Großbank Credit Suisse lotet in Greensill-Affäre Entschädigung aus

Die Schweizer Bank könnte Insidern zufolge Anlegern entgegen kommen. Sie prüft, Investoren bei Verlusten aus der eigenen Tasche zu entschädigen.

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Die Affäre hat die Bank nach Einschätzung von Analysten rund drei Milliarden Franken Börsenwert gekostet. Quelle: Reuters

Angesichts des Kollapses von Greensill könnte die Credit Suisse Insidern zufolge Anlegern in den gemeinsam betriebenen Fonds entgegen kommen. Die Schweizer Großbank prüft, Investoren bei möglichen Verlusten aus der eigenen Tasche zu entschädigen, wie vier mit der Sache vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Bisher sei keine Entscheidung gefallen und die Bank warte vorerst ab, wie viel Geld die Abwicklung der Fonds abwerfe.

Doch alleine die Tatsache, dass das Institut diesen ungewöhnlichen Schritt in Erwägung zieht, zeigt, wie groß die Besorgnis im Management um einen Reputationsverlust, Klagen von Investoren und Abflüsse von Kundengeldern ist.

„Da wird Geld fließen“, sagte eine der mit der Situation vertrauten Personen. In der Bank sei die Entscheidung gereift, dass Entschädigungszahlungen wohl unausweichlich seien. „Auf dem Tisch liegt ein Vorschlag, rund 50 Prozent der Verluste zu übernehmen.“ Eine Credit-Suisse-Sprecherin erklärte, die Bank kommentiere Marktgerüchte nicht.

Anfang Monat leitete die Bank die Abwicklung der vier zusammen mit Greensill Capital betriebenen Lieferketten-Finanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar ein. Auslöser war, dass ein Versicherer neue Anlagen des Fonds nicht mehr versichern wollte. Die britisch-australische Greensill reichte inzwischen einen Insolvenz-Antrag ein.

Die Affäre hat die Bank nach Einschätzung von Analysten rund drei Milliarden Franken Börsenwert gekostet. Noch ist unklar, wieviel die Anleger in den Fonds zurückbekommen. Angaben von vergangener Woche zufolge hatte das Institut 3,1 Milliarden Dollar an die Fonds-Investoren zurückgeführt. Zudem stünden weitere 1,25 Milliarden Dollar an Barmitteln zur Auszahlung zur Verfügung, wie Konzernchef Thomas Gottstein auf einer Investorenkonferenz erklärte. In den kommenden Monaten wolle Credit Suisse weitere Barmittel an die Eigner zurückführen.

In diesem Zeitraum oder spätestens bis zum Jahresende dürfte klar sein, wie groß der Fehlbetrag ausfalle, sagte einer der Insider. Bezüglich möglicher Kompensationszahlungen herrsche in dem Institut allerdings die Sorge, dass diese einen juristischen Präzedenzfall schaffen könnten. Unklar ist, ob die Kunden rechtlichen Anspruch auf eine Entschädigung haben. Beim Verkauf der Fonds-Anteile seien die hohen Renditen angepriesen worden, sodass den Investoren die erhöhten Risiken bewusst gewesen sein mussten, hieß es. Die Fonds-Anteile waren Profi-Anlegern und superreichen Privatkunden vorbehalten. Einem anderen Insider zufolge ist möglich, dass nicht jeder Investor gleich viel zurück erhält.

Eine weitere Person erklärte, Maßnahmen wie eine Kapitalerhöhung seien bei der Bank gegenwärtig kein Thema. Vergangene Woche hatte Credit Suisse erklärt, dass die Bank an ihren Aktienrückkäufen im Volumen von mindestens einer Milliarde Franken festhalte. Ein vierter Insider erklärte, die Bank bespreche die Entschädigungspläne auch mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma. Die Behörde wolle sicherstellen, dass die Kasse des Instituts nicht zu stark geleert werde.

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