Global Terrorism Index Zahl der Terroropfer geht zurück – aber nicht in Europa

Mehr als 25.000 Menschen fielen im vergangenen Jahr terroristischen Anschlägen zum Opfer – eine schreckliche Zahl, jedoch geringer als im Vorjahr. Anders in Europa: Dort gibt es so viele Terrortote wie lange nicht.

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Die Zahl der weltweiten Terroropfer ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. In Europa wird Terror aber häufiger. Quelle: AP

Die Zahl der weltweiten Terroropfer ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. Das geht aus dem Global Terrorism Index der Londoner Denkfabrik IEP (Institute for Economics and Peace) hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach starben im vergangenen Jahr weltweit 25.673 Menschen bei terroristischen Anschlägen. Das waren 13 Prozent weniger als im Vorjahr und 22 Prozent weniger als noch 2014. Angesichts der militärischen Niederlagen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und dem Irak sieht das IEP bereits einen Wendepunkt im Kampf gegen islamistischen Extremismus gekommen.

Nicht so gut sind die Nachrichten, wenn man nur Europa betrachtet. Dort waren 2016 mit 826 Opfern so viele Terrortote zu beklagen wie seit 2002 nicht mehr, davon allein 658 in der Türkei. Es gibt aber Anzeichen, dass sich 2017 ein Rückgang abzeichnen könnte, so die Experten. Außerdem gelinge es den Sicherheitsbehörden immer häufiger, Anschläge zu verhindern. Probleme bereiten jedoch Attacken, die mit einfachen Mitteln durchgeführt werden können, beispielsweise mit Fahrzeugen.

Der größte Teil der terroristischen Aktivitäten spielt sich in Afrika, dem Nahen Osten und Asien ab. Dort ging die Zahl der Toten in vier der fünf am stärksten betroffenen Ländern teils drastisch zurück. Zweidrittel aller Terrorismusopfer fallen Konflikten im Irak, Afghanistan, Syrien, Nigeria und Pakistan zum Opfer. Trotzdem sehen die Forscher im Rückgang der Todesopfer um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, eine deutliche Besserung.

Vier der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria verzeichnen eine Verbesserung. Quelle: Global Terrorism Index

Der Abwärtstrend markiert einen Wendepunkt im Kampf gegen den radikalen islamischen Extremismus, der immer noch Hauptmotiv der meisten Terroranschläge darstellt: Vier der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria verzeichnen eine Verbesserung. Der größte Rückgang fand in Nigeria statt. Hier ging die Zahl der Todesfälle, die Boko Haram zugeschrieben werden, im Jahr 2016 um 80 Prozent zurück, Grund dafür sei vor allem eine internationale Militäroperation gegen die Miliz, heißt es in dem Bericht.

Der Irak war das einzige Land der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, in dem die Zahl der Todesfälle zunahm. Dies ist vor allem dem IS zuzuschreiben, da diese Gruppe vermehrt Selbstmordattentate und Übergriffe auf Zivilisten ausführte, um territorialen Verlust auszugleichen. Die Gesamtzahl der dem IS zugeschriebenen Todesfälle stieg 2016 um 50 Prozent und markierte damit das tödlichste Jahr seit Bestehen der Gruppe. Die Mehrzahl der Todesfälle ereignete sich im Irak, auf den 40 Prozent des Anstiegs entfielen.

Trotz des allgemeinen Rückgangs, beobachten die Forscher besorgniserregende Tendenzen: Mehr Länder als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 17 Jahren, haben mindestens einen Todesfall durch Terrorismus erlitten. Insgesamt erlebten 77 Länder mindestens einen Todesfall durch den Terrorismus, im Vergleich zu 65 im Jahr 2016.

Große Terroranschläge in Europa

Steve Killelea, Vorsitzender der IEP, warnt außerdem, dass die Situation sich in den kommenden Jahren wieder verschlimmern könnte. „Die künftige Stabilität Syriens und des Irak wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, welche Auswirkungen der Terrorismus in den kommenden Jahren haben wird“, sagt Killelea.

Der Bericht errechnet auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus. Im vergangenen Jahr betrug der verursachte Schaden 84 Milliarden US-Dollar, immerhin sechs Milliarden weniger als noch 2015. Trotz der hohen absoluten Zahlen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus im Vergleich zu anderen maßgeblichen Gewaltformen gering. So verursachen Kriege und Bürgerkriege, die der Bericht nicht berücksichtigt hundertmal mehr wirtschaftlichen Schaden, als Terrorismus.

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