Aleppo Die humanitäre Krise verschärft sich

Der erfolgreiche Vorstoß der Rebellen hat in Syriens einstiger Wirtschaftsmetropole die Zahl der belagerten Zivilisten in die Höhe getrieben. Vielerorts sind Strom- und Wasserleitungen durch die Kämpfe beschädigt.

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In der umkämpften syrischen Stadt hat sich die humanitäre Lage weiter verschärft. Quelle: Reuters

Beirut Die erbitterten Kämpfe um die nordsyrische Stadt Aleppo haben die Lage der Bewohner weiter verschlechtert. Bombardements hätten wichtige Infrastruktur in der einstigen Wirtschaftsmetropole getroffen und zwei Millionen Menschen von fließendem Wasser abgeschnitten, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Dienstag mit.

Zwei UN-Beamte forderten eine „humanitäre Feuerpause“, um beschädigte Leitungen reparieren und Hilfsgüter liefern zu können. Die syrische Armee griff Aktivisten zufolge von Rebellen gehaltene Viertel an.

Seit islamistische Gruppen am Wochenende den Belagerungsring der Regierungstruppen um Viertel in Hand der Aufständischen durchbrachen und eine Verbindungsstraße unter Kontrolle der Regierung kappten, hat sich die Lage in Aleppo noch einmal verschärft. Verbündete von Syriens Präsident Baschar al-Assad aber auch seine Gegner brachten Verstärkung für eine erwartete neue Runde der Kämpfe in die Stadt.

Die Offensive der Rebellen habe die Zahl der Zivilisten, die in belagerten Vierteln lebten, auf nun mehr als zwei Millionen nach oben getrieben, sagten die UN-Beamten Yacoub El Hillo und Kevin Kennedy am Dienstag. Bisher war von rund 300.000 Zivilisten die Rede gewesen, die sich in von Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten befinden und von Regierungstruppen eingeschlossen seien.

Den Belagerungsring hatte Assads Armee mit Hilfe von Verbündeten im Juli geschlossen. Am Wochenende durchbrach eine Allianz aus verschiedenen und teils extremen Rebellengruppen die Front im Süden und durchtrennte zudem eine Verbindungsstraße, die die Regierungskräfte als Versorgungsroute in die Stadt genutzt hatten.

Der Kampf um Syriens größte Stadt gilt als entscheidend in dem seit 2011 tobenden Bürgerkrieg. Unklar war aber, ob die Rebellen in der Lage sein werden, ihre Geländegewinne vom Wochenende zu halten. Allerdings nagt der Durchbruch des Belagerungsrings an dem neu gewonnenen Selbstvertrauen der syrischen Truppen. Seit der Assad-Verbündete Russland die Armee mit Luftangriffen unterstützt, hat diese beträchtliches Terrain zurückerobern können.

Um die Lage für die Zivilbevölkerung etwas zu verbessern, forderten El Hillo und Kennedy entweder eine „vollwertige“ Waffenruhe oder eine wöchentliche, 48-stündige Feuerpause. In der Zeit müssten die Millionen Menschen in ganz Aleppo erreicht und die bereits stark geschrumpften Lebensmittel- sowie Medizinvorräte aufgestockt werden, schrieben die beiden UN-Mitarbeiter in einer Erklärung von Syriens Hauptstadt Damaskus aus.

Hannah Singer, die Vertreterin von Unicef in Syrien, erklärte angesichts der beschädigten Wasserleitungen: „Familien in Aleppo steuern einer katastrophalen Situation entgegen“. Sie warnte vor einem großen Risiko von Krankheiten, die über Wasser übertragen werden.

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