Plötzliches Aus für KfW-Förderung Herr Habeck, so vergiften Sie das Klima – statt es zu retten!

Ärger auf dem Bau: Die Entscheidung, die KfW-Förderung für die energetische Gebäudesanierung einzustellen, ist für unsere Kolumnistin nicht nachvollziehbar. Quelle: Imago

Eigentlich wollte unsere Gastautorin Jeannine Budelmann ihr Firmengebäude möglichst umweltfreundlich sanieren. Doch stattdessen hat sie nun Geld verschwendet, weil das Bundeswirtschaftsministerium einen völlig unverständlichen Zickzackkurs bei der Förderung solcher Sanierungen eingeschlagen hat. Ein Wutausbruch!

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Die Woche hat gerade erst angefangen – und ich habe bereits etwa 11.000 Euro sinnlos vernichtet.

Zu meiner Verteidigung sei gesagt: Das liegt nicht an mir. Sondern am Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Das gab gerade lapidar bekannt, die Förderung für Neubauten und Sanierungen nach KfW40- und KfW55-Standard mit sofortiger Wirkung zu streichen. Eben diese wollten mein Mann und ich in der nächsten Woche für den Anbau an unsere Firmenimmobilie zur Vergrößerung der Büroflächen beantragen. Wir hätten sogar den hochwertigeren Standard gebaut, also nach KfW40 mit mehr Dämmung und mehr Solaranteil. Der Energieberater hatte sein Werk getan, die Architekten haben mehrfach umgeplant, die Finanzierung war geklärt. Und jetzt: Alles zurück auf Anfang.

Besagte 11.000 Euro kostet die für die Beantragung der Zuschüsse notwendige Energieberatung. Davon bekommen wir aber wohl 8.000 Euro vom Staat zurück. Immerhin. Falls Sie nicht so recht mit mir fühlen, sei Ihnen versichert: Auch Ihr Steuergeld wurde für diese Maßnahme verschwendet. Mit dem Gutachten können wir jetzt nichts mehr anfangen. Schließlich war es nur dafür nötig, den Anspruch auf eine Förderung abzusichern, die es jetzt auf einmal gar nicht mehr gibt.

Beschwichtigungsmantra via Twitter

Und leider ist nicht nur meine Firma betroffen, sondern eine immens hohe Anzahl ähnlicher Firmen, die ebenso wie wir umweltfreundlich bauen oder sanieren wollten, sowie zahlreiche private Bauherren. Jetzt stehen wir alle vor der großen Frage: Kommt da noch was? Das Ministerium will „zügig“ entscheiden, wie es nun weitergehen soll. Auf die Frage, was „zügig“ bedeutet, sendet der Twitteraccount des Ministeriums mantraartig nichtssagende Auszüge aus der Pressemitteilung zurück.

Was also tun? Warten und hoffen, dass doch noch etwas kommt – oder wieder alles umplanen und zur Sicherheit auf die teuren energetischen Aspekte verzichten? Anspruch auf eine Förderung hatte bislang nämlich nur, wer vor Antragstellung noch nicht mit dem Vorhaben begonnen hatte. Das heißt also: Alle betroffenen Baumaßnahmen, die noch nicht angestoßen wurden, werden nun gestoppt. Bei den Energieberatern herrscht Ratlosigkeit, bei den Banken Hektik, bei den Bauherren Panik. Finanzierungsplanungen, Zeitpläne – nichts lässt sich mehr halten. Handelte es sich bei der Förderung doch um bis zu 22 Prozent der gesamten Bausumme.



Auch ich finde es unsinnig, Steuergelder in Maßnahmen zu pumpen, die nichts bringen. Ich halte es deshalb auch für absolut nachvollziehbar, wenn der wenig ambitionierte KfW55-Standard nicht mehr weiter gefördert würde. Er wäre allerdings ohnehin in exakt einer Woche ausgelaufen. Die Entscheidung aber, dass von jetzt auf gleich gar nichts mehr geht, ohne jegliche Übergangsfrist – die ist unfassbar. Lieber Herr Habeck, so retten Sie nicht das Klima. So bringen Sie viele gegen Ihr Anliegen auf: private Bauherren, den Mittelstand, Energieberater und die gesamte Baubranche – kurzum: alle, die Sie für klimafreundlicheres Bauen unbedingt als Ihre Partner brauchen.

Mehr zum Thema: Die Heizkosten steigen massiv. Gleichzeitig droht die EU mit einer Dämmpflicht für Altbauten. Viele Eigentümer überlegen daher, ob sie ihr Haus energetisch sanieren. Wie das auch ohne KfW-Förderung gelingt. Ein unideologischer Leitfaden.

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