Riester-Rente Besser weitersparen

Die Zahl der laufenden Riester-Verträge sinkt inzwischen. Viele Sparer werden angesichts des Zinstiefs allmählich nervös. Warum es im Moment keinen Sinn macht, seine Verträge los zu werden.

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Die nach dem früheren Arbeitsminister Walter Riester benannte Altersvorsorge steckt in der Krise. Quelle: picture-alliance/ dpa

Was ist denn jetzt eigentlich mit der Riester-Rente? Die vor rund 15 Jahren eingeführte staatlich geförderte private Altersvorsorge ist in die breite Diskussion geraten. Spätestens seit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die Riester-Rente für „gescheitert“ erklärte, vergeht kaum eine Woche ohne neue Vorschläge für bessere Alternativen zum Sparen oder wenigstens für eine Optimierung der Förderrente.

Ohnehin gehört diese private Vorsorgeform zum großen Renten-Reformpaket, das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles für den Herbst angekündigt hat. Zuvor war das Riester-Sparen in die Kritik geraten, weil verschiedene Studien vor allem für geförderte Versicherungsverträge hohe Kosten und in Folge relativ geringe Renditen ermittelten.

Außerdem gilt das Konzept als starr und enthält „soziale“ Ungereimtheiten. So wird aktuell etwa stark moniert, dass das angesparte Riester-Vermögen auf die Grundsicherung angerechnet wird. Das heißt, knapst sich jemand mit niedrigem Einkommen etwas für die Riester-Rente ab, so bekommt er zur Strafe dafür später eine geringere Grundrente.

Bei dem Tumult um diese Vorsorge verwundert es nicht, dass sich Riester-Verträge nicht mehr besonders verkaufen. Ohnehin stagniert der Bestand der Förder-Rente mehr oder weniger seit zwei Jahren. Doch im ersten Quartal ist die Gesamtzahl der Riester-Verträge gegenüber Ende 2015 per Saldo leicht um 600 geschrumpft, wie das Bundesministerium für Arbeits und Soziales (BMAS) mitteilt.


Wie hoch die Förderungen sind

Insgesamt gibt es 16,5 Millionen Verträge, damit besitzt rund die Hälfte der förderberechtigten Arbeitnehmer, Beamte, Studenten, Hausfrauen einen Vertrag. Aufgelöst wurden zuletzt vor allem geförderte Versicherungs-Verträge: Hier ist der Bestand um 31.000 auf knapp elf Millionen geschrumpft, bei Banksparplänen um 4.000 auf 800.000.

Die anderen beiden Riester-Sparformen legten zwar zu, konnten den Rückgang aber nicht ganz ausgleichen. Investmentfondsverträge gibt es 6.000 mehr, insgesamt 3,1 Millionen. Riester-Verträge für den Kauf oder Umbau einer selbst genutzten Immobilie haben um 28.000 auf knapp 16, Millionen zugenommen.


Da die Bundesregierung aber nun die Riester-Rente reformieren will, macht es aktuell wenig Sinn, jetzt seinen Vertrag aufzulösen. Dann wären die vor allem bei Versicherungen mitunter üppigen Gebühren umsonst gezahlt worden. Auch muss, wer kündigt, die durchaus hohe Förderung zurückzahlen. An Zulagen erhalten Riester-Sparer immerhin bis zu 154 Euro pro Jahr, für jedes Kind 185 Euro beziehungsweise sogar 300 Euro für nach 2008 geborenen Nachwuchs.

Dafür muss ein Sparer vier Prozent seines Bruttoeinkommens pro Jahr in den Vertrag einzahlen, ansonsten gibt es die Förderung anteilig. Zudem kann man bis zu 2100 Euro im Jahr von der Steuer absetzen, die Zulagen werden damit verrechnet.

Allein die üppige Förderung gilt als Argument für die Riester-Rente, wenn Sparer denn einen Vertrag finden, bei dem das Geld relativ chancenreich angelegt wird. Dafür muss man allerdings jahrzehntelang mit dem Korsett an Bedingungen zurechtkommen.

Wenn also jemand auch nach der geplanten Reform nicht mit seinem Riester-Vertrag leben kann, könnte er ihn dann gegebenenfalls still legen. So erhält man sich zumindest die bereits eingestrichene Förderung. Doch zumindest bis die Bundesregierung ihre Rentenreform beschließt und vielleicht auch die Riester-Rente interessanter macht, sollten Sparer das Getöse mancher Politiker überhören und abwarten.

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