Bei der Polizei oder bei Fahrradhändlern ist es oft zu beobachten: mit einer Maschine werden Buchstaben und Zahlen in das Fahrrad gefräst. Auf diese Weise wird der Drahtesel offiziell codiert beziehungsweise registriert. Bei Verlust soll er so leicht zu identifizieren sein, Polizei und ADFC versprechen sich von dieser Methode, dass Diebe abgeschreckt werden und das registrierte Fahrrad gar nicht erst klauen. Doch obwohl die Methode viele Fürsprecher hat, ganz unumstritten ist sie nicht.
Vor- und Nachteile einer Fahrradcodierung
Bei der Codierung oder auch Registrierung wird mit einer Graviermaschine ein spezieller Code in den Rahmen des Fahrrads eingraviert. So kann die Polizei den Eigentümer des Rads sofort ermitteln.
Der eingravierte Code besteht zunächst aus dem in der jeweiligen Region geltenden Autokennzeichen und einem zweistelligen Gemeindecode. Darauf folgt eine fünfstellige Zahl für die Straße, in der der Radbesitzer wohnt und drei Ziffern für die Hausnummer. Am Ende folgen die Initialen des Eigentümers sowie die zweistellige Jahreszahl. Hier kann jeder den für ihn gültigen Code generieren.
Entwickelt wurde die Codierung von der Polizei in Bergisch-Gladbach. Nicht nur die regionalen Polizeibehörden raten dazu, dem Fahrrad einen Code eingravieren zu lassen, sondern auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC).
Codiert werden kann entweder beim Fahrradhändler, bei der Polizei oder beim Fahrradclub. Der Preis ist unterschiedlich und liegt in der Regel zwischen null und 15 Euro. Wer Mitglied im ADFC ist, zahlt oft einen Sonderpreis.
Mit dem Code lässt sich der Eigentümer des Rades für Polizei oder Fundbüro genau ermitteln - auch ohne Datenbank. Die Befürworter des Systems verweisen darauf, dass sich geklaute Räder so besser wieder auffinden lassen. Außerdem hätte der Code einen Art "Abschreckungseffekt" auf potenzielle Diebe. Gleichzeitig lässt sich das geklaute Rad laut ADFC nicht so gut verkaufen, wenn es codiert ist.
Eine Radfahrer fürchten um den Rahmen ihres Zweirades und dessen Haltbarkeit. Zwar haben Studien ergeben, dass die Einfräsung von bis zu 0,2 Millimetern Tiefe die Stabilität des Rahmens nicht beeinträchtigt. Das gilt insbesondere für Aluminium- oder Stahlrahmen. Carbonrahmen sind allerdings schlecht geeignet, hier rät der ADFC zu einer Klebecodierung, bei der statt der Gravur ein spezieller Aufkleber mit dem Code angebracht wird.
Mehraufwand entsteht auch, wenn das Fahrrad verkauft wird. Um im Fall eines Diebstahls den richtigen Eigentümer ermitteln zu können, sollte der Verkäufer auch die Codierpapiere an den Käufer übergeben. Viele wehren sich aufgrund häufiger Umzüge gegen die Codierung. Allerdings kann das Einwohnermeldeamt auch mit Hilfe der alten Adresse den neuen Wohnsitz schnell feststellen.
Gerade neue Fahrräder haben oft eine individuelle Rahmennummer. Sie wird eingestanzt und lässt sich im Kaufvertrag nachprüfen. Viele Radler gehen daher davon aus, dass diese vollkommen ausreicht, um ein gestohlenes Fahrrad identifizieren zu können. Der ADFC dagegen meint, die Rahmennummer sei gegenüber einer Codierung im Nachteil. Es gäbe Dopplungen und keine zentrale Nummernkartei.
Einige Fahrradhändler warnen explizit vor einer Codierung. Nicht nur, dass die Rahmennummer einen ähnlichen Zweck erfüllt, in Einzelfällen kann die Codierung dazu führen, dass die Garantie des Herstellers erlischt. Denn der Rahmen des Fahrrads wurde dann verändert. Auch mit einigen pingeligen Versicherungen kann das zu Ärger führen.
Schloss als A und O
Egal, ob das Fahrrad versichert oder codiert ist, alles hilft nichts, wenn das Fahrradschloss nichts taugt. Gute Schlösser haben ihren Preis, allerdings gilt: wer hier spart, spart am falschen Ende. Die Polizei rät, rund zehn Prozent des Fahrradpreises für das Schloss auszugeben. Je teurer das Rad, desto teurer sollte grundsätzlich auch das Schloss sein. Auch von dem zusätzlichen Gewicht sollten sich Fahrer nicht abschrecken lassen, leicht gebaute Schlösser lassen sich in der Regel deutlich leichter knacken. Kleines Werkzeug haben Diebe oft in den Taschen, eine große Stahlsäge haben dagegen wenige ständig dabei.
Der Verband der Schadenversicherer (VdS) hat einige Modelle klassifiziert. Aber auch die einzelnen Hersteller unterteilen ihre Produktpalette oft nach verschiedenen Sicherheitsklassen. Wer sich beispielsweise für ein Schloss von Marktführer Abus entscheidet, kann wählen zwischen einfachen Kettenschlössern mit Zahlenkombination (Sicherheitslevel 2), normalen Bügelschlössern (Sicherheitslevel 10) und den moderneren Faltschlössern aus Stahl, die bis Sicherheitslevel 15 erhältlich sind. Letzteres hat zwar seinen Preis und macht das Fahrrad immerhin mehr als 1,5 Kilo schwerer. Dafür erschwert es auch Dieben das Leben.
Fazit: Zunächst sollten Fahrradkäufer in ein funktionierendes, gutes Schloss investieren. Wer andere, existenzielle Risiken wie Haftpflichtschäden abgesichert hat, der kann über eine Fahrradversicherung nachdenken. Einfacher hat es, wer schon eine Hausratversicherung besitzt, die nur aufgestockt werden muss.
Andere müssen sich erst durch einen Haufen verklausulierter Schreiben wühlen. „Grundsätzlich müssen die Versicherungsbedingungen genau untersucht werden“, sagt Oetzmann vom BdV. Allein die genannten Beispiele zeigen, dass jede Versicherung ihre eigenen Bedingungen setzt. Und die fallen selten im Sinne des Versicherten aus.