Studie zeigt So groß ist das Problem der Indexmieten wirklich

Viele Menschen wünschen sich günstigeren Wohnraum. Aber kann dieses Ziel wirklich durch eine Deckelung von Indexmieten erreicht werden? Quelle: imago images

Nicht nur in Berlin ist eine Debatte um Indexmieten entbrannt. Grund ist die hohe Inflation. Doch eine neue Studie zeigt: Die Debatte führt in die Irre.

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Im Ringen um bezahlbaren Wohnraum ist ein neues Thema in den Fokus der Debatte gerückt: Indexmieten. Diese müssten begrenzt werden, so fordern derzeit Teile der Grünen und der SPD, um eine weitere Explosion der Mietpreise zu verhindern.

Grund für das neue Lieblingsthema ist naheliegenderweise die stark gestiegene Inflation, schließlich sieht eine Indexmiete vor, eben diese an die Verbraucherpreisentwicklung zu koppeln. Bei einer Inflation im zweistelligen Bereich oder knapp darunter weckt das Befürchtungen bei Mieterschützern.

Doch droht Deutschlands Mietern tatsächlich der Index-Schock? Eine neue Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln spricht klar dagegen. Die Forscher haben Daten ausgewertet, die auf der Befragung von mehr als 5300 Mietern im vergangenen Herbst basieren. Ihr Ergebnis: „Die an die Inflation gekoppelten Verträge sind nur ein Nischenprodukt auf dem deutschen Wohnungsmarkt.“

Gerade einmal 2,2 Prozent der deutschen Mieter haben demnach Mietverträge unterschrieben, die eine Indexmiete vorsehen. Selbst Staffelmieten sind wenig verbreitet. Jene Verträge also, die vorher festgelegte Preissteigerungen in Schritten vorsehen (die in der Regel weit unter dem jetzigen Inflationsniveau liegen). Sie betreffen drei Prozent der Verträge. Mit über 92 Prozent hat die große Mehrheit der Mieter demnach Mietverträge ohne vorher festgelegte Preissteigerungen.

Wahr ist indes, dass die Zahl der Verträge mit Indexmieten zugenommen hat. Im Neubau sehen sieben Prozent aller Mietverhältnisse eine solche Klausel vor, elf Prozent eine Staffelmiete.

Diese Zahlen könnten weiter zunehmen, wie IW-Immobilienexperte Ralph Henger vermutet – und zwar ausgerechnet wegen der jetzigen Bestrebungen, Indexmieten zu begrenzen: „Paradoxerweise könnte gerade die aktuelle Diskussion Indexmieten deutlich bekannter machen.“

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Ohnehin ist den meisten Branchenkennern und Politikern längst klar, dass der Hebel zu erschwinglichem Wohnraum im Neubau liegt. Gerade da sieht es derzeit nicht gut aus: Immer mehr große Wohnungsbaukonzerne legen Projekte auf Eis und selbst Bundesbauministerin Klara Geywitz gibt zu, dass der tatsächliche Neubau und der Bedarf um hunderttausende Wohnungen auseinanderklaffen. Eine Lücke, die sicher nicht dadurch gefüllt wird, dass zwei Prozent aller Mietverträge gedeckelt werden – von den Auswirkungen neuerlicher Auflagen auf den Neubau einmal ganz zu schweigen.

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