Der neue Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein muss Abstriche bei der Vergütung machen und verdiente im vergangenen Jahr weniger als sein Vorgänger Tidjane Thiam. Gottsteins Gesamtvergütung belief sich 2020 auf 8,5 Millionen Franken, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht der Schweizer Großbank hervorgeht. Gottstein habe seine Finanzziele nur teilweise erreicht, hieß es weiter.
Seinem Vorgänger Thiam kostete eine Beschattungsaffäre zwar einen Teil seines Bonus, trotzdem kam der vor gut einem Jahr zurückgetretene Manager zuletzt noch auf 10,7 Millionen Franken. Die Boni für alle Mitarbeiter kürzte Credit Suisse für 2020 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 2,95 Milliarden Franken.
Credit Suisse blickt auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr zurück. Zwar spülten die hektischen Anlagen-Umschichtungen der Kunden im Corona-Jahr 2020 dem Institut viel Geld in die Kasse. Gleichzeitig sorgten Rückstellungen für einen Rechtsstreit rund um das Geschäft mit US-Wohnbauhypotheken, der Wertverlust einer Hedge-Fonds-Beteiligung und weitere Aufräumarbeiten für einen Gewinnrückgang von 22 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken.
Immer noch gut bezahlt
Der Gewinnrückgang im vergangene Jahr schlug sich auch bei der Vergütung der Geschäftsleitung nieder. Insgesamt erhielt das Gremium 68,4 Millionen Franken an Grundgehalt und Boni, zwölf Prozent weniger als im Jahr davor.
Trotz des Rückgangs sind die Credit-Suisse-Manager im Branchenvergleich immer noch gut bezahlt. Die Vorstände der Deutschen Bank kamen im vergangenen Jahr nach einem Gehaltssprung auf 50 Millionen Euro, Konzernchef Christian Sewing auf 7,4 Millionen Euro. Der abgetretene UBS-Chef Sergio Ermotti schwingt mit 13,3 Millionen Franken oben aus.
Im neuen Jahr schlitterten Gottstein und sein Management in eine neue Krise. Am Dienstag warnte die Bank, dass die Not-Abwicklung einer zusammen mit Greensill Capital geführten Fonds-Reihe Kosten nach sich ziehen könnte.
Die Bank zieht in der Affäre rund um die Greensill-Fonds weitere personelle Konsequenzen. Der Leiter des Asset Managements Eric Varvel gibt seinen Posten zum Monatsende ab und konzentriert sich auf andere Aufgaben innerhalb der Schweizer Großbank, wie Credit Suisse am Donnerstag mitteilte. Neuer Chef des Geschäfts werde Ulrich Körner, der beim Rivalen UBS von 2014 bis 2019 das Asset Management geleitet hatte. Credit Suisse kündigte zudem an, den Bereich Asset Management aus der Division International Wealth Management auszugliedern und künftig als separate Division zu führen. Dies unterstreiche die strategische Bedeutung des Asset Managements für die Bank.
„Ich bin überzeugt, dass Ulrich Körner einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Arbeit, die in der gegenwärtigen Situation ansteht, leisten wird und dass er die neue Division Asset Management in eine erfolgreiche Zukunft führen wird“, erklärte Konzernchef Thomas Gottstein. Credit Suisse hatte Anfang des Monats die Abwicklung von vier zusammen mit Greensill Capital betriebenen Lieferketten-Finanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar eingeleitet. Auslöser war, dass ein Versicherer neue Anlagen des Fonds nicht mehr versichern wollte. Die britisch-australische Greensill reichte inzwischen einen Insolvenz-Antrag ein. Bei Credit Suisse wurden bereits drei Verantwortliche im Asset Management suspendiert.
Trotz dieser Maßnahmen kann die Bank noch keinen Schlussstrich unter die Affäre ziehen. Denn das Institut sieht sich mit Untersuchungen der Schweizer Finanzmarktaufsicht und anderer Regulatoren konfrontiert, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Zudem hätten einige Investoren bereits mit juristischen Maßnahmen gedroht. Die möglichen Kosten zur Beilegung des Falls können einen wesentlichen Einfluss auf das operative Ergebnis des Konzerns haben, warnte die Credit Suisse. Zudem sei es möglich, dass ein Reputationsschaden zur Abwanderung von Kunden und zum Verlust des verwalteten Vermögens führe.
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