Immobilienpreise und Corona Wie Corona den Immobilienmarkt verändern könnte

Brechen die Immobilienpreise nun ein oder steigen sie weiter? Besitzer und Kaufwillige sind verunsichert Quelle: imago images

Eine exklusive Erhebung im Auftrag der WirtschaftsWoche zeigt, dass sich die Coronakrise bislang kaum auf den Immobilienmarkt niederschlägt. Langfristig könnte das Virus jedoch einiges ändern.

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Trotz oft verbreiteter Schreckensszenarien schlägt sich die Coronakrise bislang kaum auf den Immobilienmarkt nieder. Wie der Immobilienspezialist Value AG im Auftrag der WirtschaftsWoche exklusiv ermittelt hat, verzeichnen die sieben größten deutschen Städte bislang keinen Einbruch bei den Immobilienpreisen. Diese Daten bestätigen Vermutungen des Wirtschaftsinstituts IW Köln, das kürzlich vergleichsweise positive Prognosen aufstellte.

Wohnungen in München wurden laut Value AG im April im Schnitt für gut 8000 Euro pro Quadratmeter angeboten und damit auf demselben Preisniveau wie in den Vormonaten. In Frankfurt lag der aufgerufene Quadratmeterpreis im Schnitt bei gut 5800 Euro und damit sogar knapp vier Prozent über dem Wert vom Februar.

Neue Inserate rufen dabei nach wie vor höhere Preise auf als ältere, nämlich um etwa 2,5 Prozent. Würde sich ein Preiscrash abzeichnen, müssten sie hingegen günstiger sein, wie Sebastian Hein, Leiter Immobilienmarktdaten der Value AG, erklärt: „Würde sich das Verhältnis umdrehen, wäre dies ein Frühindikator zu angepassten Preiserwartungen auf der Anbieterseite.“

Lediglich in einem Segment sind neue Inserate derzeit günstiger als ältere: bei besonders hochpreisigen Immobilien. Hier würden zugleich besonders viele Angebote aus dem Markt genommen. Anbieter von Luxusimmobilien wollen also offenbar abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt.

Da seit Beginn der Corona-Beschränkungen auch Wohnungsbesichtigungen nur noch eingeschränkt möglich waren, ist die Zahl der Neuinserate ohnehin zurückgegangen. So verzeichnete etwa Berlin in der Kalenderwoche 13 fast 50 Prozent weniger neue Immobilienangebote als im Schnitt vorigen zwölf Wochen. Bundesweit waren es knapp ein Viertel weniger.

Auch neue Daten des Immobiliendienstleisters Savills belegen, dass die Zahl der Transaktionen deutlich zurückgegangen ist. Sobald die Beschränkungen aufgeweicht werden, dürften diese Werte jedoch wieder steigen.

Doch auch wenn die aktuellen Daten keinen Anlass zur Sorge geben, für eine endgültige Entwarnung ist es noch zu früh. „Wie stark die Preisfaktoren ausfallen und in wie weit sie sich konkret auf die Preise auswirken, ist bisher völlig unklar“, sagt Datenexperte Hein.

Das gelte jedoch sowohl für preistreibende als auch für preissenkende Faktoren. Preisdämpfend dürfte sich etwa die Rezession auswirken, die sich in niedrigeren Gehältern, höherer Arbeitslosigkeit oder schlicht Zurückhaltung beim Konsum zeigen könnte. Auf der anderen Seite gibt es inmitten der Niedrigstzinsen nach wie vor kaum Alternativen zu Immobilien. Zudem könnten erhöhte Zuwanderung wie nach der Finanzkrise sowie verminderte Bautätigkeit die Preise nach oben treiben, wie Hein erklärt.

Sollte sich die Arbeitswelt tatsächlich durch Corona nachhaltig verändern, könnte auch das den Immobilienmarkt beeinflussen. Wenn etwa mehr Menschen von zu Hause arbeiten, steigt die Nachfrage nach Wohnungen mit zusätzlichen (Arbeits-)Zimmern. Dafür könnten die angespannten Wohnungsmärkte in den Großstädten entlastet werden. Schon jetzt zeigen Daten des Dachverbands Immobilienwirtschaftlicher Berufe (FIABCI), dass seit Ausbruch der Coronakrise das Suchvolumen nach Häusern auf dem Land deutlich angestiegen ist.

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