Ausschreitungen Hongkonger Polizei nimmt 20 Demonstranten fest

Die Polizei greift durch, nachdem die Proteste am Samstag abermals in Gewalt geendet sind. Aber auch am Sonntag machen sich Demonstranten bereit.

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Einige Demonstranten warfen Benzinbomben, Steine und Gasflaschen auf Beamte. Quelle: dpa

Hongkong Vor dem geplanten Generalstreik haben am Wochenende in Hongkong erneut Zehntausende Demonstranten gegen die pro-chinesische Regierung protestiert. Die Polizei nahm nach Angaben vom Sonntag mehr als 20 Teilnehmer fest und begründete dies mit diversen Vergehen, darunter Körperverletzung und unrechtmäßige Versammlung.

Bereits am Samstag hatten Sicherheitskräfte Tränengas auf schwarz gekleidete Demonstranten geschossen. Die Veranstalter sprachen von 120.000 Demonstranten, die im Viertel Mong Kok zusammenkamen. Die Behörden gaben die Zahl mit 42.000 an. Regierungskritiker haben für diesen Montag zum Generalstreik aufgerufen. Die Proteste richten sich gegen Regierungschefin Carrie Lam, der die Demonstranten zu große Nähe zur Führung in Peking vorwerfen.

Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua warnte, dass die „Zentralregierung nicht tatenlos zusehen wird und diese Situation weiteranhalten lässt. Wir sind festdavon überzeugt, dass Hongkong in der Lage sein wird, die vor uns liegenden Schwierigkeiten und Herausforderungen zu bewältigen."

Bei einer zweiten Kundgebung am Samstag hatten Tausende Menschen für die Polizei demonstriert, die wegen ihrer teils massiven Einsätze in der Kritik steht. Sie versammelten sich im Geschäftsviertel Causeway Bay und trugen überwiegend Weiß. Hier sprachen die Veranstalter von 90.000 Teilnehmern, die Polizei von 26.000.

„Wir sind das echte Volk von Hongkong, die nichts mit den Schlägern in schwarzen Hemden zu tun haben“, rief der pro-chinesische Abgeordnete Junius Ho der Menschenmenge zu. „Wir brauchen keine sogenannte 'HK-Revolution', wir müssen nur unser Bestes geben, das reicht.“

Die Angst vor der Polizei

Die Proteste hatten sich vor rund zwei Monaten an Plänen der Regierung für ein Gesetz zur Auslieferung von Beschuldigten nach China entzündet. Seit Mitte Juni weiten sich die Kundgebungen aus. Die Bevölkerung der früheren britischen Kronkolonie genießt seit der Übergabe an China 1997 Freiheiten wie die der freien Meinungsäußerung, die sonst in der Volksrepublik tabu sind.

Diese sehen die Demonstranten gefährdet. Meist verlaufen die Kundgebungen friedlich. Allerdings kam es auch zu Auseinandersetzungen, bei denen die Polizei auch Gummigeschosse einsetzte. Den Sicherheitskräften wird zudem vorgeworfen, sie hätten Demonstranten nicht ausreichend gegen Angriffe mutmaßlicher Bandenmitglieder geschützt.

Die Demonstranten haben als Reaktion neue Strategien entwickelt. Viele trugen am Samstag Bauarbeiterhelme und Wanderstöcke, einige auch selbstgebastelte Schilde. „Wenn die Polizei zu stark ist, werden wir verschwinden“, sagte ein Demonstrant, der seinen echten Namen nicht nennen wollte. Unter Hinweis auf ein unter den Demonstranten beliebtes Zitat des Schauspielers und Kampfkünstlers Bruce Lee erklärte er: „Sie sind ein Stein, deswegen müssen wir wie das Wasser sein.“

Mehr: Die Proteste in Hongkong treffen Xi Jinpings Modell China mitten ins Herz, findet Handelsblatt-Redakteur Torsten Riecke.

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