Lieferketten Auftragsstau in der deutschen Industrie wird länger

Der Ukrainekrieg und die Corona-Lockdowns in China stören weiter die globalen Lieferketten. Für die Industrie wird das zu einem immer größeren Problem.

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In der mit Nachschubproblemen kämpfenden deutschen Industrie hat sich eine große Zahl unerledigter Aufträge angehäuft. Quelle: dpa

Die Auftragsbücher der deutschen Industriebetriebe füllen sich. Der Bestand an Bestellungen sei im März um 0,6 Prozent zum Vormonat gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Grund dafür sei die schon vor dem Krieg in der Ukraine anhaltende Knappheit an Vorprodukten, die durch die Corona-Welle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China noch verschärft wird. „Infolge anhaltender Einschränkungen durch die Corona-Krise und des Kriegs in der Ukraine haben viele Unternehmen wegen gestörter Lieferketten nach wie vor Probleme beim Abarbeiten ihrer Aufträge“, erklärten die Statistiker.

Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich dem Statisches Bundesamt zufolge um 1,2 Prozent, die aus dem Ausland um 0,3 Prozent. Seit Juni 2020 haben die Betriebe demnach von Monat zu Monat mehr neue Aufträge bekommen, als sie abarbeiten konnten. So fehlen etwa den Autobauern die begehrten Mikrochips, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können wie eigentlich möglich. Der Auftragsbestand der Industrie lag daher im März um insgesamt 20,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Eine Ausnahme bildete lediglich der Januar 2022.

Die Reichweite des Auftragsbestandes hat sich zugleich auf ein Rekordniveau erhöht. Im März markierte die Reichweite mit 8,0 Monaten „einen neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015“, wie die Statistiker betonten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 11,8 Monaten besonders hoch. Der Wert gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Falls sich die Lieferengpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte die Produktion in der deutschen Industrie durchstarten. „Das würde dann die Wirtschaftsleistung kräftig anschieben“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser. „Allerdings spricht derzeit vieles eher für eine Verschärfung der Lieferengpässe, vor allem als Folge der rigorosen Lockdowns in China, von wo Deutschland zuletzt 15 Prozent seiner importierten Vorprodukte bezog.“ Dort stauen sich etwa vor dem riesigen Handelshafen Shanghai die Containerschiffe, nachdem die Metropole in einen wochenlangen Corona-Lockdown geschickt wurde.

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