Japan Yen-Abwertung hat weitreichende Folgen

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„Es handelt sich nicht um eine simple Korrektur wie im Mai und Juni vergangenen Jahres“, warnte Fukui. „Die Finanzmärkte können nicht einfach zu ihren früheren Zuständen zurückkehren, sondern die Risiken werden neu bewertet“. Für Verlierer hat der BoJ-Chef kein Mitleid übrig. „Sicherlich werden Akteure, die hohe Risiken auf sich genommen haben, Verluste erleiden.“ Die aktuelle Finanzkrise hat aber auch für Japans Notenbank die Zinsfalle zunächst erst einmal zuschnappen lassen. Die BoJ wollte Mitte August den derzeit bei 0,5 Prozent verharrenden Leitzins nach oben „normalisieren“. Abgesagt. Die Subprime-Krise durchkreuzt dieses Konzept, denn Tokios Geldhüter können schwerlich Kredite verteuern, wenn der Markt nach frischer Liquidität schreit. „Frühestens im Dezember“, erwartet Mark Cutis, Investvorstand der Shinsei-Bank nun einen Zinsschritt der Bank von Japan. „Aber auch nur, wenn bis dahin ihrerseits die Fed die amerikanischen Zinsen nicht senkt“. Würde der Renditeunterschied zwischen Dollar und Yen schrumpfen, könnte das eine Hochphase für die japanische Währung einleiten und Nippons Exportindustrie schwer treffen. Außer den Spekulanten haben ironischerweise auch die seriösesten japanischen Top-Konzerne die heftige Yen-Abwertung als Rückenwind genutzt – jetzt bläst er ihnen ins Gesicht. Toyota, Honda, Sony, Canon oder Nintendo, die mit deutlichen Kursverlusten den Tokioter Aktienmarkt in die Tiefe rissen, hatten nicht nur schöne Gewinne zu verzeichnen, weil sie besser produzieren oder verkaufen als andere. Sie profitierten mit Vergnügen vom schwachen Yen, um sich beim Export in den Dollar- oder Euro-Raum zusätzliche Vorteile zu erkaufen. Preiswerter herstellen, teuer verkaufen – diese Rechnung wird wohl künftig nicht aufgehen. Und so trennen sich Anleger von ihren Aktien und machen aus den Gewinnern von Gestern die Verlierer von heute und morgen. Rund ein Drittel der Nikkei-Konzerne hängt vom Export, vor allem aber den nordamerikanischen Märkten ab. Besonders die Autobauer geraten ins Schleudern. Im August brachen ihre Neuzulassungen in den USA um durchschnittlich 15 Prozent ein. Das ist mehr als eine Delle, denn Honda realisiert beispielsweise 70 Prozent seiner Gewinne in Nordamerika. Mazda exportiert fast drei Viertel seiner Produktion. Auf dem japanischen Heimatmarkt dagegen läuft es eher schlecht. Ohne die Profite aus dem Auslandsgeschäft sind Ergebniseinbrüche selbst bei Toyota zu befürchten. Der weltgrößte Fahrzeugbauer verkauft jedes dritte seiner Autos in den USA. Finanzvorstand Takeshi Suzuki kalkuliert intern mit einem Kurs von 115 Yen zum Dollar. Ein Anstieg auf Jahresfrist von nur einem Yen gegenüber dem Greenback würde den wichtigsten japanischen Konzern umgerechnet rund 225 Millionen Euro kosten. Das wären rund fünf Prozent des angestrebten Gewinns. Die Anleger müssen das geahnt haben, denn die Aktien der japanischen Autokönige fielen seit dem Allzeithoch Ende Februar schon um gut ein Viertel. Das Honda-Papier gab seit Januar sogar rund 30 Prozent ab.

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