Schaden haben die US-Unternehmer aber (bisher) nicht genommen. Zum einen lehnt Donald Trump den Freihandel nicht per se ab, sondern „nur“ multilaterale Abkommen. Der US-Präsident bevorzugt bilaterale Verträge. In diesen nämlich können die Vereinigten Staaten besser ihre Bedingungen diktieren. Seitdem zusätzlich der Euro gegenüber dem Dollar deutlich zulegte, haben die US-Exporteure endgültig mehr Vor- als Nachteile in den vergangenen Monaten erfahren.
Durch die Bank weg freuen sich die US-Arbeitgeber über die Lockerung von Regulierungen, sowie über die Steuerreform, die die Körperschaftssteuer von 35 auf 21 Prozent senkt und großzügige Abschreibungen ermöglicht. „In innenpolitischen Fragen hat Trump wie ein gewöhnlicher Republikaner agiert“, bilanziert Ian Bremmer, Gründer und Präsident der US-Denkfabrik Eurasia Group. Er habe Auflagen der Obama-Regierung zurückgenommen, vor allem im Umwelt- und Energiebereich, habe eine Steuerreform auf den Weg gebracht und konservative wie wirtschaftsfreundliche Richter ernannt. Wenig überraschend kommt Bremmer zu dem Punkt: „Die Wirtschaft brummt.“
Wie nachhaltig das Trumpsche Wirtschaftsprogramm aber ist, wird sich in der Krise zeigen. Der Konjunkturaufschwung ist schon heute einer der längsten in der Geschichte. „Es ist nicht eine Frage, ob die Rezession kommt, sondern wann“, sagt BoA-Chefvolkswirt Ethan Harris. Trump wäre also gut beraten, die USA schon heute krisenfest zu machen. An Ansatzpunkten mangelt es nicht. Die USA leiden nach wie vor unter einer in die Jahre gekommenen Infrastruktur: Brücken, Straßen und Schulen sind teils in einem jämmerlichen Zustand.
Ein zweites großes Problem für die Unternehmen vor Ort ist der Fachkräftemangel. Schon heute können viele Arbeitgeber offene Stellen nicht besetzen, da es an geeigneten Kandidaten fehlt. Zwar hatte Trump angekündigt, die Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte zu fördern und zu fordern. Doch den Worten sind bislang keine Taten gefolgt. Ein Expertengremium soll Vorschläge für die Einführung einer Lehre sowie einer dualen Ausbildung nach deutschem Vorbild machen – doch bis heute gibt es kein entsprechendes Papier.
„Die Investition in Bildung zahlt sich im Aufschwung wie im Abschwung aus“, sagt Chefvolkswirt Harris. Boomt die Konjunktur, könne die Produktion nur mit den nötigen Fachkräften ausgeweitet werden. Schwächt sich die Weltwirtschaft ab, hätten die Arbeitnehmer mit der bestmöglichen Qualifikation die größten Chancen, ihren Job zu behalten oder einen neuen zu finden. „Wir brauchen einen großen und schnell verfügbaren Pool an top-ausgebildeten Arbeitskräften“, sagt Harris. Davon sind die USA aber weit entfernt. Es gibt für Donald Trump in den kommenden drei Jahren also viel zu tun. In der Wirtschaftspolitik, und erst recht auf der Weltbühne.