Japan Yen-Abwertung hat weitreichende Folgen

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Eine länger anhaltende Yen-Hausse könnte fatale Auswirkungen für Asiens Leitbörse und damit auch für andere wichtige Aktienmärkte verursachen. Positionen im Carry Trade verlieren ihren Wert, die Folge: „Verkäufe beschleunigen weitere Verkäufe“, fürchtet Ryohei Maramatsu von der Commerzbank in Tokio. Die Konsequenzen wären globaler Art. „Die neue Gefahr liegt darin, dass der Export japanischer Mittel bisher das weltweite Wachstum gestützt hat“, analysierte Jonathan Wilmot von der Credit Suisse. „Aus dieser Geldquelle finanzierte sich vorzugsweise die internationale Zirkulation von Kapital und damit das bislang hohe Niveau an Liquidität, Risikobereitschaft und Konjunktur“. Damit dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird, erwägt die BoJ angeblich erstmals seit 2004 sogar wieder Interventionen im Devisenhandel, wird am Tokioter Kapitalmarkt kolportiert. Währungsexperte Koji Fukaya von der Deutschen Securities in Tokio nennt diese Option vorsichtig „eine entfernte Möglichkeit“. Trotz der Unwegsamkeiten rechnet man in Tokio nicht mit einer globalen Rezession. „Die Gefahr, dass die Welt in eine Finanzkrise rutscht, ist extrem gering“, befindet Japans führende Finanzzeitung Nihon Keizai Shimbun (Nikkei). „In der Vergangenheit war das wichtigste Alarmzeichen für eine herannahende Krise ein globaler Börsensturz von über 20 Prozent, diesmal legte Tokio mit minus 16 Prozent den schärfsten Kursrutsch hin.“ Nikkei begründet diese optimistische Prognose mit den liquiden Geldmengen, die aus den aufstrebenden BRIC-Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien und China sowie von den ölproduzierenden Staaten in den internationalen Finanzkreislauf fließen. Zudem werde deren Bevölkerung zunehmend als Konsumenten aktiv. Überraschend reagiert auch der sensible Immobilienmarkt Japans seltsam gelassen. Nach einer dramatischen Dekade mit Preiseinbrüchen bis zu 90 Prozent selbst in soliden städtischen Lagen feiern die Bodenpreise eine spürbare Auferstehung aus ihren Ruinen. Teilweise nähern sich die Grundstückspreise wieder jenen fieberhaften Höhen der späten 80er Jahre, als das Real des Tokioter Kaiserpalastes als ebenso wertvoll galt wie der US-Bundesstaat Kalifornien. Das erhöht zwar das Risiko eines neuerlichen Absturzes, wird aber von der Immobilienbranche weitgehend ausgeblendet. „Das amerikanische Subprime-Debakel hat offensichtlich eine Kreditknappheit ausgelöst, die Aktien- und Währungsmärkte beeinträchtigt haben“, konstatiert der Präsident von Mitsubishi Real Estate, Keiji Kimura. „Aber ich erwarte, dass die Märkte nach Anpassungen in zwei bis drei Monaten wieder zur Ruhe kommen.“ Der Chef des mächtigen Liegenschaftsunternehmens zeigt sich überzeugt, dass die Immobilienpreise in Japan deshalb nicht sinken werden. „Die Renditen (return on investment) im Grundstücksgeschäft in Japan sind höher als die langfristigen Zinsraten.“ Das sei auch für Ausländer sehr attraktiv, weil der Unterschied in den USA fast null sei und in Großbritannien die Zinsraten höher liegen als die Immobiliengewinne. Kimura blickt optimistisch in Zukunft. „Unsere Gewinne im laufenden Geschäftsjahr werden über den Vorausschätzungen liegen.“ << zurück zur Weltkarte der Konjunkturentwicklung

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