Etwa 7400 Laster mit Autoteilen rumpeln jeden Werktag über die Ambassador Bridge zwischen Detroit und Kanada. Die Sattelschlepper sorgen immer wieder für ein Verkehrschaos auf der geschäftigen Strecke. Auf beiden Seiten des Flusses wird in Fabriken bis an die Kapazitätsgrenze produziert. Doch das könnte sich ändern, wenn US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr macht und Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge und Autoteile verhängt.
Zwar könnte diese Drohung ein Trick sein, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen über das Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko wiederzubeleben. Doch sie könnte auch ernst gemeint sein, hat die US-Regierung bereits Strafzölle im Wert von 50 Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro) auf chinesische Importe verhängt, ebenso wie auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus China, der Europäischen Union, Kanada und Mexiko.
Die Strafmaßnahmen gegen China treffen bereits einige Autos und Fahrzeugteile. Falls sie auch gegen die US-Nachbarländer eingeführt werden, hätte dies weitaus größere Auswirkungen: Der Automobilbau verbindet die drei seit fast einem Vierteljahrhundert.
Das US-Handelsministerium teilte vergangene Woche mit, es habe „soeben eine Untersuchung begonnen, inwiefern der Import von Fahrzeugen und Autoteilen der nationalen Sicherheit zu schaden droht. Diese Untersuchung, die noch am Anfang steht, wird dem Präsidenten Empfehlungen geben zu handeln oder nicht zu handeln.“
Sollten umfassendere Autozölle verhängt werden, unterbrechen sie nach Ansicht von Experten eine Jahrzehnte alte symbiotische Lieferkette für Fahrzeugteile. Sie lassen zudem Autopreise steigen, drosseln den Verkauf von Neuwagen, kosten Jobs in den USA, Kanada und Mexiko und bremsen angrenzende Wirtschaftszweige aus. „Es scheint so katastrophal zu werden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie es wirklich machen“, sagt Kristen Dziczek, stellvertretende Leiterin des Bereichs Arbeit und Wirtschaft im Center for Automotive Research, einer Denkfabrik der Autoindustrie in den USA.
Trump hat sein Handelsministerium mit der Prüfung beauftragt, ob die nationale Sicherheit als Rechtfertigung für die Strafzölle dienen kann. Seine Hoffnung ist, Fabrikjobs in die USA zu holen. Experten zufolge würden die Abgaben allerdings das Gegenteil bewirken: