangsinvestition so schnell wieder raus haben. Da gibt es noch eine Nische, die sicherlich in den kommenden Jahren noch ausbaufähig ist, auch für die vielen deutschen Experten in Niedrigenergie-Häusern, glaubt der für die Vermarktung von Windenergie zuständige Luigi Spotti von General Electrics in Madrid: „Dazu wird auch beitragen, dass immer mehr Privatleute in Spanien in den kommenden Jahren ihre eigene Energie produzieren werden.“ Denn auch Solar-Anlagen auf Dächern stehen in Spanien erst noch ganz am Anfang.

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